bugs bunny hat geschrieben:Na klar, Pleite gehen kannst mit so ziemlich jedem Kram. Keine Frage. Ich verstehe es nur z.T. so als sei es erstrebenswerten vor 500 "echten" Fans zu spielen, als vor 10.000 Partypeople. Erst mal stört mich schon dieser vermeintliche Unterschied. Für mich gibt es Kunden. Und zweitens bin ich anderer Meinung.

Es ist kein "vermeintlicher" Unterschied, sondern ein ziemlich "tatsächlicher".
Partypeople kann man halt - für eine Weile - mit Party allein zu einem Event locken. Zumindest, solange die Party immer wieder etwas neues - zum Thema Party

- zu bieten hat. Der hintergründige Event - Football, Hallenhalma, Deutsche Meisterschaft im Weißwurstessen - ist dabei dann nebensächlich. Wenn ein anderer Event eine bessere/buntere/angesagtere Party bietet, wandern die Partypeople schnell dorthin ab.
Fans sind wegen dem hintergründigen Event anwesend. Sie kommen auch wieder, wenn die eigene Mannschaft mal nicht nur etwas schlechter spielt und nur Zweiter wird, sondern auch, wenn sie vom Abstieg bedroht ist. Oder sogar danach halt noch.
Der Unterschied ist eben der zwischen "Einmal- oder kurzfristigen Kunden" und "Langzeitkunden". Welche dieser beiden Kundenarten wäre Dir - als Unternehmer - lieber? Drei mal 10.000 Partypeople, die danach zu anderen Gefilden verschwinden, wenn sich nicht mit ständigen gehypten Investitionen bei Laune gehalten werden? Oder 500 Fans, die durch Eigeninitiative Werbung für die von ihnen geliebte Mannschaft und Sportart selbständig neue Zuschauer mitbringen und dem Unternehmen über Jahre hinaus treu bleiben?
M.E. sollte ein guter Unternehmer den langfristigen Erfolg im Blick haben.
Um noch mal auf BS einzugehen. Ich glaube, dass ein gravierender Unterschied in dem unternehmerischen Handeln und in der Risikobereitschaft der heutigen und damaligen handelnden Akteure liegt. Die damaligen Zuschauerzahlen - egal auf welche Art und Weise zu stande gekommen - haben ein erstklassigen Event und hochklassigen Sport finanziert.
Zu damaligen Zeiten kamen bei den wirklich erstklassigen Konzerten viele Zuschauer erst NACH dem eigentlichen Footballspiel. Und viele Zuschauer, die nur den Football erleben wollten, wurden durch erhöhte Preise aufgrund des "Event" abgeschreckt und blieben stattdessen daheim.
Mir waren die Konzerte recht egal - ich hatte damals schon meine Dauerkarte

