Mit dem German Bowl, den die Berlin Adler am Samstag überraschend gegen Braunschweig gewinnen konnten, geht die GFL-Saison 2004 zu Ende. Hinter den Schwäbisch Hall Unicorns liegt die erfolgreichste Saison ihrer Vereinsgeschichte, in der allerdings noch mehr möglich gewesen wäre.
Bis ins letzte Viertel mussten die über 17.000 Zuschauer am Samstag beim German Bowl in Braunschweig auf Punkte warten, was alleine schon eine Überraschung gewesen wäre. Denn eigentlich hatte man erwartet, dass die Braunschweig Lions ihrer Favoritenrolle gerecht werden und die Berlin Adler im Griff haben würden. Am Ende mussten die Braunschweiger allerdings den Platz zum fünften Mal in Folge als Verlierer des Endspiels um die deutsche Meisterschaft verlassen und die Berliner freuten sich über den Gewinn des Titels mit einem 10:7-Erfolg, den sie sich 29 Sekunden vor Spielende per Fieldgoal sicherten.
Mit dem German Bowl geht eine Bundesliga-Saison zu Ende, die für die Schwäbisch Hall Unicorns sehr erfolgreich war. Mit sechs Siegen und vier Niederlagen belegten sie in der Süd-Gruppe den zweiten Platz und sicherten sich damit erstmals in der Vereinsgeschichte das Heimrecht im Play-Off-Viertelfinale. Trotz dieses Erfolgs ist man in Hall nicht ganz zufrieden: "In der Mannschaft steckt noch mehr Potenzial, das wir dieses Jahr leider noch nicht vollständig wecken konnten", sagt Unicorns-Headcoach Siegfried Gehrke.
Der Süd-Tietel war zum Greifen nahe, doch mit einer 21:27-Niederlage im vorletzten Spiel gegen die späteren Süd-Meister aus Marburg vergab man diese Chance. Ebenso ärgerlich war die unnötige 20:22-Niederlage bei den Franken Knights in der Hinrunde, ohne die das meisterschaftsentscheidende Spiel in Marburg belanglos geworden wäre. "Im Viertelfinale hatten wir echtes Verletzungspech", sagt Gehrke zum 38:24-Erfolg der Dresden Monarchs im Hagenbachstadion. "Das Halbfinale wäre möglich gewesen, wenn sich in der ersten Halbzeit nicht gleich unsere zwei wichtigsten Verteidiger verletzt hätten."
Auch wenn nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, so stellt der Verlauf der Saison 2004 dennoch eine weitere Leistungssteigerung gegenüber dem Vorjahr dar. Er passt zur Haller Politik der kleinen Schritte und lässt weitere Möglichkeiten für die Saison 2005 offen.
Freuen kann man sich bei den Unicorns auf jeden Fall auch darüber, dass es Marc Biedenkapp wie schon im Vorjahr geschafft hat, sich als erfolgreichster deutscher Punktesammler in der GFL zu positionieren. Mit 126 Punkten aus 13 Touchdowns, drei Fieldgoals und 36 Extrapunkten führt er mit großem Abstand die Topscorer-Liste in der GFL-Süd an. Nach ihm folgt im Süden erst mit 66 Punkten der Marburger Amerikaner Terellus Wright. In der Gesamtbetrachtung der GFL landete Biedenkapp als bester deutscher Spieler auf dem dritten Platz.
Unter den Top 10 im Süden finden sich mit Ira Vandever (Platz vier mit 60 Punkten) und Timm Siegmann (Platz sechs mit 48 Punkten) zwei weitere Unicorns-Spieler. Alle drei haben viel dazu beigetragen, dass die Unicorns mit 325 erzielten Punkten in diesem Jahr die mit Abstand beste Offense im Süden stellten. Stuttgart folgt mit 255 Punkten noch vor den Süd-Meistern aus Marburg mit 233 Punkten. Die Haller Defense landete mit 238 zugelassenen Punkten hinter Marburg auf dem zweiten Rang.
Besonders erfreulich ist für die Unicorns auch, dass der Zuspruch der Zuschauer nach einem Tief im letzten Jahr wieder gesteigert werden konnte. Waren 2003 durchschnittlich nur knapp 900 Zuschauer ins Hagenbachstadion gekommen, so hat man 2004 wieder die 1.000er-Grenze überschritten und konnte bei den fünf Rundenheimspielen insgesamt 5.088 Zuschauer begrüßen. Im Süden belegte man damit hinter den Saarland Hurricanes (5.300) knapp den zweiten Platz. Das Viertelfinale gegen Dresden wollten sich sogar über 1.400 Fans nicht entgehen lassen.
Bei den Haller Auswärtsspielen war die Unterstützung noch nie so groß wie in diesem Jahr. 200 Unicorns-Fans waren in Stuttgart dabei, 250 kamen mit nach Rothenburg, zum Spiel in Marburg war der Fanbus ausgebucht und über 300 Fans begleiteten das Unicorns-Team im gemeinsam mit dem Hauptsponsor Haller Löwenbräu organisierten Sonderzug zum Saisonauftakt nach Berlin.
Die Fahrt nach Berlin kann im kommenden Jahr wiederholt werden, denn auch 2005 wird man zum Interconference-Spiel bei den Adlern antreten müssen. Der besonderer Reiz ist dabei nun, dass man dem amtierenden deutschen Meister einen Besuch abstatten wird