Chaos bei den Cowboys?
Verfasst: Fr Sep 22, 2006 11:40
hab ich im Cowboysforum gefunden:
Verkorkste Saison
Den führungslosen Munich Cowboys droht nun auch der Abstieg
Am Ende war dann doch Musik drin, auch wenn sich Volker Schenk das ein bisschen anders vorgestellt hatte. Im Stadion der Saarland Hurricanes hatten sie die Musikanlage neben den Sitzbänken der Munich Cowboys aufgestellt. Und dann so laut aufgedreht, dass die Münchner Spieler ihre Trainer nicht mehr hören konnten. Solch kleine Tricks wirken sich im Normalfall weder auf die Psyche noch auf die Taktik einer Mannschaft aus, doch bei den Munich Cowboys springen sie momentan auf so etwas an. Dabei spielen sie laut Schenk, dem Leiter der Defensive, "um Welten besser" als noch vor wenigen Monaten. Doch es reichte in Saarbrücken nur zu zwei Touch Downs, das entscheidende Spiel um den vorletzten Platz in der German Football League gewannen die Hurricanes mit 30:14. Deshalb müssen die Münchner nun Ende September in der Relegation gegen den Sieger der zweiten Bundesliga, das wird Wiesbaden oder Weinheim sein. Beide Teams gelten als gut organisierte und ehrgeizige Mannschaften, der Klassenerhalt ist ernsthaft in Gefahr.
Als die Spieler nach der Niederlage die Helme abnahmen in der Gewissheit, sie in dieser Saison noch zweimal öfter aufsetzen zu müssen, da wussten sie noch nicht, dass zu Hause auch eine Menge passiert war. Zurzeit ist nicht nur das Spiel beim Tabellenletzten führungslos, der gesamte Verein ist es. Präsidentin Ulrike Hollmann war bereits Ende Juli von ihrem Amt zurückgetreten, ein weiteres Vorstandsmitglied bereits vor zwei Monaten. Hollmann war unmittelbar danach zu einem vierwöchigen Urlaub in die USA gereist. Erst gestern Abend sendete sie den Abteilungsleitern eine Email, in dem sie sich für die Zusammenarbeit bedankte. Über den zweiten Rücktritt gab es keine weiteren Auskünfte.
Hollmann betont, dass ihr Rücktritt nichts mit der momentanen Leistung der Cowboys zu tun habe - und auch nicht damit, dass sich Münchens Footballer in diesem Jahr besonders schwer getan hatten, größere Sponsoren zu finden. Ihre Gründe seien ausschließlich privater Natur. "Ein voller Einsatz ist nicht mehr möglich", sagt sie, und: "Ich scheide nicht im Bösen." Sie habe so lange mit der Bekanntgabe gewartet, um "keine Unruhe in die Mannschaft zu tragen". Allerdings hat die Mannschaft auch ohne das Wissen um die zurückgetretene Präsidentin nun den letzten Platz in der ersten Liga eingenommen.
Zumindest der Trainer nahm die Nachricht relativ gelassen auf. "Ich glaube, dass sich da jetzt keiner großartig Gedanken machen wird." Allerdings wünsche er sich einen Nachfolger mit Kontakten zur Wirtschaft. "Ganz ehrlich: Geld ist erst einmal wichtiger als die Spieler. Denn ohne Geld kommen keine Spieler. Außerdem muss ein gescheiter Headcoach her", sagt der 30-Jährige, der in den letzten Monaten neben der Trainingsleitung auch die Sponsoren-Akquise mit übernommen hatte, aber eigentlich beides ganz gerne abgeben würde.
Nur: Einen Nachfolger zu finden, dürfte schwer werden. Die Saison ist verkorkst, die finanzielle und die sportliche Zukunft ungewiss, und niemand im Verein drängt sich für den Posten auf. Für die Mannschaft sei das alles aber erst einmal zweitrangig. "Wir müssen in der Relegation mindestens so spielen wie in den letzten beiden Spielen, sonst haben wir keine Chance", sagt Schenk. Er habe das Gefühl, dass die Mannschaft erst seit ein paar Wochen wieder so richtig Spaß am Football hat. Und diesen Spaß zu behalten, das ist momentan vielleicht das Wichtigste.
Christoph Leischwitz