Horse Collar-Regelung erweitert
Verfasst: Fr Mär 11, 2011 13:23
Horse Collar-Regelung erweitert
(falls es das thema bereits gibt, einfach schließen)
Was denkt ihr darüber!?Die Regel zum Horse Collar Tackle hat seit ihrer Einführung immer wieder mal zu Unklarheiten
geführt. Bevor hierzu mehr gesagt wird, zur Einleitung der Text der Regel 9-1-2-q:
Allen Spielern ist es verboten, die Innenseite des Rückenteils des Schulterschutzes oder des
Trikots oder die Innenseite des Seitenteils des Schulterschutzes oder des Trikots zu ergreifen
und den Ballträger sofort hinunter zu ziehen. Das gilt nicht für einen Ballträger, inklusive eines
möglichen Passers, der sich innerhalb der Tackle Box befindet
Man muss sich einmal klar machen, warum diese Regel eingeführt wurde. Auch hier war die
Auswertung von Verletzungen bzw. ihrer Ursachen entscheidend. Ein typisches Muster waren
vor allem Knie- und seltener Fußverletzungen, die entstanden, weil schnell laufende Spiele
durch einen Griff in den Kragen nach hinten gezogen wurden. Und weil sich beim Laufen immer
ein Bein typischerweise hinter oder unter dem Oberkörper befindet, kann es beim Herunterziehen
mindestens zu Überdehnungen und Stürzen auf das Knie mit entsprechenden Verletzungsfolgen
kommen.
Es spielt aber für die Strafwürdigkeit keine Rolle, wohin der Oberkörper gezogen wird. Wird hinten
oder seitlich in den Kragen gegriffen und der betreffende Spieler sofort zu Boden gezogen,
ist es ungeachtet der Richtung ein Foul. Man könnte natürlich argumentieren, dass die Gefahren
beim Nach-vorne-Ziehen geringer sind. Das mag möglicherweise zutreffen, aber den Regelmachern
geht es auch darum, gewisse Verhaltensweisen zu eliminieren. Die Spieler sollen davon
abgehalten werden, an verletzungsträchtige Methoden überhaupt nur zu denken und stattdessen
„richtig“ tackeln.
Dass dies bis zu einem gewissen Punkt Wunschdenken ist, ist unstrittig. Niemand kann und
wird abstreiten, dass auch bei einem regelkonformen Vorgehen Verletzungen passieren können.
Aber es bestand zumindest die Gelegenheit, auf erkannte Probleme zu reagieren. Natürlich
kann man auch darüber diskutieren, warum es kein Foul ist, wenn ein Spieler wenige Zentimeter
neben dem Kragen ergriffen und zu Boden gezogen wird, was zu ähnlichen Folgen führen kann
wie beim Griff in den Kragen. Hier mögen zwei Aspekte eine Rolle spielen. Zum einen gibt es
nahezu keine Möglichkeit für den Ballträger, sich zu lösen, wenn die Hand erst mal in den Kragen
gegriffen hat. Zum anderen muss auch die Frage gestellt werden, wo eine Linie zwischen
legaler und illegaler Aktion gezogen werden kann. „Die Hand im Kragen“ ist klar definiert, während
jede andere Regelung zu Unbestimmtheiten führen kann. Könnte man z.B. eine Bestimmung
wie „in der Nähe des Kragens“ als allgemein verständlich und belastbar beschreiben?
Was ist „die Nähe“? Fünf Zentimeter, zehn, dreißig? Vielleicht wird es eines Tages zu einer vergleichbaren
Vorgabe kommen, und dann wird man damit umgehen müssen; derzeit wird sie
aber seitens der Regelmacher offensichtlich als nicht notwendig erachtet.
Nun aber zur Erweiterung der Regel, die relativ frisch aus den USA gekommen ist und somit
nicht in das Regelbuch eingearbeitet werden konnte. Die Regel, so wie sie geschrieben ist, beschreibt
die Ausnahme, dass es kein Foul ist, wenn Spieler innerhalb der Tacklebox im Kragen
ergriffen und zu Boden gezogen werden. Hintergrund hierfür ist, dass dort Spieler entweder
mehr oder weniger ruhig stehen (z.B. der Quarterback, wenn er einen Receiver sucht) oder
noch nicht schnell laufen, so dass das o.g. Kriterium der Verletzungsgefahr nicht unbedingt gegeben
ist.
Nun ist aber bei der Formulierung des Textes mindestens ein nicht ganz unrealistisches Szenario
nicht berücksichtigt worden. Was ist denn, wenn die Offense einen Trickspielzug, z.B. einen
Reverse, spielt? Dann kann es natürlich passieren, dass der Ballträger mit hoher Geschwindigkeit
von außen kommend durch die Tacklebox läuft. Aber wenn er dort per Horse Collar Tackle
zu Boden gezogen wird, kann es ja lt. Regeltext kein Foul sein, weil es eben die Ausnahme gibt,
dass es hier legal ist, derart zu agieren.
Die Regelmacher in den USA berufen sich nun für solche Fälle auf „spirit and intent of the rule“
– also den Geist und die Absicht der Regel -, um diese Art des Horse Collar Tackle ahnden zu
können. Passiert nun eine Situation, wie sie oben beschrieben ist, gilt das in diesem Jahr als
Foul. Es kann nicht abgestritten werden, dass hier eine gewisse Grauzone auftreten kann, aber
realistischerweise muss man auch anerkennen, dass solche Fälle nur selten auftreten und sich
somit in der praktische Anwendung womöglich kein Problem ergibt.
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