skao_privat hat geschrieben: ↑Fr Jun 15, 2018 12:19
Ein Dilemma, mit dem alle ordentlichen Jugend-Programme zu tun haben. Die besten spielen am Ende gar nicht in Deutschland.
Ich verstehe deine Bedenken und sie sind auch nicht unberechtigt. Sie sind aber kein exklusives Paderborner Problem. Es gab und gibt immer wieder Teams, die es schaffen, Spielern zu vermitteln "Wenn Du einen Ring gewinnen willst, komm zu uns". Das waren früher mal die Panther, später die Flacons und Crocos und nun schickt Paderborn sich an, in diese Riege aufzusteigen. Es war aber schon immer so, dass Du dadurch "Touristen" angezogen hast, die sich eine oder zwei Saisons haben mitnehmen lassen, ihren Ring geholt haben und dann auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind(von je weiter weg sie kamen desto höher die Wahrscheinlichkeit).
Klar ist auch: Es nützt nix, den nächsten deutschen College-Star auszubilden, wenn der am Ende keinen Snap in der eigenen Seniorenmannschaft spielt, auch wenn sich das natürlich trotzdem nett vermarkten lässt.
Aber es ist ja nicht so, dass Du im Internat 50 Spieler pro Jahr hast, die das absolvieren und dann ans College gehen und nie wieder kehren.
Kommt natürlich vor und ist wenn es passiert erstmal ärgerlich. Aber wenn Du aus einem Jahrgang in Deutschland 10 hast, die es ans College schaffen, sind das viele. Wenn dann davon 3, 4, vielleicht sogar 5 aus demselben Verein kommen, wäre das schon sehr außergewöhnlich. Und selbst dann ist es ja nicht so, dass das College die ganze Ernte der Arbeit klaut, sondern dass Du jedem erklären kannst "Wir sind die Schmiede für Collegefootball stars - wenn Du das auch willst, komm zu uns!"
Was Du kreierst ist eben vor allem dieses Image "Wir sind das Team das alle anderen erstmal schlagen müssen" und "Hier kannst Du unter professionellsten Bedingungen in Deutschland Football spielen, wenn Du eine Chance aufs College haben willst, sind wir der Verein, der die beste Chance verspricht es zu schaffen".
Denn selbst wenn die "Ringtouristen" nach 2-3 Jahren wieder weg sind und die ja auch nie gekommen sind mit dem Ziel, später in Paderborn zu bleiben, haben sie doch dabei geholfen, das oben besagte Image zu stärken. Und das Image hast Du ja nicht nur in Deutschland. Wenn plötzlich die Colleges merken, da gibt es dieses eine Programm in Deutschland, aus dem jedes Jahr 2-3 Leute an Div I Colleges gehen, dann erscheint so ein Programm plötzlich auch bei denen auf dem Radar, weil sie mit vergleichsweise geringem Aufwand einen vergleichsweise interessanten Pool an Spielern betrachten können.
Und wenn von dem Image dann im Jahr 2-3 Spieler angezogen werden, die es nachher doch nicht ans College schaffen, die dann aber in Paderborn hängen bleiben, hast Du schon viel erreicht.
Wenn Dann noch richtig gute Coaches sich von deinem Programm angezogen fühlen und deine Locals effektiv besser machen, hast Du doch gewonnen - auch wenn ein gewisser Teil naturgemäß den Verein wieder verlässt sobald der Ring am Finger prangt.
Und dass sich Jugendarbeit lohnt, zeigen ja die oben genannten Beispiele:
Flacons 2012 mit einem Kader aus Eigengewächsen und(soweit ich mich erinnere) gänzlich ohne As in die 1. Liga aufgestiegen. Crocos haben ebenfalls einen Kader mit einigen ehemaligen Jugendspielern(wenn nicht der Crocos, dann zumindest der Flacons, aber unter denselben Coaches die dort heute aktiv sind). Und auch im Roster der Panther, die aktuell den besten Stand in der GFL 2 haben, sind einige ehemalige Jugendspieler fester Bestandteil. Und wenn Du am Ende genausoviele Collegestars und Ringhuren ausbildest, die weggehen, wie Leute die Du behältst und die deinen Verein auf GFL-Niveau heben, hast Du alles richtig gemacht. Auch wenn das natürlich eine Sache für Geduldige ist, nichts was Du tust um morgen Ergebnisse zu sehen.
Aber wenn sich das System etabliert, könnte Paderborn auf Jahre hinweg eine der Topadressen für ambitionierte Jugendspieler aus ganz Deutschland sein, zumal das Internat die Reichweite ja von "Paderborn plus zwei Autostunden" im Prinzip auf ganz Deutschland ausweitet.