_pinky hat geschrieben:
An der Faßgeschichte hängt nicht nur die Abfüllanlage, sondern auch die Reinigungsanlage, die Hallenkapazitäten, die Wartung, das Liefer- und Rücknahmewesen etc.pp. Bei Fässern muß außerdem zu viel Hand angelegt werden.
Als ich vor gut 30 Jahren mal in der Gastronomie tätig war, gab es bei Wolters und Feldschlößchen (Braunschweig) schon Tankwagen für Bier (neben dem Faßbier..) Da hatte der Gastronom einen Biertank im Keller, der dann per Schlauch betankt wurde. Und die Tankwagen wurden meiner Erinnerung nach auch beim Braunschweiger Altbierfest - sowas gabs mal ^^ - eingesetzt. Da waren dann fünf oder sechs Zapfstände an den Wagen angeschlossen...
thomsen hat geschrieben:
die fehlende auslastung der abfüllanlagen mit qualitativ höherwertigem bier zu stemmen ist in sofern schwierig, weil du dieses bier ja auch erstmal verkaufen können musst. der markt schrumpft, also biermischgetränke z.b. oder discounter!
die discounter schreiben aus: soundso viel hl pro jahr mit der qualität... wer machts???
Im Zweifelsfall sind die Kunden schuld.
Solange Leute tatsächlich Billigbier verlangen - oder sowas grausames wie Hefe mit zugesetztem künstlichem Grapefruitarome *schauder* - solange werden sich dafür auch Anbieter finden und Brauereien die es herstellen.
Aber die freie Entscheidung sowas zu produzieren liegt aber dennoch bei der Brauerei. Ich weiß, "Auslastung von Braukapazitäten yadda yadda.." - alles sehr Betriebswirtschaftlich.. Das Problem ist, daß durch zu sehr auf betriebswirtschaftliche Faktoren wie Gewinnmaximierung oder Kostenminimierung ausgerichtete Produzenten oftmals die Qualität nicht in ihre Berechnungen einbeziehen. Siehe Lebensmittelindustrie. Auf die Weise kommt dann das Pferd in das Fertignudelgericht.
Der Trend geht heutzutage aber langsam eher in die andere Richtung. Man will wieder wissen wie das Schwein hieß, aus dem die Wurst gemacht ist die man ißt.
Einer der Gründe, warum der Bierkonsum gesunken ist, dürfte - unter anderem - auch die Vernachlässigung regionaler Marken sein. Siehe z.B. Holsten / Carlsberg und ihre Aufkäufe... wenn dann das Astra nicht mehr wie Astra schmeckt (oder Feldschlößchen BS nicht mehr wie Feldschlößchen BS) dann wechselt der Kunde schonmal die Marke oder das Getränk.. oder auch, weil ihm einfach der Aufkauf der heimischen Brauerei durch eine fremde Großbrauerei nicht paßt und er lieber "ein Bier von hier.." trinken will.
Weiterverkäufe und Schließungen solcherart aufgekauften Brauereien sind ja ein Indiz dafür, daß das Konzept der großen Brauereikonzerne zur Zentralisierung nicht unbedingt aufgegangen ist.
Siehe:
Wolters. Ein gutes Beispiel dafür, wie man dem Trend weg vom Bier scheinbar auch entgegenwirken kann. Nachdem die Belgier es geschluckt hatten, sollte die Brauerei dicht gemacht werden, obwohl sie Gewinne erzielte. Wo ist da bitte vernünftiges betriebswirtschaftliches Handeln? Einziges Ziel kann es da doch gewesen sein, durch die Übernahme einen Konkurrenten vom Markt zu nehmen um Platz zu machen für ein eigenes Produkt. Als dann der Volksaufstand losging, und InBev wohl klar wurde, daß sie in der Region Braunschweig vermutlich keine Flasche mehr verkaufen würden, auch wenn Wolters vom Markt verschwunden wäre, haben sie dann die Fortführung von Wolters als Privatbrauerei ja sogar dadurch unterstützt, daß sie die Kaufsumme als günstigen Kredit zur Verfügung gestellt haben. Ergebnis: Wolters ist nicht nur weiterhin hin der Region vertreten, sondern macht wohl auch genügend Umsatz, um diverse Sportvereine und -veranstaltungen mit nicht gerade kleinen Summen zu sponsorn. Und daß, obwohl sie kein Billigbier oder Mixbier (außer Radler) im Sortiment haben.
thomsen hat geschrieben:habe ich doch auch kein problem, gerade die kleineren brauereien leben ja davon, dass sie was "anderes/besseres" anbieten. "nische" nennt man dies und wenn die nicht von den grossen geschluckt werden haben wir alle was davon.
vobei ich mir gerade die frage stelle: wer oder was ist eine grossbrauerei?
woran mach ich das fest? konzern? hl? hmm...
Einfach mal im Who is who nachschlagen und schauen, wer da alles wem gehört...
Zu "Großbrauereien" gehören auf jeden Fall Carlsberg, Heineken und InBev als auch die von ihnen übernommenen Brauereien. Zumindest die, welche nicht komplett in Eigenregie und unter Beibehaltung ihrer jeweiligen speziellen Produktpalette geführt werden. Ansonsten könnte man als Kriterien zum einen den Hl Ausstoß, zum anderen die Vermarktungsreichweite heranziehen. Wer sein Bier in allen Bundesländern in großem Rahmen anbietet, hat sich den Titel "Großbrauerei" m.E. verdient. Oder einfach schauen, von wen überregional Werbung im Fernsehen gemacht wird
Wenn der Werbeetat dafür ausreicht, kann man auch von "Großbrauerei" sprechen..
Spaßigerweise scheint die Fernsehwerbung zumindest bei mir (und bei Bier...) keinen Erfolg zu haben. In meiner langjährigen Karriere als Biertrinker - Gerüchten zufolge setzte mich mein Vater als ich grad mal zwei Jahre alt war auf einen Tresen und ließ mich mal nippen; das war 1962... - habe ich nie regelmäßig Bier (oder bierähnliche Getränke wie Weizen, Kölsch etc.) getrunken, welches im Fernsehen beworben wurde. Wenn, dann nur weil kein richtiges Bier erhältlich war.
Eine Bieranekdote aus meiner Jugend: in den späten 70ern - als ich sogar noch zu den Rundballtretern der Eintracht in Braunschweig ging - finanzierten zwei Freunde und ich den Bierkonsum im Stadion dadurch, daß wir Palettenweise Hansa Pils - Kategorie: Ziegenpisse - einkauften (0,50 DM pro 0.33er Dose) und dieses dann im Stadion an die in der Kurve neben uns stehenden Altherrenfans für 1,00 DM pro Dose weiterverkauften. So mußten die nicht während des Spiels zum Bierstand und haben nichts vom Spiel verpaßt.. und unser Gewinn wurde dann in gezapftes vom Bierstand umgewandelt... Selbst getrunken haben wir das Hansa Pils nur äußerst selten...
Das waren noch Zeiten, als man mit zwei Plastiktüten voll Dosenbier ins Stadion gehen konnte und es kein Schwein interessiert hat