Re: Corona-Virus
Verfasst: Mi Aug 05, 2020 12:46
An verschiedenen Stellen in diesem und anderen Threads wurde gefragt, worin sich Football von anderen Sportarten unterscheidet, bei denen eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs, wenn auch mit Auflagen, sich abzeichnet.
Hierzu sind mMn. insb. zwei Punkte zu nennen:
1. ) Verbandsarbeit
2.) An einem Footballspiel beteiligte Personenzahl
Punkt 1 möchte ich nicht weiter ausführen. Dazu hat sicher jeder seiner eigene Meinung. Die Behauptung, dass es durchaus einen großen Teil der in D. am Footballsport beteiligten Menschen gibt, der es anzweifelt, dass der AFVD als Dachverband das Wohl des Footballs als oberste Priorität ansieht, ist wohl nicht abwiegig. Somit kann man davon ausgehen, dass andere Dachverbände möglicherweise geschickter agieren und diese Sportarten daher auf einem besseren Weg sind.
Weitaus wesentlich entscheidender ist aber Punkt 2. Die derzeitigen Maßnahmen im Sport fokussieren sich sehr stark auf die Anzahl der Teilnehmer an Events (Spieltagen, Trainings). Das ist für den Football ein entscheidendes Hindernis, denn die bei einem Footballspiel beteiligte Personenzahl ist um einiges größer, als in allen anderen mir bekannten Sportarten. Das liegt an der extrem arbeitsteilig und spezialisiert angelegten „Arbeitsplatzbeschreibung“ der jeweiligen Spieler. Das hat zur Folge, dass nicht einfach jeder Spieler jede Position auf einem Footballfeld ausfüllen kann. Einen CB als OLiner einzusetzen, macht in den meisten Fällen sportlich keinen Sinn. Klar, auch in anderen Sportarten haben die meisten Spieler eine Position, aber der Drop-Off, wenn ein Stürmer im Fußball oder ein Guard im BB auf einmal in die Abwehr bzw. auf Center geht, dürfte nicht so hoch sein, wie im oben zitierten Footballbeispiel.
Hinzu kommt, dass eine Footballmannschaft im Prinzip aus mindestens zwei Teams besteht (O&D), plus, mit Überschneidungen, noch den Special Teams. Somit sind selbst in einem Spiel in unteren Ligen schonmal 20+ Personen pro Team involviert. Dann kommen noch die Trainer und Schiris dazu, womit wir locker über 50 Personen kommen. Auswechselspieler noch nicht mit eingerechnet. Wie viele Menschen sind dagegen bei einem Fußball, Handball, Basketball, Tennis oder sonst was Spiel dabei? Es werden deutlich weniger sein.
Aufgrund der immensen körperlichen Belastung, die ein Footballspiel verursacht, können wir auch nicht einfach die maximal zugelassene Zahl der Spieler pro Team per Regelwerk beliebig weit nach unten setzen.
Ändert sich nichts Grundlegendes an den Bestimmungen und Vorgaben aus der Politik (und ob das kommt, steht in den Sternen), ist, bis ein Impfstoff vorhanden ist, der komplette Spielbetrieb im Football in Gefahr.
Gibt es Auswege aus diesem Teufelskreis? Punkt 1 zu ändern wird schwer und verhindert vermutlich auch die folgend aufgezeigten Denkansätzen für ein worst-case Szenario, dass ein Impfstoff noch lange auf sich warten lässt. Trotzdem lohnt es sich zu überlegen, wie man Punkt zwei angehen könnte:
a) Reduzierung der Spielerzahl auf dem Feld* : Man spielt 9-9 oder 7-7. Das reduziert zwar die taktische Vielfalt und würde das Spiel, wie wir es bisher kennen, stark verändern. Aber die benötigte Spierzahl pro Team würde sich sofort spürbar reduzieren. Das würde übrigens auch verhindern, dass Teams kaputt gehen, die nicht genügen Spieler dauerhaft rekrutieren können und neuen Teams den Einstieg erleichtern. Außerdem würde das Spiel athletischer werden und neue Taktikten nötig machen.
