Eine Spieler-Revolte überschattet die Vorbereitung der Cologne Crocodiles auf die Ende Mai beginnende Saison in der German Football League (GFL).
Es geht ums Geld, die drohenden Folgen: Nach dem 14-köpfigen Trainer-Team um Headcoach David Odenthal könnten mehr als 60 Spieler den Halbfinalisten um die German Bowl des Vorjahres verlassen, der auch in diesem Jahr zu den Titelaspiranten zählt!
Der Hintergrund: Am 23. Dezember stellte der Vorstand mit ProSieben-Kommentator Jan Stecker, Christian Kohn und Kadia Ghadamgahi den Trainern ein Ultimatum: Bis zum 31. Dezember mussten sie sich entscheiden, ob sie mit einem Personal-Etat von nur noch 85.000 Euro arbeiten wollen.
Oder gehen. „Uns wurde ein sehr kurzer Entscheidungskorridor gesetzt, entweder drastische Budget-Minderungen zu akzeptieren oder die Zusammenarbeit aufzuheben“, sagt Odenthal.
Dieses Vorgehen, „das nicht darauf schließen ließ, dass man an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert ist“, und eine Etat-Minderung um 50.000 Euro im Vergleich zur Vorsaison, die die Wettbewerbsfähigkeit in der GFL stark gefährdet, führten dazu, dass das komplette Trainer-Team das Handtuch warf.
Erklärungsversuch des Vorstands an die Fans via Social Media: „Trotz nicht ganz einfacher Umstände (…) ist es uns in sehr konstruktiver Zusammenarbeit mit unseren bestehenden sowie neuen Sponsoren gelungen, erneut ein ordentliches und finanziell solides Budget für unseren Verein und auch für die GFL-Mannschaft zusammenzustellen. Leider wurde dies vom Headcoach David Odenthal, trotz intensiver Gespräche, als für ihn nicht ausreichend zurückgewiesen.“
Die Mannschaft gibt sich damit nicht zufrieden. In aller Eile wurde eine WhatsApp-Gruppe gegründet, darin heißt es: „Mitglieder dieser Gruppe haben quasi eine Petition unterschrieben, bei der sie ihre Unterstützung den Coaches gegenüber ausdrücken und sagen, dass sie, falls die Coaches nicht bleiben, nicht für die Cologne Crocodiles in 2023 spielen“.
61 Spieler haben sich bisher beteiligt mit dem Ziel, dass es doch noch zu einer Einigung kommt. Im Klartext: der Vorstand einen Etat in Höhe des Vorjahres (130.000 Euro) zur Verfügung stellt. Vor allem, um nach den Abgängen von drei Offense-Leistungsträgern – Quarterback Chris Strong sowie die Wide Receiver Aaron Jackson und Jarvis McClam – neue Importspieler aus den USA zu verpflichten. Und deshalb die Coaches zurückkehren.
Was der Mannschaft übel aufstößt: Hauptsponsor Wolfgang von Moers, Geschäftsführer eines Immobilien-Unternehmens und in den 80er-Jahren selbst als Spieler für die Crocodiles aktiv, hat sein finanzielles Engagement zwar im Vergleich zur Vorsaison um eine mittlere fünfstellige Summe erhöht.
Die kalkulierten Gesamt-Sponsoreneinnahmen für 2023 belaufen sich nach BILD-Info auf rund 270.000 Euro. Trotzdem wurde der Spieler-Etat um 50.000 Euro gekürzt. Hauptgrund: Schulden in Höhe von 50.000 Euro.
Die Spieler wundert nicht nur, dass diese auf einen Schlag statt in Raten auf mehrere Jahre verteilt abbezahlt werden sollen. Sondern fragen sich auch, wie diese überhaupt entstanden sind. Für Aufklärung soll ein Krisentreffen am Sonntagabend sorgen, an dem neben Vertretern des Vorstands und Sportdirektor Dirk Ghadamgahi auch mehrere Spieler und Trainer sowie Sponsor von Moers teilnehmen. Er bringt einen Finanzexperten mit, der die Klub-Zahlen unter die Lupe nimmt.
Scheitert der Schlichtungsversuch, droht den Crocodiles der Abstieg – sofern überhaupt noch genügend Spieler zur Verfügung stehen. Die Konkurrenz wittert längst ihre Chance, versucht Trainer und Spieler aus Köln anzuwerben. Die Quittung könnte der Vorstand schon am 15. Januar bekommen. Dann stehen Neuwahlen an.