Nach einem starken Auftakt mit einer 6:0-Führung konnte das Niveau nicht ganz gehalten werden und man schied gegen den späteren Turniersieger Wiesbaden Phantoms mit 6:20 aus. Im Spiel um den 3.Platz siegten die Hamburg PioKids gegen den Bayerischen Meister mit 10:0. Obwohl die Knights insgeheim mit einer noch besseren Platzierung geliebäugelt hatten, war man am Ende der zwei anstrengenden Tage mit dem Erreichten zufrieden und kann stolz auf den Schlusspunkt einer herausragenden Saison sein, zu deren Beginn kaum jemand an die Teilnahme am German Junior Flag Bowl geglaubt hatte.
Kiel war definitiv eine Reise wert. Insbesondere die Möglichkeit, sich mit den besten deutschen Mannschaften und den Topteams aus Norddeutschland zu messen, war eine Herausforderung, der sich die jungen Footballer gerne stellten. So machten die Rothenburger bereits auf der Hinfahrt am Freitag in Hamburg Station, um sich dort mit dem Hamburger Meister, den PioKids, in einem Scrimmage zu messen.
Der Turnierauftakt am Samstag Morgen gegen die Holzgerlingen Twister war ein Kuriosum der ganz besonderen Sorte. Die Schwaben schafften bis zum vorletzten Spielzug kein First Down gegen die gut organisierte fränkische Verteidigung. Während der Rothenburger Angriff Meter um Meter erkämpfte, aber im Endeffekt nichts Zählbares zustande brachte. Nach einer Interception kamen die Twister in aussichtsreicher Position in Ballbesitz, den sie mit einem Fieldgoal zum 3:0 nutzten. Nach einem tiefen Ball auf Tight End Yves Scherer überbrückte Quarterback Dustin Wenninger die letzten Meter zum Touchdown. Philipp Sauereßig verwandelte den Kick zur 7:3-Führung. Im letzten Spielzug der begegnung ließ sich die Rothenburger Abwehr übertölpeln und kassierte mit auslaufender Uhr einen tiefen Pass zum 10:7 Sieg der Twister.
Gegen den Gastgeber Kiel Wild Hurricanes, machten es die Rothenburger besser. Dustin Wenninger schloss einen langen Angriffssequenz mit einem Quarterback-Sneak zur 6:0-Führung ab. Die Defense hielt, die Offense spielte die Zeit herunter und wieder Dustin Wenninger, diesmal mit einem langen Lauf über 35 Yards, sorgte für die Vorentscheidung. Ein kurzer Pass auf Running Back Philip Braun für weitere 2 Punkte sorgte für das 14:0. Den Hurricanes blieb nur noch Ergebniskosmetik zum 14:6.
Mit der weiterhin überragenden Defense im Rücken erzielte Philipp Sauereßig nach einem famosen Pass von Dustin Wenninger gegen die Frankfurt Pirates die Führung und verwandelte auch den Zusatzpunkt-Kick zum 7:0. Nach einem kurzen Pass schüttelte Yves Scherer alle Verteidiger ab und lief zur 14:0-Führung (PAT Philipp Sauereßig). Die Pirates stemmten sich gegen die drohende Niederlage und erreichten aber nur noch den Anschlußtouchdown. Der Einzug ins Halbfinale war perfekt. Mit Philipp Sauereßig war im letzten Vorrundenspiel eine tragende Säule des Angriffs und der Abwehr ausgefallen. Zudem war die Line von den intensiven Spielen gezeichnet. Kein einfaches Unterfangen, über Nacht aus dem dezimierten Kader wieder eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, um dem Turnierfavoriten Wiesbaden Phantoms die Stirn zu bieten.
