Farmers: Albershausen war eine Reise wert

Stell dir vor du fährst zum abgeschlagenen Tabellenletzten - und der spielt plötzlich richtig guten Football. So geschehen am Sonntag in Albershausen. Gut, die Klasse (und Masse) der Farmers setzte sich am Ende gegen arg gebeutelte Crusaders durch - die Westerwälder feierten einen ungefährdeten 31:6 (14:6)-Sieg. Doch im Farmers-Lager war man sich nach der Partie einig: Die schlechteste Mannschaft der Regionalliga sind die Crusaders maximal in der Tabelle. Denn die Leistung auf dem Platz war mehr als respektabel.

 

Die etwas andere Bildserie zum Spiel: Ganz oben gibt es einen Riss der Achillessehne bei den Farmers, dann irgendwas mit der Kniescheibe bei den Crusaders (Bild in der Mitte, zweiter Krankenwageneinsatz) und einige sich vor Schmerzen krümmende Crusaders nach einem "internen" Check. Nicht ganz ernst gemeinter Kommentar des Sanitäters: "Legt sie am Spielfeldrand ab, sortiert nach Größe und Gewicht. Um die kümmern wir uns später!" Foto: www.westerwald-fotografie.de

Irgendwie hätten die Unterschiede zu Spielbeginn kaum größer sein können. Auf der einen Seite machten sich gerade 41 Farmers–Spieler warm, als unter dem Sonnenschutz auf der Gegenseite nur einige wenige Crusaders zumindest schon mal am Spielfeldrand saßen. Die Westerwälder hatten trotz der Ausfälle einiger Starter eine stolze Anzahl an Spielern mit nach Albershausen genommen – der starken Junioren–Mannschaft sei Dank. Der tiefe Kader zahlt sich eben aus. So unterschiedlich beide Teams vor dem Spiel auftraten, so groß waren auch die Unterschiede zu Spielbeginn. Die Crusaders brachten lange kein First Down zu Stande, während die Offense der Westerwälder gleich im ersten Drive scorte. Einem Touchdown–Lauf des fleißigen Johannes Dommermuth folgte schnell ein Touchdown von Christian Günter nach Pass von Quarterback Kevin Brüngel. Samt Zusatzpunkte von Kicker Matthias Dreser stand es flott 14:0.

 

Dennoch bekam die Farmers–Offense in Hälfte eins nur wenig Spielzeit. Kamen die Westerwälder an den Ball, überbrückten sie im Schnelldurchgang das Feld. Ein weiterer Touchdown von Brüngel wurde von den Schiedsrichtern nicht gegeben, eine weitere Chance in der Red Zone wurde nicht zum scoren genutzt – die Westerwälder hätten zur Pause deutlicher führen können. Bei aller Vereinsbrille war es aber dennoch ziemlich beeindruckend, wie Albershausen sich vom schnellen Rückstand erholte. Wo nimmt diese Mannschaft bloß die Moral her – beeindruckend. Zwar hätten sich die Farmers den Touchdown von Albershausens Stefan Trendl (Laufspielzug) gerne erspart – bei einem Glas Brause nach der Partie mussten die Westerwälder aber anerkennen: Albershausen spielte wahrlich nicht wie ein Tabellenletzter. Besonders in der Pass–Verteidigung lief bei den Farmers nicht immer alles nach Plan – so machte Albershausen einige Yards gut. Und mit jedem neuen First Down stieg auch in der spärlich besetzten Teamzone auf der Gegenseite der Spaß am Spiel.

 

In der zweiten Hälfte ließen die Farmers dann freilich nichts mehr anbrennen. Die Defense fand trotz wichtiger Ausfälle in einen guten Rhythmus, weitere Punkte brachten die Crusaders so nicht mehr auf das Scoreboard. Anders die Westerwälder: Auf Pass von Brüngel fing Günter das "Ei" in der Endzone – sein zweiter Touchdown. Und auch Johannes "Chio" Dommermuth machte noch einmal alle Reserven mobil und erlief einen weiteren Touchdown. Dazu kamen zwei Extrapunkte und ein Field–Goal von Dreser – der 31:6–Erfolg war perfekt. "Ich habe größten Respekt vor Albershausen", sagte Farmers–Headcoach Hans Juhnke. "Diese Mannschaft ist für mich sicher nicht das schlechteste Team der Liga. Die Partie war wirklich super fair – es hat riesig Spaß gemacht." Defense–Coordinator Jochen Strahl verteilte ebenfalls Lob an den Gegner – aber auch an seine Spieler: "Wir haben heute viele Jungs aus der Jugend eingesetzt. Und die haben alle einen sehr guten Job gemacht." Im Gegensatz zum Spiel in Donaueschingen, wo die Farmers nach diversen Wechseln den Spielfluss verloren hatten, lief es in Albershausen bis zur Schlussminute rund.

 

Kuriosum am Rande: Selten haben sich in einem so fairen Spiel so viele Akteure verletzt: Die Partie hatte noch nicht begonnen, da hatte sich ein Farmers–Akteur bereits die Achillessehne gerissen. Dazu gab es bei einem weiteren Spieler eine blutige Nase, die Gott sei Dank doch nicht gebrochen war und ein stark überdehntes Band am Knöchel bei einem Farmers–Defender, bei dem sich ein Riss glücklicherweise nicht bestätigte. Aber auch die Crusaders brauchten einen Krankenwagen – dem Vernehmen nach hatte sich beim Albershausener Spieler die Kniescheibe auf Reisen begeben. Als die Sanitäter zum zweiten Mal (nach dem Riss der Achillessehne) mit Krankenwagen und Trage an der Teamzone der Farmers vorbeiliefen, lagen gerade drei !!! weitere Spieler der Crusaders mit Schmerzen auf dem saftigen Grün. Der nicht ganz ernst gemeinte Kommentar des Sanitäters: "Stapelt und sortiert sie nach Größe und Gewicht am Spielfeldrand – wir kümmern uns später drum!"