Hall kann Marburger Defense nicht knacken

Unicorns unterliegen den Marburg Mercenaries mit 6:18 / Haller Angriff zeigt zu wenig

 

Erwartet hatte man am Samstag im Spitzenspiel der GFL-Süd einen offenen Schlagabtausch der beiden besten Offense-Formationen in der Süd-Staffel der Football-Bundesliga. Zu sehen bekamen die 1.180 Zuschauer im Haller Hagenbachstadion ein sehr Defense-betontes Spiel, das in den Marburg Mercenearies einen an diesem Tag verdienten Sieger (18:6) fand.

Zweifellos hatte Halls Quarterback Ira Vandever am Samstag nicht seinen besten Tag erwischt. Allerdings war es auch alles andere als leicht, gegen die sehr gut eingestellte und sehr variabel agierende Marburger Defense ein erfolgreiches Angriffsspiel aufzuziehen. Die Haller Passenpfänger waren sehr gut gedeckt, weshalb Vandever oft viel Zeit brauchte, eine freie Anspielstation zu finden. Die bekam er aber nicht, denn so effektiv wie die Räume nach hinten abgedeckt wurden, so aggressiv agierte die Gäste-Defense auch nach vorne in Richtung Vandever.

 

Mit zunehmender Spieldauer wurde dies den Gästen auch noch leichter gemacht. Im Laufe des Spiels verabschiedeten sich aus der Haller Offense-Line, die schon seit Wochen auf den Langzeitverletzten Florian Günter verzichten muss, drei weitere Stammspieler angeschlagen in Richtung Seitenlinie. Die Folge war immer weniger Schutz und damit auch weniger Zeit für den Haller Spielmacher. Im letzten Viertel, als man bereits zwei Touchdowns aufzuholen hatte und man verstärkt auf den Pass-Angriff setzen musste, liefen die meisten Haller Spielzüge dann auch nach dem selben Muster ab: ein nach freien Receiver Ausschau haltender Ira Vandever wird von zwei oder drei Marbuger Verteidigern übers Feld gejagt. Relativ selten wurde Vandever dabei zwar zu Fall gebracht, diese Spielweise raubte ihm aber Kraft und Nerven. Nennenswerter Raumgewinn war nur selten zu registrieren.

 

Die Marburger 6:0-Führung aus dem ersten Viertel konnten die Unicorns nach dem ersten Seitenwechsel durch einen 2-Yards-Lauf von Ira Vandever zum 6:6 egalisieren. Auch die erneute Marburger Führung zum 12:6 noch vor der Pause stellte für Hall noch keinen Beinbruch dar. Sah man doch bis dahin zwei gleichwertige Teams auf dem Platz. Überraschend war lediglich, dass es die Verteidiger auf beiden Seiten waren, die dem Spiel ihren Stempel aufdrückten.

 

Dies sollte auch nach der Halbzeitpause so bleiben, wobei auf Seiten der Gastgeber nun auch Pech eine gewichtige Rolle spielte. Abgesehen von den erwähnten Ausfällen in der Offense Line unterlief Quarterback Ira Vandever zehn Yards vor der Marburger Endzone ein Fumble. Dieser setzte genau dem Haller Angriffszug ein jähes Ende, bei dem man den erneuten Ausgleich förmlich schon spüren konnte.

 

Anfang des letzten Viertels dann die Schlüsselszene des Spiels. In einem vierten Versuch brachten sich die Mercenaries mit einem 25-Yards-Pass an der Haller Zwei-Yard-Linie in Schlagdistanz. Der den ganzen Tag schon gut aufgelegte US-Runningback Gerome Castleberry vollstreckte zur hessischen 18:6-Führung, die von den Gastgebern nicht mehr aufgeholt werden konnte.

 

"Natürlich habe ich in diesem Spiel mehr Punkte erwartet", meinte ein enttäuschter Unicorns-Headcoach Siegfried Gehrke nach dem Spiel. "Unsere Defense war zwar relativ stark, aber wenn es in der Offense nicht klappt, dann muss die Defense in den entscheidenden Momenten hinten den Laden dicht halten." Das Hauptproblem sah aber auch Gehrke an diesem Tag in seiner Offense: "Wir konnten uns von Marburg nicht das holen, was wir gewollt hatten. Letztendlich haben wir nicht das richtige Rezept gegen diese Defense gefunden."

 

Die Punkte für Hall erzielte: Ira Vandever (6).

 

Viertel-Ergebnisse:

1. Viertel: 0:6

2. Viertel: 6:6

3. Viertel: 0:0

4. Viertel: 0:6

Gesamt: 6:18

 

Zuschauer: 1.180

 

Alle Punkte:

0:6 Filip Pawelka 2-Yards-Pass von Joachim Ullrich

6:6 Ira Vandever 2-Yards-Lauf

6:12 Filip Pawelka 5-Yards-Pass von Filip Pawelka

6:18 Gerome Castleberry 2-Yards-Lauf

 

Aktuelle Tabelle GFL-Süd (9.7.2005)

1 Marburg Mercenaries 5 8:2 +6 160:74 +86

2 Schwäbisch Hall Unicorns 5 6:4 +2 161:129 +32

3 Saarland Hurricanes 5 6:4 +2 118:104 +14

4 Stuttgart Scorpions 5 2:8 -6 91:171 -80

5 Munich Cowboys 5 2:8 -6 45:134 -89

 

Bild: Achim Kugele