Man war sich unsicher gewesen in Hall, was man von den Saarland Hurricanes
in dieser Saison zu erwarten hatte. Zu unregelmäßig war bislang ihre
Leistung gewesen. Doch statt eines Hurrikan wehte kaum mehr als der Wind zum
Maienregen übers Spielfeld im Haller Hagenbachstadion. Die Schwäbisch Hall
Unicorns gewannen ihr Heimspiel mit 36 zu 22.
Mit einer Interception, einem Abfangen des Balles endete schon der zweite
Spielzug im Hagenbachstadion nach dem Anpfiff. Die Unicorns verloren ihren
Ballbesitz an die Saarländer und mancher Zuschauer sah die Befürchtungen vom
Hurrikan schon bestätigt. Doch zwei Spielzüge später taten es die Hurricanes
den Hallern gleich und verstolperten ihren zweiten Spielzug. Die Unicorns
bekamen ihr Angriffsrecht zurück. Und nachdem sie mit einem weiten Pass von
Ira Vandever auf Kai Rabus das Feld schnell überquert hatten, erzielten sie
den ersten Touchdown durch Jakob Voth (PAT Dietmar Wengert) zum 7:0.
Doch mit dem ersten Schauer Maien-Nieselregen - die Unicorns waren in ihrer
eigenen Hälfte, nur wenige Yards vor ihrer eigenen Endzone in Ballbesitz
gekommen - gab's im Hagenbachstadion die nächste Aufregung für die Fans:
Unicorns Nummer 13, Quarterback Ira Vandever bekam den Ball nicht weg, wich
zu weit hinter die eigene Offenseline zurück und ließ sich von angreifenden
Hurricanes nach hinten in die eigenen Endzone und von dort ins Aus drängen.
Zwei Punkte kassierten für dieses Safety die Saarländer und nur wenige
Spielzüge später schafften sie es erneut in die Haller Endzone mit einem
Touchdown zum 7:8, dessen Zusatzkick die Torstangen allerdings verfehlte.
Der Gegenzug der Unicorns endete wenige Yards vor der Saarländischen Endzone
und die Chance eines Fieldgoals versemmelte Dietmar Wengert, den die
Unicorns in diesem Spiel als ihre Nummer 16 (statt Wengerts standardmäßiger
Rückennummer 86) konsequent als Kicker einsetzten. Seit dem Weggang von Marc
Biedenkapp schwach auf dieser Position war Wengert aber der beste Kicker,
den die Unicorns seitdem ausprobiert und aufgeboten haben.
Noch ein weiteres Mal im ersten Viertel tauchten die Saarländer an der
Unicorns Endzone auf, nachdem sie mit einem weiten Pass 50 Yard Pass von
Quarterback Scott Vossmeyer auf Waldemar Weizel das Feld überbrückt hatten.
Canes Wide Receiver Thorsten Scherer schließlich erzielte den zweiten
Touchdown der Saarländer und nach erfolgreichem PAT stand es zum Ende des
ersten Viertels 7:15 für die Gäste im Hagenbachstadion. Fast im direkten
Gegenzug erreichten die Unicorns aber gleich zu Beginn des zweiten Viertels
den Ausgleich mit einem Touchdown von Max Seroogy und einem gelungenen
zweiten Versuch den Ball in die Endzone zu tragen, einer sogenannten
2-Point-Conversion von Ira Vandever auf Kai Rabus.
