Der Stadionsprecher, der Coach, die Spieler keiner wurde nach dem Spiel müde, die historische Bedeutung des gerade erreichten zu betonen. Eigentlich nicht nötig. Denn auch den Fans, den Dresdnern wie auch den gut 200 Braunschweigern war durchaus bewusst, dass sie gerade etwas Einmaliges erlebt hatten: Die Dresden Monarchs schlagen in ihrer zweiten GFL Saison den Über-Favoriten aus Braunschweig! Was für ein Hammer!!!
Dabei strahlte die untergehende Sonne zunächst für die Gäste. Der erste Drive der Monarchs war schnell beendet. Die Lions dagegen beeindruckend stark: zäh und konsequent marschierten sie über das Feld. Die Methode blieb dabei fast immer ähnlich. Zwei starke Versuche, meist durch Lauf. Dann hieß es Dritter und kurz und schon gab es den nächsten First Down. Nicht unbedingt spektakulär aber effektiv und für die Defense zermürbend. Folgerichtig der erste Touchdown durch Kelvin Love! Der Zusatzpunkt folgte von Marko Rothaar zur 0:7 Führung.
Aber schon die Antwort der Dresdner zeigte, dass sie heute gegen einen der Großen nicht nur gut mitspielen wollten. Ganze fünf Spielzüge brauchte es für den Ausgleich. Sean Hilliard sorgte beim Kick Off Return für eine glänzende Ausgangsposition. Schon in der Braunschweiger Hälfte startete die Monarchs Offense: Pass auf Rosenow First Down. Zweimal Lauf über Molock First Down. Noch mal Molock Touchdown! (PAT Hempel 7:7)
Der einzige Makel an dieser Vorstellung: die Dresdner Defense hatte noch nicht mal richtig Luft geholt und musste schon wieder aufs Feld. Auch wenn sie dem Braunschweiger Angriff nicht ganz so erfolglos gegenüber standen wie zuvor, mussten sie dennoch die erneute Führung kassieren. Kim Kuci krönte seine Leistung bis dahin mit einem 2Yard Lauf in die Endzone. (PAT Rothaar 7:14)
Auch die Monarchs setzten weiter auf den Lauf. Bruce Molock arbeitete sich über mehrere Versuche bis an die Lions Redzone vor. Von dort aus feuerte Donnel Brown zwei vergebliche Pässe ab. Den ersten musste Chris Rosenow passieren lassen. Der zweite, perfekt in die äußerste linke Ecke der Endzone platziert, kam nicht an, weil Markus Brunner stolperte. Dennoch gab es Punkte: Holger Hempel versenkte ein Field Goal zum 10:14.
Bis dahin sah es nicht wirklich nach einer Sensation aus. Doch plötzlich verfinsterte sich der Himmel, ein kleines Sommergewitter zog auf und vertrieb den Sonnenschein für die Gäste.
Kurz vor der Pause wollten die noch schnell die Führung ausbauen. Da aber war die Dresdner Defense richtig wach. Zwar standen die Lions schon wieder bedrohlich nah an der Endzone, Pässe in die Selbe kamen aber nicht an. So entschieden sie sich Sekunden vor der Halbzeit für ein Field Goal. Ein Blitz zuckte über dem Großen Garten, Rothaar kickte, eine Windböe griff ein und der Ball knallte gegen die linke Torstange Chance vertan Pause!
Wer die Spiele der Monarchs bis dahin mitverfolgt hatte, ahnte für den zweiten Durchgang nichts Gutes. Die dünne Personaldecke zwang vor allem die Defense immer zum pausenlosen Einsatz. Die Folge oft: irgendwann waren die Dresdner Verteidiger einfach müde und die starken Gegner brachten ihr Spiel über die Zeit. Wenn Dresden bis zur Pause nicht ordentlich vorgelegt hatte, reichte es einfach nicht. Und jetzt sollte ein Rückstand gegen Braunschweig aufzuholen und weitere Punkte der Gäste zu verhindern sein? Unglaublich, aber nicht unmöglich.
Um das Unternehmen Comeback noch ein bisschen zu erschweren, legten die Lions erst mal 7 Punkte drauf: TD Lauf Riazzi plus Kick Rothaar zum 10:21.
