Anderl hat geschrieben:Vereinswechsel sind per se nichts Schlimmes, wenn aber Spieler (ausdrücklich: keine "Imports") weit über den Bereich des "ÖPNV" hinaus wechseln, ohne ihren "Lebensmittelpunkt" (oops, wieder der böse "Steuerbegriff") zu ändern und das in einer Amateursportart, dann kann man wohl schon mal die Stirn runzeln, ohne gleich als Nestbeschmutzer hingestellt werden zu dürfen!
Das gibt es in allen Sportarten, daß ein Sponsor/Gönner/Fan/Hooligan einem Spieler "seines" Vereins einen Arbeitsplatz verschafft oder einen Studienplatz inkl. Platz im Wohnheim (wohlgemerkt: nur "Platz", nicht Bezahlung) vermittelt. Das wäre dann aber "Verlegung des Lebensmittelpunktes" und auch nicht anrüchig, so ist halt das Leben/die Realität!
Mir liegt es fern, irgendjemanden als Nestbeschmutzer hinzustellen und eine kritische Sicht ist immer eine vernünftige Art sich mit Dingen auseinander zu setzen.
Trotzdem denke ich, dass es völlig legitim ist, dass Spieler weit über den Bereich des ÖPNV wechseln, ohne ihren Lebensmittelpunkt zu verlegen. Einfach weil sie "einen Schuss auf den GB" haben wollen. Oder der Meinung sind, in dem Team/Verein passt es einfach besser. Dazu muss ich einfach nicht zwingend den Lebensmittelpunkt verlegen.
Vor allem, weil es nicht immer so einfach mit Umzug und Arbeitsplatzwechsel getan ist. Viele Spieler sind ja auch Studenten, da ist zB doch recht nachvollziehbar, dass sie nicht die Uni wegen einer (oder mehrere) Saisons Football wechseln werden. Konkretes Beispiel, wir sind ja in einem München betreffenden Diskussionsfädchen: Ich kann doch in München leben und trotzdem in Schwäbisch Hall, Stuttgart oder im Allgäu spielen, wobei eher nur Schwäbisch Hall rein von der kürzeren Vergangenheit als grundsätzlich legitimer GB-Aspirant gesehen werden dürfte.
Anderl hat geschrieben:
Aber andere Sachen wären m.E. viel dringlicher:
Der Verband (nochmal: der "Verein der Vereine") wäre gut beraten, seine eigenen Anforderungen an GFL-Zugehörigkeiten zu überdenken (z.B. Stadiongröße), zu modernisieren (z.B. Stichwort "Nachhaltigkeit", anstatt geforderte Jugendarbeit schon mit einem U11-5er-Flag-Team abzunicken - ich weiß, etwas überspitzt, im Grund aber zumindest nicht ganz unrichtig bzw. diskussionswürdig, was man von den "Vorzeigevereinen" des AFVD verlangen kann und muß!) und vor allem nachvollziehbar (Abschaffung von Ausnahmen und "Grüner-Tisch-Mauscheleien" bei der Lizenzvergabe) zu gestalten!
Allein von der (geforderten) Stadiongröße (die ich für absolut überzogen halte) müßte man (ohne das jetzt genau nachgecheckt zu haben) wohl mindestens die Hälfte der GFL-Mannschaften rausschmeißen.
Damit hast du natürlich auch wieder völlig recht. Leider glaube ich persönlich, dass sich da nie wirklich etwas ändern wird, denn es sind in meinen Augen gegenseitig bedingende Systeme:
Den Vereinen ist es in allererster Linie wichtig, ihre Vereinsinteressen bestmöglich vertreten zu wissen und durchsetzen zu können, auf deren Agenda kommen die Eigeninteressen auf Punkt 1 - 5. Danach wird vielleicht mal an Football als solches in D gedacht (natürlich gibt es auch immer mal die rühmlichen Ausnahmen).
Der Verband will auf der anderen Seite natürlich besonders stark und repräsentativ sein, so dass er in seiner
Wichtigkeit gebührend wahr genommen wird. Also müssen dann Leute in Posten und Ämter gehoben -- ähm -- gewählt werden, die auf der einen Seite bereit sind, genug Zucker an die Vereine zu verteilen, auf der anderen Seite aber stark die Eigeninteressen des Verbandes vertreten können.
Leider geht es bei beiden Seite herzlich wenig darum, dass Football wirklich mal in "die Mitte der Gesellschaft" kommt. Meine Vermutung: Schlussendlich gefällt sich der D Football als das "kleine gallische Dorf", als das man sich sieht.
Terry Tate hat geschrieben:Man hatte gesagt, man kann PO Teilnahme auch "günstiger" (nicht nachhaltiger) erreichen, entlässt den Trainerstab etc.....und heuern dann doch wieder einen Trainerstab und etliche Spieler an. Das ist ja das nervige.
