In den 90ern ist man in Hamburg aber auch in absolute Leere reingestoßen. Der HSV rannte seit 10 Jahren einem Titel hinterher und war statt auf dem Weg nach oben eher auf dem Weg ins Mittelfeld, St. Pauli war Stadtteilverein und noch nicht der Kultclub von heute, die anderen Profisportarten in Hamburg eigentlich nicht vorhanden, der Volkspark und das Millerntor waren nicht gerade die modernste Infrastruktur und Alsterdorf das höchste der Hallengefühle. Was gabs denn sonst? Cats und Phantom der Oper? Kannst du nicht vergleichen mit heute. Das Blue Devils Event war damals was besonderes, heute wäre es eins unter vielen. Und das Stadion war noch städtisch und super günstig zu haben. Klar, dass man dann das Geld woanders reinstecken konnte (in die Vermarktung und das Event) und das damals gezogen hat. Und dann wurden dann Heimspiele abgekauft, um die Panther in Soltau zu haben vor ein paar Tausend statt nach Düsseldorf zu fahren. Weiß nicht, ob sowas heutzutage denkbar wäre. Das ist aber 20+ Jahre her.DwayneChambers hat geschrieben: ↑Sa Jul 09, 2022 08:35 Aber um auf deine Frage zu antworten, denn ich habe den erwähnten GFL Hype im Norden ja miterlebt, von den 3 Euro Bowls der Devils bis zu den ganzen Meisterschaften und den dann steilen Fall. Innerhalb Hamburgs wurde der Hype gut genutzt. Man hatte unfassbar starke und kreative Merch Linien, die jährlich wechselten. Das Merch hatte eine eigene Abteilung bei Karstadt, die Gamedays waren hochgradig professionell umgesetzt (Man denke alleine an die Holsten Becher mit den mega Designs. Habe davon heute noch welche und der Druck ist immer noch vorhanden). Man hatte eine für die Zeit revolutionäre Homepage und kleine Gimmicks wie die Gameday Poster zum ins Auto legen, wo immer das Maskottchen der Gegner auf die Schippe genommen wurde und sah an Spieltagen in der ganzen Stadt Autos mit Devils Fahnen, lange bevor dies bei der WM alle mit Länderfahnen hatten. Wir sind damals mit so vielen Devils nach Kiel, dass die komplette Gegengerade voll war. Also: der Hype war real, zumindest hier.
Dann probierte noch die NFL-E die Vorarbeit abzuschöpfen in dem man sich kreativ "Hamburg Sea Devils" nannte, aber das war ja auch nur halbgar.
Ein paar Teams haben es ja dann mit Christoph Anders als Vermarkter probiert und wurden damit versenkt. Kiel, Köln... Man kann aber nicht draus schließen, dass weil es an einem Standort klappt es dann an allen klappt. Und im Endeffekt wurde Hamburg - Braunschweig zu einer einsamen Welt in die dann nur noch Köln zwischenspuckte, aber sonst?Und da fing das Problem an, denn bis auf Hamburg gab es nur ansatzweise Braunschweig die auf ähnlichen Level vermarktet haben. Dann kam erst Mal laaaange nichts. Man hat sich schon damals gefragt, warum die Liga es nicht schafft einen TV Deal abzuschließen. Warum die Internetseiten der Liga amateurhafter waren als der Teams. Warum es kein GFL Forum gab, samt Chat, was zu der Zeit der heiße Scheiß war. Warum es Raubtiermentalität bei den Teams geben konnte, ohne Ausbildungsentschädigung wie beim Fußball.
Inzwischen ist Hamburg ja bei viel Event angekommen, dafür aber eher bei sportlicher Leere. Fußball reichts nur für zweite Liga, das DEL-Team wieder eingestampft, Handball war kurz gut, dann hat aber der Mäzen rausgezogen, da gings erstmal abwärts und man kommt nun als kleineres Team wieder hoch, bliebe aktuell nur BBL, wo es aber einiges brauchen dürfte um an Alba und Bayern vorbei Titel zu holen.
Letztendlich ist das doch aber in der ELF jetzt genau so. Wie viele Fire hast du und wie viele Reus Dragons? Und wie lange kannst du das Gleichgewicht halten, Wobei man Düsseldorf und Frankfurt eh nochmal schauen müsste, wie sie ziehen würden, wenn sie sich nicht ins gemachte Namensnest gesetzt hätten und da die Düsseldorf Carnivals gegen die Frankfurt Bembels spielen würden.Und ich weiß Fighti, in Hamburg wurde völlig schlimm gewirtschaftet, weswegen man auch mehrfach insolvent ging. Aber hätte die Liga als solches ein einheitliches Niveau bei der Vermarktung gehabt, so wie es die ELF jetzt versucht (wenn auch nicht hinbekommt), dann hätte das durchaus was werden können.
Es scheitert bei den Vereinen insgesamt weniger am Willen als an den finanziellen Möglichkeiten. Ich glaube nicht, dass die Huskies als sie GFL gespielt haben sich gedacht haben "Ah, Hammer Park, reicht." Sondern schlicht angesichts der miserablen Infrastruktur in Hamburg keine bezahlbare Alternative haben. Selbst Trainingsplätze waren ja lange genug ein Problem.Ich für meinen Teil habe zeitweise damit abgeschlossen zu glauben, dass es jemals wieder Football in Hamburg vor großem Publikum geben wird. Die ELF kam da halt wie gerufen, denn in der GFL wird sich das nachweislich niemals ändern. Ich gönne jeden den Spaß, wenn er zu den Huskies geht und dort Kaffee Kuchen macht. Bin da ja auch gerne Mal. Aber ich will die große Bühne wieder. Die Party im Stadion. Das Gefühl wie damals, zu einer großen Gemeinschaft zu gehören, die als Einheit in andere Städte fährt und dort ein Fahnenmeer produziert. Vielleicht bin ich auch einfach nostalgisch und naiv. Aber lass den Leuten doch diesen Funken Hoffnung, anstatt Ihn ständig zu zerreden.
Und auf die EFL bezogen, auch außerhalb Hamburgs: der Fußball sitzt ja an jedem Standort bei den großen Stadien selber an der Stadion-Preisschraube. Mal sehen wie gewillt man ist, da Konkurrenz wachsen zu lassen. Das ist nicht zerreden, das ist die nüchterne Realität.