Eigentlich war wunderbares Monarchs-Wetter. Regnerisch, nasser Rasen, feucht und kalt die Luft. Eigentlich konnten die Monarchs als klarer Außenseiter ganz unbeschwert das Stadion an der Hamburger Straße in Braunschweig betreten.
Aber eigentlich war es einfach nicht ihr Tag!
Zum ersten Mal im Halbfinale um die deutsche Footballmeisterschaft wollten die Dresden Monarchs noch einmal so richtig auftrumpfen. Waren sie doch bis dahin das einzige Team, welches in diesem Jahr einen Weg gefunden hatte, die Lions zu schlagen. Doch die waren diesmal besser eingestellt und überrumpelten die Monarchs geradezu.
Dresden begann gewagt: Zur Eröffnung versuchten sie einen Onside-Kick, der aber von den Lions gesichert wurde. Und dann kam die Überraschung: Da Lions-Quarterback Adrian Rainbow noch immer nicht voll einsatzfähig war, verzichteten die Braunschweiger gleich ganz auf die herkömmliche Position des Spielmachers. Stattdessen stand meist Kelvin Love, Matt Riazzi oder Michael Aljancic hinter der Line in der Shotgun. Vor allem Love startete von dort immer wieder zu starken Läufen und war sich dabei auch nicht für weite, ausweichende Wege zu schade. Mit Erfolg: schnell waren die Lions im ersten Drive über das Feld marschiert. Den Touchdown zur Führung besorgte Matt Riazzi. (PAT Rothaar 7:0)
Und die Dresdner Defense musste gleich wieder ran, da beim Kick-Off Return der Ball verloren ging. Gleiche Taktik der Lions: durch die unkonventionelle Aufstellung immer wieder Verwirrung stiften und so Feld und Uhr kontrollieren. Dresden konnte sich jetzt ein bisschen besser wehren und verhinderte einen erneuten Touchdown. Drei Punkte plus für die Lions durch ein Fieldgoal von Marko Rothaar (10:0).
Irgendwie hatte der Vizemeister einen Nerv bei den Monarchs getroffen. Es wollte einfach nichts richtig gelingen. Der Dresdner Angriff, der kurz vor Ende des ersten Viertels überhaupt zum ersten Mal aufs Feld durfte, ging schnell wieder vom Selben. Interception von Donnell Brown auf Doug Seidenstricker! Und wieder startete die Lions-Offense ihr verwirrendes und dominierendes Treiben. Headcoach Cook sagte nach dem Spiel: Sie haben etwas anderes gemacht, als wir erwartet hatten. Eigentlich müssten wir so einen Lauf physisch stoppen können, aber das gelang nicht. Sie haben uns einfach überrannt!
In der Tat: Angefeuert von einem begeisterten Publikum spulten die Lions ihr Programm herunter. Und auch wenn Dresden zunehmend besser die Wege ahnte, sie schoben sich gnadenlos immer weiter nach vorn. Mögen strittige Schiedsrichter Entscheidungen noch zusätzlich das Aufbäumen erschwert haben, die Monarchs hatten einfach keine wirksamen Mittel. Michael Aljancic legte vor der Pause zwei Touchdowns drauf. (beide Male PAT Rothaar). Zwischenzeitlich hatte Dresden auf 17:6 verkürzt. Bruce Molock, den die Lions Defense ansonsten gut im Griff hatte, lief nach einem sehr gut und zu diesem Zeitpunkt beeindruckend konzentriert und geduldig vorgetragenen Drive über 2 Yard zum Touchdown. Der Versuch noch zwei Punkte drauf zu legen schlug fehl. Halbzeitstand 24:6!
Im zweiten Durchgang weitestgehend das gleiche Bild: Dresden bemüht, aber nicht zwingend genug, um den großen Titelfavoriten ernsthaft zu gefährden. Braunschweig souverän und gnadenlos. Kelvin Love krönte seine Superleistung als Allrounder an diesem Tag mit einem 52 Yard Lauf zum vierten Touchdown. (PAT Rothaar 31:6).
Eine alte Sportlerweißheit lautet: Wenn Du kein Glück hast, kommt auch noch das Pech dazu! Das die Lions heute den glücklicheren Tag hatten sah man innerhalb von 30 Sekunden deutlich: Dresden im Angriff, Ball an Molock, der läuft, verliert den Ball und ein Braunschweiger greift zu. Gleich im Gegenzug: Braunschweig im Angriff, Ball an Kuci, der läuft, verliert den Ball - und ein Braunschweiger greift zu!
Zu Beginn des letzten Viertels schalteten die Gastgeber dann einen Ganz zurück. Love konnte durchatmen und Rainbow kam doch noch mal zum Einsatz. Mehr als ein Fieldgoal sprang dabei aber nicht heraus (Rothaar 34:6).
Bei gut 8 Minuten auf der Uhr zeigten die Monarchs nun eine beeindruckende Moral. Ob da wirklich noch Hoffnung war, das Spiel zu drehen, oder nur der Wille sich nicht kampflos zu ergeben. Egal: der Schlussspurt nötigte allen im Stadion Respekt ab. Plötzlich lief es. Brown brachte Pässe auf Emslander, Rosenow und Schnee an. Dazu immer wieder gute Läufe von Molock und Horschig. Dresden zeigte noch einmal, dass sie nicht zu Unrecht im Halbfinale standen. Der Lohn: zwei Touchdowns durch Rene Horschig und Bruce Molock (beide Male PAT Hempel). Zwei Minuten vor Ende der Partie noch einmal der Versuch eines Onside Kicks, doch auch den Ball holten sich die Lions - Schluss!
Enttäuschte Gesichter, natürlich auch Frust! Die Coaches der Monarchs versuchten dennoch ihre Jungs aufzubauen. Der Bessere hatte gewonnen. Doch eines sollten die Männer in Gold wissen sie gehören trotz dieser Niederlage nach einer beeindruckenden Saisonleistung zu den vier besten Footballteams in Deutschland!