Bei diesem Spielstand noch an den Sieg zu glauben war schon mehr als hoffnungsvoll. Doch Dresden gab Gas. Wieder ein schneller Pass zum First Down auf Rosenow. Dann folgten ein paar erfolglose Läufe von Molock. Plötzlich hieß es Dritter und elf gut 20 Yard vor der Endzone. Und Donnel Brown zeigte Nervenstärke. Zwei, drei Lions jagten ihn schon übers Feld und doch setzte er zum Touchdown Pass an. Der zog genau in die letzte Ecke der Endzone in die Hände von Thomas Emslander: Touchdown Monarchs, der Zusatzkick ging allerdings daneben. (16:21)
Das war das Signal zum Aufbruch! Die Dresdner Verteidigung wurde jetzt munter statt müde und machte Druck. Mit Erfolg: der ungeschlagene Tabellenführer wurde nervös Fumble im ersten Versuch First Down Dresden. Leider ohne Punkte, der Versuch zum Field Goal ging daneben. Machte nichts, denn die Defense war weiter heiß und hungrig. Und wieder ließen die Lions daraufhin den Ball fallen. Nach Strafen standen sie ohnehin mit dem Rücken zur Endzone. Plötzlich rutschte der Ball (nach dem Regenguss zur Halbzeit auf dem nassen Rasen gefährlich feucht geworden) Quarterback Rainbow aus den Händen und kullerte in die Endzone. Das bedeutet Safety und zwei Punkte für Dresden (18:21).
Mit dem letzten Seitenwechsel ging Dresden zum ersten Mal in Führung. Wieder hatten sie sich überraschend schnell vorgearbeitet. Den Touchdown machte Brown selbst, indem er sich rückwärts über einen Berg Lions-Verteidiger warf und den Ball in die Endzone hielt. (PAT Hempel 25:21) Jetzt tobte das Publikum. Und auch die Braunschweiger Fans hielt nix mehr auf den Sitzen.
Dennoch wechselte die Führung erneut. Auch hier war Adrian Rainbow enorm unter Druck, die Dresdner Defense hatte den Quarterback schon fast bis an die Mittellinie zurück gejagt, als der einen blitzsauberen Pass auf Kim Kuci abfeuerte. Scharf an der Außenlinie geschossen, Kuci fing und raste die fehlenden Yards zum Touchdown. Die Lions versuchten mit einer Conversion den Vorsprung auf vier Punkte auszubauen. Das misslang aber, auch wenn Dresden dabei eine Strafe kassierte. Also begnügte man sich mit einem Kick zum 25:28.
Noch zwei Minuten und dreißig auf der Uhr Dresden setzte zum Schlussspurt an. Wieder wurde der Grundstein schon beim Kick Off Return gelegt. Muk Kang lief bis an die Mittellinie. Dort hielt die Lions Defense zunächst. Im vierten und drei ging Bruce Molock aber zum First Down. Es folgten zwei schnelle Pässe jeweils zum First Down auf Schnee und Rosenow. Und gut 12 Yard vor der Endzone nahm Molock noch mal richtig Anlauf. Auch wenn Holger Hempel erneut verzog: Dresden führte mit 31:28.
Und noch 30 Sekunden zu spielen. Braunschweig kam bis kurz über die Mittellinie und setzte zum rettenden Pass an. Noch drei Sekunden auf der Uhr der Ball flog und landete bei einem Dresdner. Doch die Schiedsrichter hatten zuvor ein Facemask auf Seiten der Monarchs gesehen. Noch ein Versuch also. Wieder langer Pass in die Endzone wieder erfolglos aber auch wieder Flagge. Zum dritten Mal setzten Adrian Rainbow zum Touchdown Pass an. Auch der ging daneben. Aber diesmal gab es kein Foul: das Spiel war zu Ende.
Die Dresden Monarchs haben Geschichte geschrieben! Beeindruckend die Nervenstärke der Offense, die dreimal das Spiel drehte. Beeindruckend auch die Leistung der Defense, die über sich hinaus wuchs und anders als in den Spielen zuvor mit laufender Spielzeit erst so richtig in Fahrt kam. Was ist jetzt noch drin? Nächste Woche gehts zum Rivalen nach Berlin