Vor ein paar Jahren noch unvorstellbar. Am Samstag um 16.00 Uhr kommt es nun dazu. In Kirchdorf am Inn, der kleinsten Footballgemeinde Deutschlands kommt es zum „Niederbayernderby 2024“. Da heuer in der Erima-German Football League nicht jeder gegen jeden spielt kommt es zu dieser Konstellation mit nur einem Spiel beider Teams. Der Sieger darf sich nicht ganz ernst gemeint „Niederbayernmeister“ nennen. Favorit sind klar die Straubing Spiders, die noch Chancen auf die Play Off Teilnahme zum German Bowl haben.
Beide Teams werden sich aber sicherlich nichts schenken und Wildcats Headcoach Christoph Riener will im letzten Heimspiel der Saison sein Team noch einmal von seiner besten Seite präsentieren. Die Wildcats haben bisher nur ein Spiel gewinnen können in der GFL, obwohl sie oft nah dran waren und sich meistens durch eigene Fehler selbst im Weg standen. Da es heuer in der Südgruppe keinen Absteiger geben wird können die Kirchdorfer jedoch befreit aufspielen.
Knackpunkt wird auf alle Fälle die Wildcats Offense sein, die in den Statistiken mit den wenigsten erzielten Punkten auf dem letzten Platz liegt.
STATISTIK
In die GFL-Statistiken fließen die Ergebnisse aller 15 GFL -Teams aus der Nord- und Südgruppe ein.
Zwei Spieltage vor Ende der regulären Saison kann man statistisch schon eindeutige Schlüsse ziehen:
TEAM:
Während die Straubing Spiders immerhin 21.6 Punkte/Spiel erzielen (10. Platz), bilden die Kirchdorf Wildcats in dieser Rubrik das Schlusslicht auf Rang 15 mit 12.8 Punkten/Spiel.
Die Gäubodenstädter erreichten dabei bisher 911 Lauf-Yards (12. Platz), die Inntaler 748 Yards (14. Platz). Über das Passspiel erreichten die Wildcats bisher 1792 Yards (13. Platz) und haben hier die Nase vor den Spiders (1361 Yards, 14. Platz).
Mit durchschnittlich 48.3 verursachten Penalty-Yards pro Spiel (2. Platz) sind die Spiders statistisch deutlich disziplinierter als die Wildcats mit 59.6 Yards durch Strafen verlorenen Raum (10. Platz).
INDIVIDUAL:
Der junge deutsche Spiders-QB #2 Luis Wittmann belegt in allen QB-Statistiken einen Platz unter den Top10. Sein Teamkollege RB #1 Kamal Cass erläuft pro Spiel hervorragende 75.7 Yards (Platz 4), teamintern gefolgt von RB #8 J’vonte Davis mit 25.4 Yards/Spiel (Platz 22). Auf Seiten der Wildcats folgen in dieser Rubrik RB #10 Sebastian Mattschek (24.5 Yards/Spiel, Platz 23) sowie der ehemalige Spiders-Spieler LB/RB #5 Julian Herrera (8.7 Yards/Spiel, Platz 35).
Mit starken 61.6 Yards/Spiel bei gefangenen Pässen steht Kirchdorfs WR #14 Michael Stadler auf Rang 13 der Statistik, dicht gefolgt vom Straubinger WR #3 Colton Smith mit 55.1 Yards/Spiel (17. Platz). Stadler erzielt dabei im Schnitt 12.3 Yards pro Pass, Smith sogar 14.9 Yards.
Mit 56 Yards nach wie vor das längste Field Goal dieser GFL-Saison hat Wildcats-Kicker #7 Baris Dasar erzielt (Platz 1).
In der Spiders-Defense stechen zwei Spieler heraus: der erfahrene LB #5 Jeremy Conley mit starken 11.2 Tackles/Spiel (2. Platz) sowie LB #36 Dylan Dubuque mit 9.8 Tackles/Spiel (4. Platz). Die starke Defense komplettieren LB #21 Luca Aigner (4.9 T/S, 34. Platz), DB #33 Franz Huber (4.8 T/S, 39. Platz) sowie DB #16 Devion Young (4.5 T/S, 45. Platz), bevor mit DB #2 Lorenz Sendlinger (4.0 T/S, 58. Platz) der erste Kirchdorfer in der Statistik aufscheint.
