Farmers deklassieren den Meister

Ein Spitzenspiel hatte man sich von dem Aufeinandertreffen der beiden Play-off-Kandidaten Montabaur und Kaiserslautern erhofft. Doch zu einem Spitzenspiel gehören immer zwei Teams, und die Pikes konnten diese Rolle in Montabaur zu keiner Zeit ausfüllen. So verlor der amtierende Regionalliga-Meister aus der Pfalz beim Aufsteiger in Montabaur vor rund 650 Zuschauern mit 3:35 (3:14) nicht nur das Spiel, sondern auch sein Saisonziel aus den Augen. Denn mit diesem Sieg folgen die Farmers den Stuttgart Silverarrows in die Play-offs zum Aufstieg in die 2. Bundesliga und sicherten sich vorzeitig die Vizemeisterschaft.

Schon beim Einlauf (Bild ganz oben) durch einen Tunnel machten die Farmers beim Spitzenspiel gegen die Pikes mächtig Lärm. Den ersten Touchdown der Partie besorgte Knut Haase (zweites Bild von oben) - und auch Omer Sabic war selbst in der Luft kaum zu stoppen. (zweites Bild von unten). Nach dem Sieg gab es eine Sektdusche von Farmers-Receiver Christian Günter (Bild unten). Fotos: www.westerwald-fotografie.de

"Große Klappe – nix dahinter" – wer kennt diesen Spruch nicht? Wie oft haben wir diesen Spruch in unserer Kindheit gehört, wenn uns mal wieder der Nachbarsjunge beim spielen im Sandkasten das Lieblings–Matchboxauto weggenommen hatte. "Gib es her!" schrie man den Typen dann meistens an – um als Antwort zu bekommen: "Hol es dir doch wieder – schaffste eh nicht." Auch große Jungs haben manchmal eine große Klappe – und nix dahinter. So ging denn auch der Auftritt vom Ex–Pikes–Quarterback Matthias Steiner gehörig daneben. Der derzeitige Ressortleiter Sportbetrieb der Kaiserslautern Pikes zog bei seiner Ankunft in Montabaurs Stadion kräftig und lautstark vom Leder: "Ein Kackladen ist das hier. Ein Kackladen", gab Steiner bekannt. Und als die Offense der Farmers das erste Mal auf dem Feld stand, wusste Steiner: "Number 87 is gay – he is gay!". Ein bisschen Trashtalk gehört dazu – dumm nur, wenn dann ausgerechnet die Nummer 87 – der "schwule Haase" – sich die Pikes angelt und den ersten Touchdown der Partie macht. Am Ende wurde es aus Pikes–Sicht nicht nur für Zuschauer Steiner ein bitterer Tag, denn mit dem 35:3–Sieg deklassierten die Farmers den amtierenden Meister und zogen in die Play–offs ein. Und auch wenn Steiners Auftritt bei manchem Zuschauer und Spieler ein Kopfschütteln hervorrief – so waren es in der Vergangenheit vor allem Typen wie er, die den Pikes Leben einhauchten und dieses Team so stark machten. Die Pikes von Montabaur hatten dagegen viel zu wenig Leben, um die Westerwälder zu stoppen. Die Quarter im Überblick:

 

1. Quarter

Im ersten Durchgang brachten beide Teams keine Punkte auf die Anzeigentafel. Es war ein nervöser Beginn, auf beiden Seiten brachten die Offense–Formationen noch nicht viel zu Stande. Erst gegen Ende des Quarters schafften es die Farmers in die Nähe der Pikes–Endzone. Doch es sprang nur ein Fieldgoal–Versuch zu Beginn des zweiten Viertels heraus...

 

2. Quarter

...aber dieser Versuch von Kicker Matthias Dreser ging daneben. Doch das verschossene Fieldgoal war quasi der Weckruf für die Westerwälder, die in der Folge immer besser ins Spiel fanden. Kaiserslautern spielte eine "Cover null" – und die Farmers sagten fleißig Dankeschön. Mit dieser Defense wollten die Pikes mächtig Druck auf Farmers–Quarterback Kevin Brüngel ausüben. Phasenweise gelang dies – und wenn nicht, waren die Farmers im Backfield oftmals frei durchgebrochen. So eröffnete Receiver Knut Haase nach einem Brüngel Pass über 30 Yards den Punktereigen – Haase fing den Ball in der Luft und rollte sich bei der Landung quasi in der Enzone ab. Auch der Zusatzpunkt von Dreser saß – Montabaur führte mit 7:0. Zwar konnten die Pikes quasi im Gegenzug mit einem Fieldgoal punkten – doch dann war es um die Pikes–Offense geschehen. Anders die Farmers: Martin Appel nutzte die Freiheit im Backfield, fing einen 25–Yard–Pass von Brüngel und lief die restlichen 15 Yards bis in die Endzone (Zusatzpunkt Dreser). Zur Pause führten die Westerwälder mit 14:3.

