Die nackten Zahlen des Spitzenspiels sprechen für Stuttgart, die Schweißperlen auf der Stirn von Silver Arrows-Headcoach Jürgen Doh dagegen für Montabaur. Denn die Schwaben waren gegen den starken Aufsteiger aus dem Westerwald doch gehörig unter Druck geraten, hatten am Ende aber dank der größeren Routine und eines starken Laufspiels mit einem Touchdown knapp die Nase vorn. So standen am Ende 35 Punkte für die Silver Arrows und nur 28 für die Farmers auf der Anzeigentafel. Wer zählt da dann schon die Schweißperlen auf des Gegners Stirn.
Zumal die Gäste zu Spielbeginn alles dafür taten, dass Stuttgart postwendend jegliche - möglicherweise vorhandene - Nervosität ablegen konnte. Gleich der zweite Pass von Farmers-Quarterback Kevin Brüngel landete in den Armen von Stuttgarts Michael Gratzke, der die Interception bis in die Endzone trug. Wen interessierts, dass Receiver Oliver Kuhn beim Pass von Brüngel ausrutschte. Was zählt ist das, was auf dem Scoreboard steht. Und da stand nur wenig später gar ein 14:0, denn Christopher Jackson hatte das Ei ein weiteres Mal in die Endzone getragen (beide Zusatzpunkte verwertete Kicker Alex Hildebrandt). Farmers, are you ready?, fragen sich die Westerwälder immer im Huddle unmittelbar vor einem Spiel. Diesmal waren sie es nicht, und lediglich der Touchdown von Manapan Srisook nach einem Fumble der Gastgeber (Zusatzpunkt Kevin Brüngel) sorgten dafür, dass der Blick auf die Anzeigentafel nach dem ersten Quarter nicht allzu sehr schmerzte.
Doch auch in der Folge machten die Gastgeber besonders im starken Laufspiel Yard um Yard gut immer wieder schossen die in schwarz spielenden silbernen Pfeile über die Außenbahnen mit dem Ball nach vorne die Farmers konnten Stuttgart nur selten stoppen. Ein weiterer Touchdown von Stuttgarts Jackson, eine 2-Point-Conversion von Anton Haffner und ein Touchdown von J.D. Lindsay ließen erahnen: der Sieger der Partie würde schwarz tragen. Lediglich ein Touchdown von Christian Günter plus zweier Punkte von Oliver Kuhn sorgten dafür, dass man zur Pause nur mit 15:28 zurück lag. Zwar bewegten die Gäste den Ball immer wieder ganz gut durch die Luft, besonders die schnellen kurzen Pässe auf Knut Haase und Oliver Kuhn sorgten immer wieder für Raumgewinn allerdings zumeist nur für wenige Yards.
Doch während andere Teams nach einer solchen Halbzeit vielleicht den Kopf in den Sand stecken, die Farmers tun dies nicht. Mit glänzender Moral und vorbildlichem Willen machte man es dem Favoriten auch in der zweiten Hälfte unheimlich schwer. Und: von den Punkten her gehörte Durchgang zwei den kämpfenden Bauern. Im dritten Quarter scorten nur die Farmers, als der überragende Christian Günter einen Pass des erneut quirligen Kevin Brüngel in der Endzone fing (Zusatzpunkt Brüngel). Zuvor hatte besonders Omer Sabic das Leder im Laufspiel toll über den Platz geprügelt. Doch als im letzten Quarter Routinier Anton Haffner das Ei zum 34:22 in die Endzone der Farmers trug und auch Kicker Hildebrandt traf, war beim Stand von 35:22 die Partie eigentlich gelaufen.
Dazu lief im nächsten Drive zunächst nichts zusammen. Die Farmers waren schon im vierten Versuch an der eigenen 40-Yards-Linie, hatten knapp 10 Yards für einen neuen ersten Versuch zu gehen. Doch dann zeigte einmal mehr Junioren-Quarterback Kevin Brüngel seine Klasse, als er das Ei über 40 Yards präzise in die Arme von Receiver Christian Günter legte, der das Ding auch bis in die Endzone nicht mehr fallen lies. Zwar ging der anschließende Kick daneben, und Stuttgart hatte jetzt die Möglichkeit mit dem Laufspiel die Uhr herunter zu spielen trotzdem wollten die Westerwälder noch nicht aufgeben. Mensch, ich will hier unbedingt gewinnen, sagte Brüngel, als auf dem Feld die Defense der Farmers versuchte, Stuttgart zu stoppen. Was auch gelang: Rund eine Minute war noch auf der Uhr, als Brüngel & Co noch einmal ran durften. Einige Yards machte man gut, mit auslaufender Uhr musste dann aber ein Big Play her um zu scoren. Und erneut lag der Touchdown in der Luft: Wieder schickte Brüngel das Leder durch die Luft in Richtung Günter und gleich drei Stuttgarter griffen daneben allerdings konnte auch Günter mit dem Fuss in der Endzone das Ei nicht kontrollieren. Touchdown dahin, Niederlage besiegelt und ausgerechnet der überragende Günter wurde zum tragischen Helden.
Natürlich ist das ärgerlich, zumal wir den Anfang völlig verpennt haben, sagte Farmers-Headcoach Hans Juhnke. Aber wir dürfen nicht vergessen: wir haben hier ein super Spiel gemacht. Es hat eine Menge Spaß gemacht und die Jungs haben sich toll präsentiert und verkauft. So kassierten die Westerwälder auch vom Gegner eine Menge Lob: Montabaur war der erwartet starke Gegner, sagte Stuttgarts Headcoach Jürgen Doh. Es war ein spannendes Spiel, das alles geboten hat, was man sich im Football wünscht. Insgesamt war der Sieg sicherlich verdient, auch wenn er am Ende noch einmal auf der Kippe stand. Der Quarterback von Montabaur ist einfach die Hölle! Wir sind froh, dass wir jetzt im direkten Vergleich mit Montabaur die Nase vorn haben.
Schade nur, dass der Spielplan es vorsieht, dass sich beide Teams in diesem Jahr nur einmal begegnen. Zu gerne hätten die Farmers die Schwaben auch zu einem Rückspiel in Montabaur begrüßt. So durfte auch der stärkste Running Back der Silver Arrows, Manuel Lehniger, nach seiner Spielstrafe im geilsten Spiel seit Jahren nur zuschauen und stattdessen Burger an hungrige Farmers verkaufen. Die Farmers müssen nun ihrerseits schnell die Lehren aus der schwachen Anfangsphase ziehen und sich auf die nächsten schweren Heimspiele vorbereiten, denn schon am nächsten Sonntag kommt Jena in den Westerwald.