Naja, ich hab Ahnung von Marketing und was hier losgelöst durch den Raum geworfen wird ist in dieser Hinsicht meines Erachtens nach nicht wirklich salonfähig, aber auf die Diskussion von Vermarktungsstrategien lasse ich mich hier nicht ein.
Es gibt wichtigeres und bevor überhaupt ein Öffentlichkeitsarbeitskonzept entworfen werden kann, muss es ein Ziel geben. Man sollte sich fragen warum der GB im GAZI-Stadion gelandet ist, aber wichtiger noch ist die Frage, als was die Auswahl des Spielorts einzustufen ist, als Ursache oder Konsequenz? Meiner Meinung nach hauptsächlich als Konsequenz, eine Konsequenz der Vernachlässigung des Sportes durch die Allgemeinheit. Nationaler Football wird seit Mitte/Ende der 90er Jahre immer weiter vom Interesse der Gesellschaft in die Ecke gedrängt, Zuschauerzahlen sinken und es gibt weniger Vereine, andere Sportarten erhalten einen höheren Verfolgungswert. Das langfristige Ziel der Footballgemeinschaft als Ganze sollte lauten:
"Langfristige Etablierung und kontinuierliche Entwicklung von deutschen Football."
Wird Football erst einmal als Sport größer, gibt es also mehr Vereine und Spieler, steigt auch der Bekanntheitsgrad des Sportes überhaupt, was zu mehr Fans und letztlich zu einen besser bekannten, besser besuchten German Bowl führen wird.
Einfach gesagt, aber der Weg dahin ist schwer, und führt zentral über den Faktor Jugendarbeit. Ohne Jugendarbeit und neue, junge, am Sport interessierte Spieler wird sich Football fortwährend zurückentwickeln, das Niveau aller Ligen wird sinken und der German Bowl wird irgendwann den Stellenwert eines nationalen Boccia-Finales einnehmen. (Nichts gegen Boccia-Spieler, ist ein toller Sport). Jede Mannschaft, von mir aus ab der zweiuntersten Liga jedes Landes, sollte den Kontakt vom Sport zu Jugendlichen fördern, und sei es auch nur durch das Anbieten einer Flag AG an der lokalen Schule.
Ferner sollte der Hochschulfootball gefördert werden. Im Wintersemester 2005/2006 waren an deutschen Hochschulen 1.985.765 Personen immatrikuliert, davon 948.622 Frauen (ca. 48 %) [Quelle Wikipedia], allein an Unis und FHs. Wieso waren im Unibowl 2006 nur 5 Tacklemannschaften dabei, insgesamt eine Mannstärke von ca. 100 Spielern? Wenn sich an einer Uni und FH wie die in Mannheim 30 Studenten finden, ca 0,001875% der insgesamt 16 000 Studierenden [Quellen:
www.fh-mannheim.de;
www.uni-mannheim.de). Bei 0,001875% von 52% von 1.985.765 müsste es in Deutschland ca. 1 900 Studenten geben die gerne Football Spielen würden. Diese Zahl ist zwar verzerrt durch den Fakt das es kleine Unis gibt. Sind nicht gerade Studenten, die sich in einer Lebenszeit befinden in der sie von Grundsatz aus mehr in jeglicher Richtung experimentieren, eine ideale Zielgruppe? Jedoch kümmert sich keiner um diese Gruppe, nicht einmal ein Zuschuss vom Landesverein oder AFVD zur Ausrichtung des Unibowls sind zu erwarten, ganz im Gegenteil. Die Verbände sind mit den bestehenden Ligen bereits ausgelastet und fördern den Sport an Hochschulen nicht, verlangen aber die gleichen Gebühren wie bei einer Mannschaft die Liga spielt, obwohl die Kosten eigentlich doppelt vom Steuerzahler getragen werden, da dieser die Hochschule finanziert und auch zu Teilen den Verband?
Die allgemeine Einstellung von einigen in dieser Diskussion ist, dass eine bessere Vermarktung des German Bowls den Stellenwert von American Football verbessert, ist ja schön und gut, diese Vermarktung sollte auch betrieben werden. Ich hoffe aber auch das Einige hier einsehen, dass ohne eine stärkere Arbeit an der Basis, hauptsächlich die Förderung von Jugendlichen, neuen Vereinen, und allgemein neuen Spielern, der German Bowl durch Mangel an Spielniveau langfristig immer weiter in der Wertstellung der Allgemeinheit sinken wird.
Ich hoffe wirklich, dass wir uns an einen Tiefpunkt befinden, und nicht weiter absteigen.
Persönliche Meinung;
Mit freundlichen Grüßen Demolidor