Zachary Cavanaugh""American Football ist nichts für Maulhelden "

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Kalefeld2
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Zachary Cavanaugh""American Football ist nichts für Maulhelden "

Beitrag von Kalefeld2 »

Quelle ; Tagesspiegel Berlin 19.08.2019

" American Football ist mehr als ein Hobby, mehr als ein Sport – er ist Schule für das Leben. Unser Autor erklärt, worauf es besonders ankommt.

Zachary Cavanaugh, 33, kommt aus den USA, ist Quarterback der Berlin Adler und Trainer der U 19 des Vereins.

Sport bedeutet Leidenschaft, harte Arbeit – und Verzicht. In unserer Serie erzählen Athleten ganz persönlich, wie viel Kraft das kostet und was sie für ihre Sportart auf sich nehmen. Im neuen Teil Zachary Cavanaugh, 33, Quarterback der Berlin Adler und Trainer der U 19 des Vereins. Er begann im Alter von sieben Jahren mit American Football und ist seit mittlerweile neun Jahren als Sportler in Europa aktiv.

Seitdem ich in Berlin bin, bin ich sehr beschäftigt – mit American Football. Sieben Tage trifft man mich im Stade Napoleon an, entweder im eigenen Training oder mit der Jugendmannschaft. Ich liebe es – und bin den Adlern sehr dankbar dafür. Ich bin mir sicher: Allein schon durch das Umfeld, die Fans und die Historie werden wir bald wieder auf uns aufmerksam machen. Dass wir mit unserer U19 dieses Jahr fast im Junior-Bowl gestanden hätten, ist erst der Anfang. Zugetraut haben uns das vor der Saison die Wenigsten, eigentlich niemand. Das macht es umso cooler. Wir haben eine Entwicklung ins Rollen gebracht, an der ich noch lange mitwirken kann und möchte.

Nach meiner turbulenten Vergangenheit tut mir das gut. Mittlerweile gehe ich in meine neunte Saison in Europa. Ich war in Norwegen und Finnland, dann in Cottbus, Troisdorf, Paderborn, Hildesheim und Ljubljana. Alle ein, zwei Jahre musste ich mich an ein neues Umfeld, neue Leute und eine neue Sprache gewöhnen, aber das ist es mir Wert gewesen. Heute kann ich sagen, dass es eine der besten Entscheidungen meines Lebens war, als Football-Spieler nach Europa zu kommen.

Seitdem ich im Alter von sieben Jahren in den USA mit American Football angefangen habe, war die Sportart wie ein Lehrmeister für mich, vor allem für meine Persönlichkeit. Der Sport hat mich abgehärtet, nicht nur körperlich, sondern vor allem auch mental. Im Football habe ich gelernt, mir meiner Verantwortung auf und neben dem Feld bewusst zu sein. Der Sport lehrte mich teamfähig zu sein, mit den verschiedensten Persönlichkeiten umzugehen. Und er lehrte mich Opfer bringen zu können. Auf dem College hat man als Spieler den Großteil des Sommers verpasst. Egal ob es Reisen, Hochzeiten oder Beerdigungen anstanden – ich habe drauf verzichtet.

Seltsamerweise habe ich mit der Zeit sogar Gefallen daran gefunden, anders zu sein. Weiter zu gehen, wenn andere schon aufgehört haben, weil es ihnen zu schwierig wurde. Die Leute sehen dich ja nur an Spieltagen, aber ich mache die Arbeit, die mich erst dorthin bringt, mindestens genauso gern. Wenn ich trainiere, fühle ich mich wie in den alten Karate-Filmen, wenn sich die Kämpfer auf den entscheidenden Fight vorbereiten. Ich sehe mich als Krieger.
Der Sport stellt den Charakter auf die Probe

Und das kommt mir im Spiel zu Gute. Oft findet man sich in Mann-gegen-Mann-Situationen wieder und das bedeutet: Wer will es mehr? Wer ist besser vorbereitet? Wer ist tougher, wer kann mehr einstecken? Wer ist eher bereit seine körperliche Gesundheit für das Team, das große Ganze, zu opfern. Dafür ist nicht jeder gemacht.

Da draußen gibt es so viele Leute, die quatschen, als wären sie die Härtesten. Aber wenn das Spiel erstmal läuft, wenn man die Schulterpads trägt und auf dem Feld steht, kann jeder sehen, was der einzelne Spieler wirklich anzubieten hat. Genau das liebe ich so an diesem, meinem Sport: er stellt deinen Charakter immer wieder aufs Neue auf die Probe und legt offen, was hinter der Fassade steckt. Leute, die nur reden, aber keine Taten sprechen lassen, sind bei uns falsch aufgehoben. Es geht mir hier um eine Grundeinstellung, und das nicht bloß dem Sport gegenüber.

Meine Jugendspieler müssen verstehen, dass ich zunächst den Charakter eines Kriegers, eines Football-Spielers bei ihnen sehen will, bevor sie bereit sind, den Sport auf eine ähnliche Weise lieben zu lernen wie ich das tue. Leider verpassen die meisten Spieler in Deutschland die wichtigen frühen Jahre, wenn man bei uns in den USA auf die High School kommt und richtig loslegt. Sie sind dann in ihrer Persönlichkeit nicht mehr so formbar, wenn sie erst mit 18 oder 19 zu uns kommen, weil sie es vielleicht einmal im Fernsehen gesehen haben oder weil es gerade cool zu sein scheint. Ich versuche die Jungs im Training deswegen immer wieder unter Druck zu setzen, damit sie sich die Fragen stellen, die ich mir auf der High School gestellt habe und die mich bis heute begleiten: Strenge ich mich gerade an, weil der Coach guckt? Oder die Zuschauer? Oder gebe ich jede Sekunde mein Bestes, weil mich das aus- und besser macht? Es ist eine Kopfsache.
Leute, die aufgeben, kann ich nicht gebrauchen

Hin und wieder muss es lauter werden, wenn mir etwas nicht passt. Das gehört dazu – daraus können und müssen die Jungs lernen. Der Kritisierte muss es beim nächsten Mal halt besser machen. Tut er das wieder und wieder nicht, finde ich jemand anderen, der es kann. Das klingt vielleicht hart, aber so ist es doch heutzutage in der Welt da draußen. Ich will mich auf meine Spieler verlassen können. Außerdem soll so eine Ansage ja auch motivieren und eine Trotzreaktion auslösen. Leute, die dann aufgeben, kann ich in meinem Team nicht brauchen, so einfach. Im Berufsleben kann es ja auch rau werden, wenn jemand seinen Aufgaben nicht nachgeht.

Meine Spieler sind darauf vorbereitet. Zusammengefasst: Einen Footballer oder eine Footballerin zeichnen meiner Meinung nach vier Dinge aus: Härte, die Bereitschaft viel Zeit und Kraft in den Sport zu investieren, Teamfähigkeit und Verlässlichkeit. Wenn der Moment der Wahrheit kommt, muss man da sein. Im schlimmsten Fall verletzt du dich, aber du warst da. Im Gegenzug kann man sich aber auch einer Sache sicher sein: Your teammates will always have your back. Und das ist ein cooles Gefühl."
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