Nachdem zwischenzeitlich Canes Thorsten Scherer von der Haller Defense hart
getroffen vom Feld gehumpelt war, gelang Unicorns Verteidiger Bernhard
Günther nahe der eigenen Endzone eine weitere Interception. Coach Siegfried
Gehrke schien ab diesem Zeitpunkt auch ein Mittel gegen das Wirken der
Saarländer Defense gefunden zu haben. Die Unicorns versuchten es mit nun mit
kurzen Pässen und Laufspielen durch die Mitte, bei denen sich insbesondere
Halls Runningbacks Nr 14 Jacob Voth und Nr 19 Eric Truscott bewährten, Voth
als Diver durch die Mitte - einmal bereits im ersten Versuch derart
erfolgreich, dass die Schiedsrichter gar die Kette aufs Feld holten, um zu
sehen, dass weniger als zwei Hand breit zu einem neuen Firstdown fehlten -
und Truscott als Barrikadenbrecher, der es nach kurzen Pässen ein ums andere
mal schaffte, die Defenseline der Canes zu durchbrechen. Als dann den
Hurricanes, die zu diesem Zeitpunkt kaum noch mehr als der Wind zum immer
wieder übers Stadion schauernden Maienregen waren, sich mit zwei Fouls im
selben Spielzug 20 Yards Strafe einhandelten nutzten die Haller ihre Chance
zum 21:15. Eric Truscott trug den Ball in die Saarländer Endzone. Der
anschließende Kick allerdings verfehlte die Torstangen. Noch einmal wurde im
Gegenzug das Saarländer Lüftchen zur gefährlichen Böe: Canes
2-Meter-Quarterback Scott Vossmeyer suchte und fand Denis Rohleder, den die
Saarländer in ihrer Juniorenmannschaft ebenfalls als Quarterback einsetzen.
Mit Touchdown und anschließend erfolgreichem PAT sicherten sich die
Hurricanes die 21:22 Halbzeitführung.
Wenig Aufregendes im dritten und vierten Viertel, in dem die Haller Offense
ihr als wirksames Konzept gegen die Saarländer Defense entdecktes
Klein-Klein-Spiel fortsetzten. Wenig aufregend bis auf eine Szene. Die
Hurricanes hatten es nach drei Versuchen nicht geschafft, gegen die Unicorns
Defense wesentlich Raum zu gewinnen und sich aus ihrer eigenen Hälfte zu
befreien. Der Befreiungskick im vierten Versuch landete etwa an der 45 Yard
Linie der Unicorns in den Händen von Eric Truscott. Zweimal auf seinem Weg
zurück durch die Linien der Canes gelang es ihm, sich loszureißen ohne den
Ball zu verlieren. Ergebnis: der Touchdown, der die Unicorns in Führung
brachte. Nach einer erneuten 2-Point-Conversion (Vandever auf Rabus) stand
es 29:22. Die Führung der Unicorns war von da an kaum noch gefährdet. Nur
einmal noch, nach einem Quarterback Sack durch Unicorns Nr 50 Simon Brenner,
gelang Canes QB Scott Vossmeyer ein weiter Pass auf Wide Receiver Nicolas
Hell, den die Unicorns erst an der 12 Yard Linie stoppen konnten. Es war
Oliver Radke (Nr 25), dem im darauffolgenden Zug erneut eine Interception
gelang. Bis zur saarländischen 40 Yard Linie trug er den Ball zurück. Doch
die Unicorns konnten die Situation nicht ausnützen. War es die Feuchtigkeit
des regennassen Balls, war es eine unglückliche Flugkurve, Quarterback Ira
Vandever missglückte der Snap nach dem Anpfiff des nächsten Spielzuges, was
die Unicorns weit in die eigene Hälfte zurückwarf. Doch auch die Hurricanes
konnten aus der Situation nichts machen und mussten die Unicorns in der
Folge wieder in ihre eigene Endzone lassen. Barry Bradshaw war es, der
einen weiten 40 Yards-Pass von Ira Vandever in der Canes Endzone zum 35:22
fing. Und Dietmar Wengert schließlich erzielte mit dem PAT den letzten Punkt
dieses Spieles zum 36:22 Endstand.
"Natürlich freue ich mich, dass wir gewonnen hatten", sagte Unicorns Coach
Siegfried Gehrke, der eine halben Minute vor Spielende von seinen Spielern
schon den aus der amerikanischen NFL her bekannten Eiswasserguss für den
Sieg erhalten hatte, "aber das Spiel war bei Weitem keine Meisterleistung.
Da ist noch eine Menge Sand im Getriebe und insbesondere das Fehlen unseres
verletzten Bruno Michitti hinterlässt eine spürbare Lücke. Da müssen wir
noch einiges feilen und arbeiten."
Punkte für die Unicorns erzielten: Jacob Voth (6), Dietmar Wengert (2), Max
Seroogy (6), Kai Rabus (4), Eric Truscott (12), Barry Bradshaw (6)
Viertel Ergebnisse: 7:15 / 14:7 / 8:0 / 7:0
==> Bild im Anhang von Achim Kugele
Eric Truscott als "Barrikadenbrecher"
