Nach dem knappen Sieg können sich die Cowboys nun sogar einen Ausrutscher im letzten Auswärtsspiel bei Aschaffenburg Stallions leisten. Und sich eine Woche später, am 9. September, im Heimspiel gegen Franken Knights den Meistertitel holen. Wir wollen auch in Aschaffenburg gewinnen, obwohl das eigentlich nicht notwendig ist das gebietet der Stolz, meint Head Coach John Rosenberg. Genauso viel Sinn macht es aber, dafür zu sorgen, dass jeder Cowboys-Spieler gesund in das Franken-Spiel gehen kann.
Wie schon im Hinspiel in Königsbrunn, Anfang Juni, bereiteten die emsigen Ameisen den Cowboys Probleme. Und das, obwohl das Match mit einem schnellen Touchdown für die Cowboys begann. Dominique Kandolo nahm den Kick Off der Ants auf, rannte sagenhafte 85 Yards über das Feld bis in die gegnerische Endzone und erzielte die 6:0-Führung. Doch die Ants hielten zusammen, begannen sich zu wehren. Die Uhr auf der großen Anzeigetafel war bis auf acht Sekunden heruntergelaufen, da konnten die fleißigen Football-Arbeiter das Spiel drehen: Quarterback George Henley bugsierte den Ball von der 1-Yard-Linie zum 6:7 in die Endzone der Münchner. Im folgenden Spielzug passte der Quarterback mit der Sieben auf seinen kongenialen Mitspieler Freddy Cowan. Der fing das Football-Ei und die Schwaben führten zur Pause mit 8:7.
Für die Cowboys war es im Vergleich zur Vorwoche ein herber Rückschlag. Beim 41:6 am vorigen Sonntag gegen die Black Hawks funktionierte das Cowboys-Team wie ein fein abgestimmtes Uhrwerk. Vom glanzvollen Angriff gegen war gegen die Ants kaum noch etwas zu sehen. Vielmehr war es die Cowboys Defense, die Schlimmeres verhindern konnte. Gleich zu Beginn des ersten Viertels zum Beispiel, als sich mehrere Cowboys-Abwehrspieler mit dem Körper in einen Field-Goal-Versuch der Ants warfen. Starke Tackles zeigte erneut Basar Alici, der vom Fanclub Wild Bells zum Most Valuable Player (MVP) gewählt wurde. Im entscheidenden Moment zur Stelle war Nationalspieler Stephan Seidel: Sekunden vor dem Schlusspfiff vereitelte Seidel, besser postiert als der gegnerische Passempfänger, den Siegtreffer der Schwaben.
Einen beeindruckenden Auftritt hatte Daniel Schober, der bis vor zwei Monaten noch für Cologne Centurions in der NFL Europa spielte. Er wolle, sagte Schober bei der Pressekonferenz, den Cowboys im Meisterschaftsrennen helfen und untermauerte dieses Vorhaben gegen Königsbrunn. Mal fing der 23-jährige Defense Back einen gefährlichen Pass der Schwaben in der Endzone der Cowboys, mal lief er mit einem spektakulären Punt Return entlang der linken Außenbahn über 22 Yards. Respekt zollte Daniel Schober dem Gegner: Königsbrunn hat heute wirklich sein A-game gebracht, meinte Daniel Schober. Sie haben sich sehr gut auf uns vorbereitet.
Die Laufspiel-lastige System der Ants liegt den Cowboys nicht. Ansehnlich ist sie zwar nicht gerade, die Strategie von Head Coach Kevin Herron, dafür aber sehr erfolgreich. Trotz der Niederlage in München dürfte Königsbrunn mit dieser Spielweise die Klasse halten. Mit einem einzigen Angriff können die Ants ein Viertel der Gesamtspielzeit aufbrauchen, wie sie schon im Hinspiel gegen die Cowboys bewiesen haben. Ihr Laufspiel hält die gegnerische Defense auf dem Rasen und die Uhr läuft gnadenlos herunter. Um kurz vor 17 Uhr, nicht einmal zwei Stunden nachdem das Match im Münchner Dantestadion angepfiffen wurde, war es wieder zu Ende.
Zugute kam den Ants, dass die Offense der Cowboys an diesem Tag eigentlich nicht auf dem Platz war. Mit den Gedanken weit weg. Auch Cowboys-Quarterback Travis Harvey zeigte Schwächen, erzielte jedoch wieder einmal den entscheidenden Touchdown: Im Schlussviertel waren noch knapp zehn Minuten zu spielen, da bewies Harvey Übersicht, fand die Lücke zwischen den Gegnern in der Spielfeldmitte und lief 14 Yards bis in die Endzone der Schwaben Jubel und Erleichterung bei den Cowboys-Fans. Diese Ants können gefährlich sein, hatte John Rosenberg noch vor dem Spiel gewarnt. Völlig zu recht tat er das. Und dennoch lautet das Fazit: Die Ameisen haben die Cowboys zwar gebissen, stoppen auf dem Weg zur Meisterschaft konnten sie sie nicht.
In Hinblick auf das Saisonfinale versucht Coach Rosenberg nun, zu entdramatisieren: Wenn wir das Franken-Spiel nicht gewinnen, steigen wir eben nicht auf so ist das Leben, sagt Rosenberg und zeigt dabei keine Emotionen. Vielleicht hat Franken einfach die bessere Tagesform. Bei einem Scheitern würde der Kalifornier einen Teil der Schuld auf sich nehmen: Wenn wir gegen Franken Unentschieden spielen und nur aufgrund der Feinwertung die Relegation verpassen, wird es mein Fehler gewesen sein. Der US-Coach sagt, er habe in der Zweiten Liga keinen Ehrgeiz, Punkte-Rekorden nachzujagen und Gegner an die Wand zu spielen.
Rosenberg hat versucht, ein erfolgreiches Team zu formen. Noch wichtiger aber: Der Kalifornier hat zahlreichen Nachwuchsspielern die Chance gegeben, sich in der neuen Cowboys-Mannschaft zu bewähren.
(Jörg Schmilewski)