b) Reduzierung der Spielzeit: Dauert ein Spiel nicht mehr 48 Minuten, ist es vielleicht mehr Spielern möglich, both-ways zu spielen, was wiederum dazu führt, dass ein Team insgesamt nicht mehr so viele Spieler braucht und sich darüber die Zahl der Menschen pro Spiel reduziert. Das würde das Spiel als solches nicht verändern. Möglicherweise wäre es auch für Zuschauer attraktiver, wenn ein Spiel vielleicht nicht 2,5h, sondern nur 1,5h dauert. Positiver Nebeneffekt: Double- oder Trippleheader werden einfacher möglich.
Die Football-Puristen werden jetzt sicherlich auf die Barrikaden gehen und sagen, dass die in a und b vorgeschlagenen Versionen kein echter Football sei. Ich stimme dem teilweise zu. Aber ist Football in Form von a oder b nicht besser, als gar kein Football?
* = Fun Fact: Viel wurde im Forum schon geschrieben über AF bei Olympia. Das wird niemals passieren, solange die oben beschriebenen Zustände herrschen, dass an einem Footballspiel so viele Menschen aktiv beteiligt sind. Denn bei allen Vorwürfen, ist sich das IOC darüber bewusst, dass es nicht endlos mit seinem Gigantismus weiter machen kann und Sportarten, die viele Personen benötigen, es sehr schwer haben werden, olympische Sportart zu werden. Bestes Beispiel dafür, wie man damit umgehen kann, ist Rugby. Da stehen zwar eigentlich sogar 30 Spieler auf dem Feld, aber in der olympischen Version spielen die 7-7! Das sieht natürlich anders aus, als „echtes“ Rugby, aber stellt euch mal vor, was das (finanziell und medial) für den Footballsport in Deutschland bedeuten würde, wenn er eine olympische Disziplin werden würde (wer sich dafür interessiert, schaue sich mal die Sportförderrichtlinien in D an…).
Hierzu sind mMn. insb. zwei Punkte zu nennen:
1. ) Verbandsarbeit
2.) An einem Footballspiel beteiligte Personenzahl
Punkt 1 möchte ich nicht weiter ausführen. Dazu hat sicher jeder seiner eigene Meinung. Die Behauptung, dass es durchaus einen großen Teil der in D. am Footballsport beteiligten Menschen gibt, der es anzweifelt, dass der AFVD als Dachverband das Wohl des Footballs als oberste Priorität ansieht, ist wohl nicht abwiegig. Somit kann man davon ausgehen, dass andere Dachverbände möglicherweise geschickter agieren und diese Sportarten daher auf einem besseren Weg sind.
Weitaus wesentlich entscheidender ist aber Punkt 2. Die derzeitigen Maßnahmen im Sport fokussieren sich sehr stark auf die Anzahl der Teilnehmer an Events (Spieltagen, Trainings). Das ist für den Football ein entscheidendes Hindernis, denn die bei einem Footballspiel beteiligte Personenzahl ist um einiges größer, als in allen anderen mir bekannten Sportarten. Das liegt an der extrem arbeitsteilig und spezialisiert angelegten „Arbeitsplatzbeschreibung“ der jeweiligen Spieler. Das hat zur Folge, dass nicht einfach jeder Spieler jede Position auf einem Footballfeld ausfüllen kann. Einen CB als OLiner einzusetzen, macht in den meisten Fällen sportlich keinen Sinn. Klar, auch in anderen Sportarten haben die meisten Spieler eine Position, aber der Drop-Off, wenn ein Stürmer im Fußball oder ein Guard im BB auf einmal in die Abwehr bzw. auf Center geht, dürfte nicht so hoch sein, wie im oben zitierten Footballbeispiel.