Im Halbfinale erwischten die Knights einen Traumstart. Gleich mit dem ersten Spielzug lief Philip Braun über 60 Yards und konnte erst an der 15y-Linie getackelt werden. Ein kurzer Pass, wieder auf den zum Runningback umfunktionierten Passverteidiger und es stand 6:0. Der Hessenmeister kam mit der von David Sauereßig und Lisa Heldt umgestellten Defense überhaupt nicht zurecht und praktisch keinen Raumgewinn. Immer wieder wurde das Laufspiel unter der Führung des überragenden Linebackers Emre Dilek schnell gestoppt. Ein Passspiel war praktisch nicht existent. Kurz vor der Halbzeit warf der Runningback der Phantoms nach einem angetäuschten Lauf doch noch einen Pass und brachte den Favoriten in aussichtsreiche Position. Bitter, dass der Passgeber beim Wurf bereits deutlich die Line of Scrimmage überquert hatte und der Raumgewinn nicht hätte zählen dürfen. Die Phantoms nutzten das Momentum: Bereits im nächsten Spielzug entwischte zum ersten Mal ein Angreifer, brach gleich 4 Tackles und erzielte den 6:6-Ausgleich. Konsterniert unterlief Quarterback Dustin Wenninger gleich noch der Lapsus einer Interception. Der hessische Verteidiger verwandelte den abgefangenen Ball postwendend zur 13:6-Halbzeitführung. Das Spiel war innerhalb von drei Spielzügen gedreht. Die Knights versuchten weiterhin alles, verkrampften aber zusehens und kamen nicht mehr auf Schlagdistanz an die Endzone. Im Gegenteil: der wendige Runningback entwischte nochmals den fränkischen Verteidigern und sorgte für die Entscheidung. Damit war der Traum vom ersten Titelgewinn ausgeträumt.
Das Wochenende endete für die Franken wie es begonnen hatte: mit einer Begegnung gegen die Hamburg PioKids. Nach dem gemeinsamen Grillen vom Freitag schon freundschaftlich verbunden, entwickelte sich eine muntere Partie, bei der bei den Knights auch alle mitgereisten Spieler der zweiten Garde zusätzliche Spielzeit erhielten. Das Ergebnis von 0:10 am Ende war sekundär. Beide Teams feierten nach dem Abpfiff gemeinsam auf dem Spielfeld die Plätze 3 und 4.
Neuer Deutscher Meister wurden die Wiesbaden Phantoms nach einem 13:7-Finalerfolg über die Holzgerlingen Twister. Auf den hinteren Plätzen folgten die Elmshorn Fighting Pirates vor den Frankfurt Pirates und den Kiel Wild Hurricanes. Das Schlusslicht bildete der Niedersachsenmeister Hildesheim Invaders.
Als Spieler des Turniers hatte sich auf Rothenburger Seite Emre Dilek herauskristallisiert. Er lieferte eine überragende Leistung als Linebacker und Leader der Defense ab. Daneben war er als Offenseguard eine große Stütze im Angriff und spielte alle sechs Spiele auf beiden Seiten des Balles komplett durch.
Trainer Philipp Kimmelmann zog ein positives Fazit: Natürlich wären wir gerne Deutscher Meister geworden und haben uns nach dem Saisonverlauf auch Chancen ausgerechnet, aber unter dem Strich war einfach unser Kader nicht tief genug besetzt, um die Ausfälle auffangen zu können. Wir haben es nicht geschafft, zurück zu der Form der Bayerischen Meisterschaft zu finden. 14 Wochen ferienbedingte Spielpause sind einfach zu viel gegen Teams, die auf dem Höhepunkt der Saison stehen. Wir haben in der Vorrunde zwar unsere Offense etabliert, mussten uns aber übers Feld kämpfen und konnten uns nicht im Rhythmus drüberspielen. Die Defense war fantastisch. Uns war klar, dass wir mit sehr hohem Risiko spielen und Big Plays kassieren können. Aber die Vorgaben der Trainer wurden hervorragend umgesetzt. Wir haben das Spagat zwischen 5er-Flagfootball bei der Europameisterschaft und dem 9er-Football beim GJFB nicht geschafft. Im Endeffekt hatten wir nur ein Wochenende Vorbereitungsmöglichkeit und ausgerechnet da hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das reicht dann eben nicht bei einem Teilnehmerfeld dieser Qualität. Aber wir können auf das in dieser Saison Erreichte sehr stolz sein.
Altersbedingt verlassen jetzt fünf Spieler die Flagabteilung und verstärken das GFLJ-Team der Franken Knights. Es wird nicht leicht diese Stützen der Mannschaft zu ersetzen. Daher sind die Knights weiterhin auf der Suche nach Jungs und Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren, egal welcher Größe, Gewicht und Form. Die jetzt beginnende Nachsaison ist ein perfekter Zeitpunkt zum Einstieg in diesen fantastischen Sport, um dann im Frühjahr mit den alten Hasen wieder eine schlagkräftige Truppe zu bilden.