Auf dem Papier ist die Begegnung im Darmstädter Bürgerpark ein gewöhnliches Nachholspiel der ausgefallenen Begegnung vom 15. Mai im Böllenfalltor-Stadion. Die besondere Tabellensituation macht die Partie aber zum echten Endspiel, denn es ist der letzte Spieltag und es trifft der Tabellenführer Darmstadt (24:2 Punkte) auf den Zweitplatzierten Wiesbaden (22:4 Punkte).
Das Hinspiel in Wiesbaden gewannen die Diamonds denkbar knapp mit 35:33. So ergibt sich die Ausgangssituation, dass die Darmstädter mit einem Sieg, einem Remis oder einer Niederlage mit maximal zwei Punkten die Meisterschaft gewinnen können. Die Zweitliga-Meisterschaft ist dieses Jahr gleichbedeutend mit dem Aufstieg, da in der ersten Liga ohnehin ein Team zu wenig ist und deshalb keine Relegationsspiele stattfinden.
Die Phantoms hatten in der ersten Saisonhälfte in gleich drei Spielen am Ende nur einen hauchdünnen Vorsprung. Gegen Franken, Hanau und Weinheim behielten die Wiesbadener mit nur drei bzw. vier Punkten die Oberhand und stellten so ihre Nervenstärke unter Beweis. Die erste Niederlage der Saison mussten sie ausgerechnet gegen Darmstadt einstecken. 33:35 war das Endergebnis der hochdramatischen Partie.
Den herbsten Rückschlag aber erlitten die Mannen aus der Hessischen Landeshauptstadt im Heimspiel gegen Weinheim: Die Phantoms kamen mit 13:54 unter die Räder. Doch auch nach diesen zwei Niederlagen zeigten die Phantoms Moral und präsentierten sich in der Folge mit überzeugenden Leistungen. Fünf Spiele sind seit dem Weinheim-Debakel vergangen, und alle Partien konnten die Phantoms deutlich für sich entschieden auch Diamonds-Bezwinger Franken wurde in die Schranken gewiesen.
Die Diamonds gehen als leichter Favorit in die Partie. Schließlich hatten sie das Hinspiel gewonnen wenn auch sehr knapp und mussten nur eine einzige Saisonniederlage gegen die Franken Knights einstecken, während die Phantoms vier Verlustpunkte auf ihrem Konto haben. Auch bei den erzielten Touchdown-Punkten liegen die Darmstädter klar vorn (499 zu 399), genau wie bei den zugelassenen Gegenpunkten (192 zu 234).
Doch am Sonntag sind diese Zahlenspiele Makulatur. Dass Derbies ihre eigenen Gesetze haben, ist eine Binsenweisheit, doch die Duelle zwischen den Diamonds und den Phantoms waren in den letzten zwei Jahren immer spannend bis zum Schluss der Sieger kam indes immer aus Darmstadt. In der "ewigen" Bilanz der beiden Teams haben die Diamonds mit 5:2 die Nase vorn. Der Derby-Charakter wird noch dadurch verstärkt, dass bei den Wiesbadenern in der Offense-Linie mit Patrick Hansen und Toni Bogner zwei ehemalige Diamonds-Spieler stehen. Für Hansen wird die Begegnung am Sonntag übrigens wie für Diamonds-Kicker Bernd Link die letzte Partie sein, beide hängen ihren Football-Schuhe an den Nagel.
Vor der Saison hatten die Phantoms als Saisonziel einen Platz unter den ersten drei ausgegeben. Selbst im schlechtesten Fall, d. h. bei einer Niederlage gegen Darmstadt und dem gleichzeitigen Sieg Weinheims gegen Franken, würden die Wiesbadener dieses Ziel als Dritter erreichen. Darmstadt dagegen hatte von Anfang an die Meisterschaft als Vorgabe.