Gewogen und für zu leicht befunden

Luon Spearman, seines Zeichens derzeitiger Top Scorer der GFL-Süd, hatte sich seinen Nachmittag im Georg-Gaßmann-Stadion sicherlich etwas anders vorgestellt. Mit bereits 750 Yards auf der Habenseite hatte die Presseabteilung der „Canes“ im Vorfeld dieser Partie gemutmaßt, dass er die 1000 Yards Marke schon in Marburg brechen könnte. Eine vollmundige Ankündigung, die nach hinten los ging. Am Ende des Tages hatten die Saarländer 41:14 verloren und aus den angepeilten 250 Yards von Herrn Spearman waren letztendlich um die 50 geworden.

Marburg setzte früh Zeichen. Bereits die erste Angriffssequenz der Saarländer endete mit einem schnellen Punt, welcher von den Hausherren sofort in Punkte umgemünzt werden konnte. Der wieder einmal gut aufgelegte Quarterback Joachim Ullrich passte das Ei über 30 Yards auf Charles Henderson, der sich in die gegnerische Endzone durchtanken konnte. Nach Peter Müllers Extrapunkt stand es 7:0. Auch der zweite Drive der Saarbrücker endete schon nach drei Versuchen, nachdem „Kicker Neuentdeckung“ Franco Ingravalle diese tief in deren eigener Hälfte festgenagelt hatte. Und auch dieses Mal mussten die Zuschauer nicht lange auf Punkte warten. Nach einigen schönen Spielzügen vollendete Runningback Gerome Castleberry aus kurzer Distanz zum 14: 0 Zwischenstand. Das es mit diesem Resultat auch in die Halbzeit ging, lang vor allem daran, dass sich beide Teams von nun an neutralisierten. Die Defense der Hurricanes hatte sich jetzt besser auf das Passspiel der Mercenaries eingestellt und konnte auch einen ausgespielten vierten Versuch der Gastgeber stoppen, ohne allerdings in der Offensive Akzente setzen zu können.

 

Der zweite Durchgang begann mit einem Paukenschlag als Cornerback David-York Jahnke den Kick Off über 90 Yards zurücktragen konnte. Eine Holding Strafe fernab des Geschehens machte diesen spektakulären Touchdown jedoch wieder zunichte. Doch Marburg machte konzentriert weiter und attackierte mit der Secondary vor allem die Achillesferse der Saarländer Defense. Ein Mittel das Erfolg brachte. Wide Receiver Olliver Stier war der Nächste, der sich über einen Touchdown freuen durfte, als er vom fehlerlosen Ullrich über 35 Yards bedient wurde. Doch das 21:0 sollte nicht lange Bestand haben. Unterstützt durch eine „Personal Foul“ Strafe und etliche verpasste Tacklings kamen die „Canes“ zum Anschluss als die Kombination Drake auf Moore zuschlug. Die „Söldner“ ließen sich indes nicht aus der Ruhe bringen, wobei die langen Pässe immer ein probates Mittel blieben. Filip Pawelka und Gerome Castleberry erhöhten mit ihren Touchdowns innerhalb kürzester Zeit auf 35:7 und zerstreuten so auch die letzten Zweifel am Sieg der Lahnstädter. Zwar konnte Spearman seine Punktestatistik mit einem kurzen Lauf noch eine wenig aufbessern, jedoch war das 14:35 zu diesem Zeitpunkt des Spieles nicht mehr als Ergebniskosmetik. Den Schlusspunkt unter eine unterhaltsame Partie setzte dann Charles Henderson, der – inzwischen als Quarterback aufgestellt – aus rund 10 Yards selbst in die gegnerische Endzone lief und den 41:14 Endstand herstellte.

 

Die Fakten liegen nunmehr auf der Hand. Marburg ist neuer Tabellenführer im Süden, Kirk Heidelbergs Bilanz im Georg-Gaßmann-Stadion bleibt eher durchwachsen und Luon Spearman muss auf seine 1000 Yards noch eine wenig länger warten. Marburgs Linebacker Mike Overly kommentierte die Ankündigungen des Gegners nach dem Spiel dann auch eher süffisant. „Ob es schlau ist, die gegnerische Defense so zu reizen, muss jeder selber wissen.“