Farmers: Schmerzhafte Pleite gegen Jena

Die Farmers aus Montabaur machen in der Regionalliga derzeit ganz neue Erfahrungen. Denn in den vergangenen beiden Spielzeiten in der Oberliga gab es pro Saison jeweils nur eine Niederlage (2006 gegen Frankfurt, 2005 gegen Kaiserslautern). Nun setzte es schon am vierten Spieltag der neuen Saison die zweite Pleite und die Westerwälder müssen zum einen lernen, mit den Niederlagen umzugehen. Zum anderen muss das Team aber vor allem aus den Fehlern lernen. Dass dies nach der Niederlage in Stuttgart nicht geschehen war, bewiesen die spielentscheidenden Fehler am Sonntag, die auch Jena zum Sieg gegen die Farmers einluden.

Das starke Laufspiel der Hanfrieds (oben) war von den Farmers kaum zu stoppen. Zudem leisteten sich die Westerwälder vermeidbare individuelle Fehler, wie den Fumble von Dirk Machalett (Mitte). Farmers-Running Back Andreas Werner (unten) knackte mit einem Touchdown die 400-Punkte-Marke im Trikot der Westerwälder. Foto: www.westerwald-fotografie.de

Erst in der Niederlage zeigt sich das wahre Gesicht einer Mannschaft. Stimmt die Chemie im Team? Greift ein Rädchen ins nächste? Harmonieren die unterschiedlichen Charakteren im Kader? Ist die gewählte Taktik die richtige? Nach der zweiten Niederlage in Folge bleibt festzuhalten: Die Farmers sind noch nicht zu 100 Prozent in der Regionalliga angekommen. Denn die Gründe, warum die Westerwälder nach der Niederlage in Stuttgart auch gegen Jena verloren, sind offensichtlich: eine Vielzahl an individueller Fehler kostete erneut den mehr als möglichen Sieg.

 

Schon ein Fumble zu Spielbeginn schenkte den Gästen das Angriffsrecht. Ein unnötiger Ballverlust nach einem Punt brachte Jena an den Ball. Und Jena brachte den Ball bis in die Endzone. Samt Zusatzkick führten die Hanfrieds nach dem ersten Quarter mit 7:0. Noch kein Beinbruch, zumal die Farmers im zweiten Durchgang schnell zurückkamen. Zwar lief in der Offense besonders im Passspiel noch nicht vieles zusammen – den Receivern klebte zunächst das Pech am Handschuh –, dennoch glich Montabaur aus. Ein Lauf von Andreas Werner, der damit die 400–Punkte–Marke im Trikot der Farmers knackte (Zusatzpunkt Matthias Dreser), brachte das 7:7. Doch schon im Gegenzug ging Jena dank eines starken Laufspiels wieder in Führung. Da die Gäste zudem noch ein Fieldgoal verwandelten, waren die Farmers schon vor der Pause unter Zugzwang. Denn die Westerwälder konnten ebenfalls nur per Fieldgoal von Matthias Dreser verkürzen, es stand 10:17 zur Pause.

 

Nach dem Seitenwechsel bestimmten die Farmers vor rund 400 Zuschauern dann das Geschehen. Zwei Touchdowns von Quarterback Kevin Brüngel (Quarterback–Sneak und ein Lauf über 15 Yards) brachten die Westerwälder (inklusive der Zusatzpunkte von Dreser) mit 24:17 in Führung. Alles lief nun auf einen Heimsieg hinaus, doch Jena kämpfte sich immer wieder gut ins Spiel zurück. Eine gesunde Portion Härte, die bei einzelnen Gästespielern durchaus auch ins Unsportliche umschlug, dazu ein gepflegter Trash–Talk auf dem Feld verlegte den Fokus in manchen Situationen weg vom eigentlichen Spielgeschehen. So wurden auch nicht alle Aktionen von den Schiedsrichtern gesehen – einen Tatsache, mit der sich die Niederlage aber ganz sicher nicht erklären lässt. Denn Jena kassierte auch so ausreichende Strafen, einzig die Farmers konnten dies nicht ausnutzen. Jena glich – natürlich mit dem Laufspiel – erneut aus. Doch wieder gingen die Farmers in Führung, Johannes Dommermuth trug das Leder in die Endzone. Samt Zusatzpunkt führten die Westerwälder mit 31:24. Doch die verfrühte Freude über einen wichtigen Sieg gegen den Zweitliga–Absteiger schlug schnell ins blanke Entsetzen um. Denn Jena überbrückte erneut im Eilverfahren per Lauf das Feld, scorte dank eines Touchdowns zum 30:31. Da die Westerwälder allerdings auch die anschließende 2–Point–Conversion – der Gästespieler hatte auf seinem Weg in die Endzone keinen "Feindkontakt" – vollendeten, führte Jena kurz vor Schluss wieder mit 32:31.

 

Trotzdem bewegte die Offense der Farmers das "Ei" noch einmal über das gesamte Feld. Doch als man im vierten Versuch aus rund 15 Yards Distanz ein Fieldgoal versuchen wollte, kassierten die Farmers eine dumme persönliche Strafe. Der Kick aus 30 Yards war umso schwerer – zumal es soweit nicht mehr kam. Denn Quarterback Kevin Brüngel schnappte sich kurzerhand das Leder, fand aber keine Anspielstation. Jena kam in Ballbesitz und ließ die Zeit runterlaufen. Die Pleite war besiegelt. "Wir haben unglaublich viele individuelle Fehler gemacht", ärgerte sich Defensecoach Jochen Strahl. "Zudem war Jena die unfairste Mannschaft, gegen die ich je gespielt habe." Doch dies war nicht das Problem, vielmehr brach den Farmers das Genick, dass man sich phasenweise auf die Spielweise der Gäste einließ. So sahen die Schiedsrichter einen Schlag gegen den Helm eines Farmers–Spielers (nachdem der Ball lange gespielt war) kurz vor Ende nicht, den anschließenden leichten Schubser des Farmers–Spielers aber sehr wohl. Da sich der eigentliche Übeltäter in guter alter Fußballermanier theatralisch auf den Boden fallen ließ, gab es nur eine Strafe gegen Montabaur.

 

Unterm Strich bleibt die bittere Erkenntnis, dass man das Spiel gegen Jena nicht verloren hatte, weil der Gegner übermächtig stark war. Ausschließlich die eigenen Fehler kosteten am Ende den Erfolg. Aber auch dies ist eine Erfahrung, aus der die Mannschaft nun schnell lernen muss. Denn schon am kommenden Wochenende kommt mit den Rhein–Neckar Bandits der nächste Brocken auf den Kunstrasenplatz nach Horressen.