Weiß irgendjemand, was mit den, so weit ich das überblicke, größtenteils deutschen Position Coaches geschehen ist? Sind die dabei geblieben oder sind die auch von der "Entlassung" betroffen gewesen?
Lamer hat geschrieben:
Beim Football haben wir verglichen mit anderen Sportarten riesige Kader, die können die wenigsten Vereine voll finanzieren, auch nicht in der GFL. Umso wichtiger ist die stabile Basis, aber die vergessen zum einen die Vorstände gerne (da haben die Cowboys in der Vergangenheit definitiv geschlafen), aber auch ein Großteil der Spieler. Bzw. die Spieler vergessen es nicht, sondern ihnen ist es egal.
Ich bin davon überzeugt, dass wenn Kommunikation und Abstimmung in einem ordentlichen Maß vorhanden sind, dann läuft man in diese offenen Messer eher nicht rein.
Lamer hat geschrieben:
Ich habe bisher bei drei Vereinen gespielt (nur wegen beruflichen Gründen gewechselt) und in jedem Verein war es gleich. Wenn es gut läuft, kommt ein Schwung Spieler von anderen Vereinen bei denen "alles schlecht" ist. Häufig von Vereinen eine Liga höher, die gegen den Abstieg spielen. Sobald es dann nicht mehr gut läuft, z.B. weil nach einem Aufstieg und der tollen Feier doch das Leistungslimit des Kaders erreicht ist und der Vorstand "verpennt hat" As zu bestellen, verschwinden sie wieder zu einem anderen Verein. Ich hab auch schon Spieler erlebt die nach zwei Spielen auf der Bank den Verein gewechselt haben, anstatt sich wenigstens die Saison noch durchzubeissen.
Mal von abgesehen von solchen Spezialagenten, die nach zwei Spielen den Verein wechseln … auch hier denke ich, dass es wesentlich weniger Wechselbewegungen geben würde, wenn ein Vorstand seine Basis (gerade die Spieler) mit ins Boot holt und diese dann auch Entscheidungen Mitgestaltung können (natürlich immer im Rahmen der Möglichkeiten des Vereins). Man muss halt Ziele und die dementsprechenden Projekte klar benennen und definieren und wenn es heißt, die nächsten x Jahre werden wir eine Umgestaltung/Neuaufbau des Vereins in Angriff nehmen und jeder der will kann und soll Aufgaben übernehmen, dann werden nicht so viele Spieler zu anderen Vereinen gehen, sicherlich werden auch nicht alle bleiben, aber man wird nicht solch einen Exodus erleben.
Lamer hat geschrieben:
(Bei den Cowboys hätte man in den letzten Jahren Grund genug gehabt zu wechseln und auf den Vorstand zu schimpfen, denn da wurde sich darauf ausgeruht, dass man der Ligenhöchste in der Region ist und die Spieler schon irgendwoher kommen. Dass jetzt so viele den Verein verlassen ist nur, weil sie Angst vor einer sportlich schlechten Saison haben. So werden wir leider nie wissen, ob der Vorstand nicht richtig lag mit der Einschätzung dass sie das gleiche mit weniger Geld hätten erreichen können. Wir wissen aber, dass sie sich beim Charakter ihrer Spieler böse verschätzt haben)
Ich denke, dass die meisten Spieler, gerade in den höheren Ligen doch recht gut abschätzen können, wie der Sasionverlauf wahrscheinlich aussehen wird und auf Grund dieser Annahme dann eine Entscheidung treffen, ob sie dabei bleiben oder nicht.
Die Aussage des Vorstandes der Cowboys las sich ja recht eindeutig, im Sinn, dass es weniger Imports und Importcoaches als in den letzten Jahren geben solle …
Meine Vermutung: Etliche Spieler haben dann angenommen, dass die Gleichung "gleiches Ergebnis bei deutlich geringerer Investition" nicht aufgehen wird, denn dazu muss man kein Raketenwissenschaftler sein, dass man erkennen konnte, dass gerade die Imports bei den Cowboys einen wirklich sehr großen Anteil auf dem Feld für das Erreichen der POs hatten (was natürlich und grundsätzlich für sehr viele Teams zutrifft). Vielleicht sieht man die Wahrscheinlichkeit ohne Imports auf dem Relegationsplatz zu landen als ziemlich hoch an (auf die Spieler bezogen, der Vorstand sah das vor ein paar Monaten ja grundsätzlich anders), unabhängig davon, wie es denn dann wirklich verlaufen wäre.
Wenn meine vermuteten Annahmen irgendwo stimmen sollten, dass kann man daraus aber eins ziemlich sicher ableiten:
Zwischen Vorstand und Spieler klafft eine riesige, wenn nicht sogar teilweise unüberbrückbares, Kluft, zu wenig Kommunikation, zu wenig Abstimmung, zu wenig gemeinsame Entscheidungen.
Daraus folgt (ganz platt): Entweder Vorstand scheiße oder Spieler scheiße, im tragischsten Fall beide scheiße.