Straubings LB #21 Luca Aigner konnte zudem bereits 5 Sacks verbuchen (Platz 7), seine Teamkollegen DL #95 Marius Biendl und #36 Dylan Dubuque jeweils 3 (Platz 14), ebenso viel wie Kirchdorfs LB #5 Julian Herrera und DL #52 Nicolai Schwarz.
SIDE INFO:
Niederbayern-Derbys zwischen den Wildcats und den Spiders sind trotz der regionalen Nähe aufgrund der Einteilung in meist verschiedene Spielklassen rar gesät.
Wenn man ganz tief in die deutsche Football-Geschichte geht, traf man wohl 1989 im Rahmen eines Turniers - die damals nach der Saison noch üblich waren - aufeinander (Ergebnis aus Wildcats Sicht: 0:28).
Die Spiele in der Saison 1992 in der 2. Bundesliga Süd waren knappe Angelegenheiten, die damaligen Simbach Wildcats konnten das Heimspiel 13:6 gewinnen, das Rückspiel in Straubing ging dann 7:14 verloren.
Erst 2021 in der GFL 2 Süd trafen die beiden niederbayerischen Traditionsmannschaften erstmals wieder aufeinander, beide Spiele konnten die Gäste aus dem Gäuboden für sich entscheiden.
Saison 2024
Zwei Spiele vor dem Ende der regulären Saison befindet sich das Team aus der Gäubodenstadt aber noch voll auf Play-Off-Kurs. Die Niederbayern stehen auf dem 4. Platz, der für den Einzug ins Viertelfinale reichen würde – ausstehende Gegner sind die Wildcats auf dem letzten sowie die Saarland Hurricanes auf dem vorletzten Platz der Südgruppe. Somit haben es die Spiders in eigener Hand, im Gegensatz zu den Munich Cowboys, die derzeit auf dem 5. Platz stehen und unbedingt ihr letztes Spiel gegen die zuletzt sehr starken Ravensburg Razorbacks gewinnen und gleichzeitig auf einen Ausrutscher der Spiders hoffen müssen. Kurioserweise haben die Straubinger beide Spiele dieser Saison gegen die Cowboys verloren.
Während die Wildcats letztes Wochenende im Inter Conference-Spiel gegen die Kiel Baltic Hurricanes im weitesten Auswärtsspiel der GFL1 0:35 unterlagen und somit auch theoretisch nicht mehr vom letzten Platz der Südgruppe wegkommen werden, verlor das niederbayerische Nachbarteam aus Straubing zuhause 26:39 gegen die Allgäu Comets.
Mit einem Sieg wäre man auf den 3. Platz geklettert, was für die Play-Offs bedeuten würde, nicht gegen das ungeschlagene Überflieger-Team und Nummer 1 im Norden, die Potsdam Royals, antreten zu müssen. Dieser 3. Platz ist für die Spiders allerdings immer noch in Reichweite, vorausgesetzt sie gewinnen ihre beiden restlichen Spiele und die Comets verlieren ihre beiden – auswärts im Inter Conference-Spiel gegen die Dresden Monarchs (Platz 2 in der GFL Nord) und zuhause gegen die Kirchdorf Wildcats, die somit Zünglein an der Waage in Bezug auf die Play-Off-Teilnahme in der Südgruppe sind.
Das es am Samstag in Kirchdorf noch einmal hoch hergehen wird steht somit außer Frage. Die Kirchdorf Wildcats haben wieder alle Register gezogen für ihren Gameday. Start ist um 14.00 Uhr mit der Pre-Game-Party mit der Band Wild Wood. Kinderschminken, Hüpfburg, Fitness Parcour und vieles mehr erwartet die Fans, von denen sicher auch einige aus Straubing anreisen werden. Mit Stadion DJ Ossi und Kult-Stadionsprecher Vamos werden die Fans dann auf die Partie eingestimmt. Cocktailbar, Burger aus dem Smoker und kühle Getränke werden auf jeden Fall nicht fehlen.
Wildcats Präsident Wolfgang Höfelsauer freut sich daher schon sehr auf den Saisonabschluss im eigenen Stadion: „Wir spielen zwar noch in Kempten, doch das letzte Heimspiel ist immer etwas ganz Besonderes. Vor allem ausgerechnet gegen den GFL-Nachbarn aus Straubing. Emotionen inbegriffen“, merkt der Vorstand mit einem Augenzwinkern an.