Die Berliner Mauer steht

Die berühmt-berüchtigte „Berliner Mauer“ im American Football, die Verteidigungsspezialist Dogan Özdincer in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts bei dem sechsmaligem deutschen Meister Berlin Adler schuf, war für lange Zeit fast unüberwindbar. Großen Anteil daran hatten die Rückraumspezialisten, die fast jeden, der doch noch einen Weg an D-Line und Linebackern vorbei fand, am erfolgreichen Abschluss hindern konnten.

(c) Oliver Elsner

Durchschnittlich weniger als 15 Punkte pro Spiel war die bescheidene Ausbeute der Gegner in den Jahren 2008 bis 2010. In der vergangenen Saison änderte sich das schlagartig. Bedingt durch Verletzungen, Abgänge und Karriereenden stand das vorher eingespielte Rückraumteam oftmals vor schwierigen Herausforderungen. Auch die Umsetzung der veränderten Verteidigungsstrategie erwies sich als schwierig. Alles zusammen führte dazu, dass sich das an solide Verteidigungsleistungen der Adler gewöhnte Publikum mehr als einmal verwundert die Augen rieb.

 

Die Einzelstatistiken einiger Spieler geben diesen subjektiven Eindruck allerdings nur bedingt wieder: Sebastian Karl legte mit 36 Solotackles und vier Interceptions erheblich gegenüber 2010 zu, Mario Schmitt konnte nach fast einem Jahr verletzungsbedingter Pause wieder an alte Zeiten anknüpfen und erzielte 30 Solotackles und zwei Interceptions. Allerdings konnten die Lücken, die sich durch das Fehlen von Karl Michel (lange verletzt) und Lansana Teuber (verließ die Adler) auftaten, nicht vollständig geschlossen werden. Neben den „alten Hasen“ wie Sebastian Karl, Mario Schmitt und Karl Michel haben sich nun aber mit Kevin Kus, Gino Chongo und Jason Owusu drei junge Talente eingefunden, die 2012 wieder für eine stabile Abwehr sorgen werden, zumal die Positionsgruppe durch den US-Amerikaner Derrick Crowder, Zacharie Maville (Frankreich), Marian Pusch und Heimkehrer Patrick Oeter noch weiter aufgewertet wird.

 

Die drei Nachwuchstalente waren im vergangenen Jahr noch Teil des Abwehrbollwerks der Adler-Jugend und wagen nun den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse (GFL). Kevin Kus führte 2011 mit 27 Solotackles die interne Liste mit an, er erzielte drei Interceptions und eroberte einen Fumble. Unmittelbar nach Ende der Saison 2011 der GFL-Juniors wechselte er in die GFL und konnte dort schon erste Erfolge verbuchen. Interceptions bei den Jung-Adlern waren im letzten Jahr untrennbar mit dem Namen Gino Chongo verbunden. Dieser wusste einfach, wo er zu stehen hatte: 6 Picks in 8 Spielen waren die Ausbeute und er konnte zudem 18 Solotackles verbuchen. Der dritte im Bunde ist Jason Owusu mit erzielten 14 Solotackles, einer Interception und zwei eroberten Fumbles. Zwei QB-Sacks sind zudem Beweis für seine Schnelligkeit. Neben seiner erfolgreichen Verteidigungsarbeit kam Owusu auch oft in der Offensive zum Einsatz. 248 Laufyards, fünf Passfänge für 93 Yards und ein Touchdown sprangen dabei noch zusätzlich heraus.