Hinzu kommt, dass eine Footballmannschaft im Prinzip aus mindestens zwei Teams besteht (O&D), plus, mit Überschneidungen, noch den Special Teams. Somit sind selbst in einem Spiel in unteren Ligen schonmal 20+ Personen pro Team involviert. Dann kommen noch die Trainer und Schiris dazu, womit wir locker über 50 Personen kommen. Auswechselspieler noch nicht mit eingerechnet. Wie viele Menschen sind dagegen bei einem Fußball, Handball, Basketball, Tennis oder sonst was Spiel dabei? Es werden deutlich weniger sein.
Aufgrund der immensen körperlichen Belastung, die ein Footballspiel verursacht, können wir auch nicht einfach die maximal zugelassene Zahl der Spieler pro Team per Regelwerk beliebig weit nach unten setzen.
Ändert sich nichts Grundlegendes an den Bestimmungen und Vorgaben aus der Politik (und ob das kommt, steht in den Sternen), ist, bis ein Impfstoff vorhanden ist, der komplette Spielbetrieb im Football in Gefahr.
Gibt es Auswege aus diesem Teufelskreis? Punkt 1 zu ändern wird schwer und verhindert vermutlich auch die folgend aufgezeigten Denkansätzen für ein worst-case Szenario, dass ein Impfstoff noch lange auf sich warten lässt. Trotzdem lohnt es sich zu überlegen, wie man Punkt zwei angehen könnte:
a) Reduzierung der Spielerzahl auf dem Feld* : Man spielt 9-9 oder 7-7. Das reduziert zwar die taktische Vielfalt und würde das Spiel, wie wir es bisher kennen, stark verändern. Aber die benötigte Spierzahl pro Team würde sich sofort spürbar reduzieren. Das würde übrigens auch verhindern, dass Teams kaputt gehen, die nicht genügen Spieler dauerhaft rekrutieren können und neuen Teams den Einstieg erleichtern. Außerdem würde das Spiel athletischer werden und neue Taktikten nötig machen.
b) Reduzierung der Spielzeit: Dauert ein Spiel nicht mehr 48 Minuten, ist es vielleicht mehr Spielern möglich, both-ways zu spielen, was wiederum dazu führt, dass ein Team insgesamt nicht mehr so viele Spieler braucht und sich darüber die Zahl der Menschen pro Spiel reduziert. Das würde das Spiel als solches nicht verändern. Möglicherweise wäre es auch für Zuschauer attraktiver, wenn ein Spiel vielleicht nicht 2,5h, sondern nur 1,5h dauert. Positiver Nebeneffekt: Double- oder Trippleheader werden einfacher möglich.
Die Football-Puristen werden jetzt sicherlich auf die Barrikaden gehen und sagen, dass die in a und b vorgeschlagenen Versionen kein echter Football sei. Ich stimme dem teilweise zu. Aber ist Football in Form von a oder b nicht besser, als gar kein Football?
* = Fun Fact: Viel wurde im Forum schon geschrieben über AF bei Olympia. Das wird niemals passieren, solange die oben beschriebenen Zustände herrschen, dass an einem Footballspiel so viele Menschen aktiv beteiligt sind. Denn bei allen Vorwürfen, ist sich das IOC darüber bewusst, dass es nicht endlos mit seinem Gigantismus weiter machen kann und Sportarten, die viele Personen benötigen, es sehr schwer haben werden, olympische Sportart zu werden. Bestes Beispiel dafür, wie man damit umgehen kann, ist Rugby. Da stehen zwar eigentlich sogar 30 Spieler auf dem Feld, aber in der olympischen Version spielen die 7-7! Das sieht natürlich anders aus, als „echtes“ Rugby, aber stellt euch mal vor, was das (finanziell und medial) für den Footballsport in Deutschland bedeuten würde, wenn er eine olympische Disziplin werden würde (wer sich dafür interessiert, schaue sich mal die Sportförderrichtlinien in D an…).