Cordell Roane

Dass er ein Team Player ist, hat sich bei den ersten Einsätzen schnell gezeigt: Cordell Roane, 25, neuer Quarterback der Munich Cowboys. Seinen ersten Auftritt vor 14 Tagen im Dante-stadion kommentierte Roane so: „Ich bin nie zufrieden mit meiner eigenen Leistung, wenn wir verloren haben.“

Das hören Trainer und Mitspieler gerne und loben ihn für seine professionelle Einstellung. Zum Beispiel Charly Vogt, dem schon nach Roanes ersten Einsatz aufgefallen ist, wie „engagiert“ der Neue bei den Spielanalysen mitgearbeitet hat. Ingo Seibert glaubt, dass nun die Mannschaft am Zug sei, den neuen Führungsspieler auf dem Rasen zu unterstützen: „Wir müssen halt schauen, dass er besser protected wird“, sagt Seibert.

 

Genauso problemlos wie sich Cordell Roane ins Team integrierte, ist auch seine Verpflichtung abgelaufen. Als sich der Travis Harvey einen Bänderriss am Knöchel zuzog, ging alles blitz-schnell: „Die Cowboys wollten ein Bewerbungs-Video“, erzählt der wendige, läuferisch starke US-Amerikaner. „Ein paar Tage später haben sie mich gefragt, ob ich kommen will.“ Cordell Roane hat sein Zeug gepackt und ist ins Flugzeug nach München gestiegen. Der Footballer aus Richmond im Bundesstaat Virginia flog in eine für ihn ganz andere Welt. „München ist eine nette Stadt“, sagt er und erklärt, wie er das meint: „Du hörst hier vielleicht einmal ein Polizeiauto. Aber tägliche Schießereien wie bei uns zuhause gibt es hier nicht.“ Das Leben in den USA beschreibt er so: „Man kann natürlich nicht alle Staaten in eine Kategorie packen“, sagt er, „aber in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, geht es vielen Leuten nicht gut. Der Krieg mit dem Irak überträgt sich in die Wohnviertel der Städte. Wir haben Krieg in unseren Straßen.“

 

Geflüchtet, sagt er, ist er dennoch nicht. Mister Cool, wie sich Cordell Roane selbst nennt, ist nicht aufgrund der anderen Lebensverhältnisse nach München gekommen. Sondern um hier Football zu spielen: „Wenn du das Spiel magst wie ich es tue und keine Chance bekommst, in der NFL zu spielen, gehst du erst mal ins Ausland, um dich weiter zu entwickeln.“ Bislang spielte er für High-School- und College-Teams, für University of Richmond und Virginia Junior Panthers. Wie waren seine ersten Eindrücke von der GFL? „It’s fun“, sagt der flinke Quaterback doppeldeutig. „Ich bringe sicherlich ein paar Vorteile mit. Wie zum Beispiel 100-Yards-Sprints. Hoffentlich kann das Team davon profitieren.“

 

Cordell Roane ist kein Quarterback, der gängigen Klischees entspricht. Er ist nicht groß und stämmig wie ein Gary Lautenschlager, sondern eher klein und dünn. Aber er verfügt über Intelligenz, Können und Selbstbewusstsein, um fehlende Physis zu kompensieren: „Ich habe das Kämpferherz eines Boxers“, sagt er, „bin viel-seitig, kann auf fast allen Positionen spielen. Dort, wo ich gerade gebraucht werde. Im College Team habe ich fast alles gespielt: Defense Back, Wide Receiver, Running Back, Quarterback.“

 

Bis Travis Harvey zurück ist, sollte Cordell Roane auf der Position des Spielmachers der Cowboys gesetzt sein. Doch Harvey wird noch in diesem Sommer ins Team zurückkehren. Wird Roane also über die Saison hinaus in München bleiben? „Das weiß ich wirklich noch nicht“, sagt er. „Es hängt davon ab, wie es mit der Mannschaft läuft. Aber momentan sind wir ja in einem Prozess, in dem sich die Mannschaft täglich verbessert.“

Jörg Schmilewski