Ich glaube auch nicht, daß es etwas mit "Risikobereitschaft" zu tun hat, wenn auf solche - m.E. fehlgeschlagenen - Marketingversuche inzwischen verzichtet wird. Die ersten Konzerte gab es im Jahr 1998. Zu diesem Zeitpunkt kamen - je nach Gastmannschaft - bereits um die 5000 bis 6000 Zuschauer zu den Heimspielen der Lions. Bei Gastspielen der Devils waren es zumeist noch ein paar mehr, insbesondere auch aus Hamburg.
Durch Konzerte - und den sportlichen Erfolg - der Lions wurde der Schnitt in den Folgejahren in die Höhe getrieben. Und die Kosten stiegen überproportional, was dann ja in der bereits erwähnten Pleite endete.
Inzwischen sind es wieder zwischen 5000 und 6000 Zuschauer bei den Heimspielen der Lions. Inwieweit haben somit die Konzerte die tatsächlichen langfristige Zuschauerzahlen beeinflußt?
Der nächste Grund warum heute vielleicht keine Konzerte mehr in BS gefahren werden, liegt wohl auch an der Preisentwicklung der Musikbranche.
Vor 10 Jahren waren Auftritte von wirklichen Künstlern - und ich meine nicht die Heinis die auf dem GB aufgetreten sind, da hätten wir uns auch auf die 50 Yardlinie setzen und auf dem Kamm blasen können - wesentlich kostengünstiger als heute. Preise sind dort heute drastisch gestiegen, weil es zur Haupteinnahmequelle für Künstler geworden ist.
Ich habe die "Konzertphase" bei den Lions als Dauerkarteninhaber live erlebt. Und mal ganz ehrlich, bis auf Ausnamen wie Joe Cocker - für dessen Konzert diverse 1000 Karten für nach dem Spiel zusätzlich verkauft wurden - und Herrn Gröhlemeyer - furchtbares Konzert, mies ausgesteuerter Sound und ein unmotivierter "Star" - und die Fanta4 - Super Konzert, wenn auch gar nicht mein Stil, aber auch hier etliche Karten nur für nach das Spiel verkauft - waren es in der Regel nicht unbedingt Sänger / Gruppen der A Klasse, die in Braunschweig aufgetreten sind. Und anhand der Besucherzahlen von Konzerten an anderen Veranstaltungsorten innerhalb von Braunschweig kann man - unter Betrachtung der dortigen Eintrittspreise - durchaus rein rechnerisch feststellen, daß mit geschickter Organisation ein Konzert im Rahmen einer bereits laufenden Deutschlandtour kein so gewaltiges finanzielles Abenteuer sein müßte. Besonders nicht, wenn man über einen Sponsorenpool verfügt, der einen solchen zusätzlichen Event als zusätzliche Werbung betrachten kann.
Wenn es also nicht die reinen Kosten selbst sein können, die von solchen Events abraten, kann es ja nur der Kosten/Nutzen Faktor sein, oder?
Wenn in diesem Jahr in BS gegen Köln 6.000 Zuschauer waren, denn denke ich, dass die überwältigende Mehrheit noch aus der "Beutezeit" kommt und die wenigsten neu geworbene Zuschauer sind. In so fern wurden die Eventies wohl doch gewandelt - zumindest einige.
s.o. - die derzeitigen 6000 sind sicher nicht die gleichen 6000 aus 1997. Aber die wenigsten wurden durch Konzerte zu den Lions gebracht.
Sportlicher Erfolg, Mundpropaganda, reines Interesse am Sport... daraus dürften die Zugänge resultieren, welche die Abgänge ausgeglichen haben.
Was bringt uns ein German Bowl im Lilalaunestadion mit Partyentzugsgeschädigten? Zumindest eine CD, die man potentiellen Sponsoren zeigt wie Football auch aussehen kann. Damit kann man schon was anfangen. Das dies nicht ausreichend ist, ist klar.
Wobei diese CD einem Verein, der froh sein kann in einem 5000 Zuschauer fassenden Stadion mit Vorkriegsarchitektur spielen zu können insofern herzlich wenig nützt, da dann der potentielle Sponsor als erstes die Frage stellen wird: und wo wollt ihr die ganzen Zuschauer unterbringen?
Mal ab davon, daß ein mit 15000 Zuschauern gut gefülltes Stadion mit 20000er Kapazität rein optisch einen ganz anderen Eindruck bei Sponsoren hinterläßt, als 15000 Zuschauer in einer 50000+ fassenden, und somit zu 2/3 leer aussehenden Sportstätte *g*
In einem gebe ich dir natürlich Recht: 10.000 Zuschauer garantieren nicht, dass man es nicht auch in die Sch.... reiten kann. Aber ewig vor 500 Zuschauern zu spielen, führt dich auf jeden Fall nie ins gelobte Land.
10000 Zuschauer sind was feines. Wenn sie denn wegen dem Sport da sind. Wenn es dann sogar noch 10000 tatsächliche Fans sind, hat man Potential für noch mehr, denn diese werden ja selbständig Werbung für ihren Sport machen.
Nur sollte man sich auch mal Gedanken über die Marktsituation machen.
Football ist eine Randsportart. Wer sich für den Sport an sich begeistert, braucht nicht wirklich großes Brimborium am Rande. Wer es nicht tut, wird früher oder später den Gang zu anderem Brimborium antreten, welches ihm besser gefällt. Desweiteren ist durch die wirtschaftliche Lage in diesem unserem Lande der Markt für Randsportarten dünner geworden. Wenn - aufgrund des Brimborium am Rande - ein Besuch bei einem Footballspiel für eine Familie nicht mehr 20,- sondern 40,- Euronen kostet, wird man es sich wohl oftmals überlegen, ob man sich den Besuch leisten kann - sofern man nicht schon ein Fan des Sports ist.
Um also vom Status einer Randsportart wegzukommen sollte daran gearbeitet werden, möglichst frühzeitig ein Interesse am Sport - nicht dem Event drumrum - zu erzeugen. In verschiedenen Fällen wurde dies schon mit dem Verteilen von Freikarten an Schüler versucht. Was zumeist, da diese dann ohne auch nur den Hauch einer Ahnung davon zu haben was unten auf dem Spielfeld passierte, in einem einmaligen Besuch eines Spieles endete.
Mehr Erfolg hätten vermutlich Programme, die den Football - bzw. Flagfootball - in den Schulsport einbinden. Kein schneller, kurzfristiger Erfolg. Aber auf lange Sicht kann man so dafür sorgen, daß zukünftige Kunden heranwachsen, die bereits die Grundlagen der Sportart verstehen und sich daher eher für das Geschehen auf dem Rasen begeistern können.
Und zugleich muß daran gearbeitet werden, das Niveau der Spiele bzw. der Mannschaften und auch der Schiedsrichter anzuheben.
Wenn das eigene Team immer nur Niederlagen einsteckt ist das auf Dauer ebenso langweilig, als wenn es immer nur gewinnt, weil es gegen unterklassige Konkurrenten antritt. Nicht umsonst hat die NFL das Konzept des finanziellen Ausgleiches zwischen den Teams, um eine zumindest grundlegende Chancengleicheit herzustellen.
Solange sowohl sportlich als auch vom das Spiel umfassende Umfeld - Spielfeld, Tribünen, Spielstandanzeige, Schiedsrichterleistungen und.. und.. und.. - die GFL gegen das, was man ansonsten als Footballfan im Fernsehen geboten bekommt - NFL, CFL, AFL etc.. - dermaßen abfällt, wird sie selbst von eigentlichen Footballfans eben nur als amateurhafter Abklatsch angesehen werden.
Natürlich können deutsche Mannschaften nicht das Niveau von Collegeteams erreichen, deren Spieler ab dem vierten Lebensjahr den Sport semiprofessionell betreiben. Aber zumindest vom Umfeld her würde ein wenig mehr Professionalität dem Sport gut tun und sicher auch noch ein paar zusätzliche Zuschauer ins Stadion locken.