 

3. Quarter

Zuversichtlich starteten die Westerwälder auch in das dritte Quarter, während die Pikes schon resignierten. So war Pikes–Headcoach Andreas Schaaf noch zu Spielbeginn per "Walkitalki" mit einem weiteren Coach auf der Tribüne verbunden – doch selbst die "Überwachung von oben" half dem amtierenden Meister nicht. Gleich im ersten Drive nach der Pause – genauergesagt im allerersten Spielzug – brach Omer Sabic durch die Verteidigung der Pikes und trug das Leder über 50 Yards in die Endzone der Gäste (Zusatzpunkt Dreser). Und weil es so schön war, machten es die Westerwälder wenig später gleich ein weiteres Mal durch die Mitte: Pass von Brüngel (20 Yards) auf Christian Günter (10 Yard–Lauf) – und schon wieder war das Ei in der Endzone (Zusatzpunkt Dreser). Montabaur führte mit 28:3 – das Spiel war gelaufen.

 

4. Quarter

Ein einziges Mal noch nutzen die Westerwälder im letzten Quarter die Lücken in der Pikes–Verteidigung. Martin Appel löste sich in der Mitte, fing den Pass über 20 Yards von Brüngel und spielte anschließend über 40 Yards mit seinen Gegenspielern Katz und Maus. Appel übernahm dabei die Rolle der Maus und ließ sich von seinem zweiten Touchdown nicht mehr abhalten. Samt Zusatzpunkt von Dreser stand ein 35:3 auf dem Scoreboard – der Endstand.

 

Stimmen zum Spiel:

Hans Juhnke, Headcoach der Montabaur Fighting Farmers

"Ich kann das noch gar nicht glauben, dass wir dieses Spiel so deutlich gewonnen haben – so hatte ich das echt nicht erwartet. Wir hatten uns als Ziel den dritten oder vierten Platz gesetzt. Jetzt stehen wir in den Play–offs und fahren nach Erding – eine coole Sache."

 

Jochen Strahl, Defense–Coordinator der Montabaur Fighting Farmers

"Wir haben eine großartige Mannschaft, in der heute einfach alles geklappt hat. Die Defense–Line macht eine Riesendruck, die Linebacker spielen super. Wir mussten zwar im Spiel ein wenig umbauen, aber das hat wunderbar funktioniert. Wir werden jetzt erstmal feiern, dann eine Woche Pause machen. Und danach bereiten wir uns in aller Ruhe auf Erding vor."

 

Andreas Schaaf, Headcoach der Kaiserslautern Pikes

"Wir sind noch nicht reif, ein so hohes Niveau zu halten. Wir haben nicht die Tiefe im Kader und müssen erst noch wachsen – brauchen den Unterbau der Jugend. Wir haben personell immer am Limit gestanden. Montabaur war einfach die bessere Mannschaft und hatte einfach den besseren Kader. Wenn einer ausgefallen ist, haben sie auf der Position einfach einen Back–up gebracht, der dann nicht wesentlich schwächer war. Der Sieg der Farmers ist absolut verdient. Montabaur hat ein Riesenspiel gemacht und ich bin mir sicher, dass dieses Team auch aufsteigen wird. Ich habe Erding gesehen und Montabaur ist viel ausgeglichener als Erding. Die Farmers sind super gecoacht und haben viele junge Spieler, die auch ein höheres Niveau locker halten können."

 

Grooven mit der 4Funk Band

Neben einem sehenswerten Spiel wurden die zahlreichen Zuschauer in Montabaur zudem bestens von "Grand Funkmaster M and the 4Funk Band" unterhalten. Die Funk–Musiker groovten vor dem Spiel, in der Halbzeitpause und auch nach Spielende und steuerten einen Riesenanteil zu einer gelungenen Football–Party bei.

 

Der Ausblick

Die Play–off–Spiele gegen die Erding Bulls finden in der zweiten Septemberhälfte statt. Die Farmers empfangen am Wochenende 22./23. September zunächst die Bulls in Montabaur und reisen eine Woche später dann nach Bayern. Aufgrund der großen Nachfrage soll zu diesem Spiel ein Fanbus eingesetzt werden. Weitere Infos und auch die genauen Spieltermine folgen.