So breit war das Grinsen auf dem Gesicht von Coach Cook noch nie. Schon zum zweiten Mal konnten seine Monarchs in dieser Saison einen der Großen in der German Football League (GFL) empfindlich ärgern. Mit dem Sieg gegen den amtierenden Meister aus Hamburg sichern sich die Dresdner zum einen vorzeitig einen Platz in den Play Offs. Sie bleiben zum anderen weiter zu Hause ungeschlagen wenn es um Punkte geht. Und, nicht ganz unwesentlich, sie revanchieren sich für die herbe Niederlage im Hinspiel an der Nordseeküste.
Wie schon damals gehörte die erste Halbzeit eindeutig den Dresdnern. Hamburg hatte vor allem mit der Monarchs Defense große Probleme. Die ließ kaum Raumgewinn zu. Erst kurz vor dem ersten Seitenwechsel kamen die Devils zum ersten Mal aus ihrer eigenen Hälfte heraus. Kaum Laufspiel und wenig präzise Pässe von Darius Outlaw, dem QB der Hamburger. Eine hellwache Dresdner Defense setzte den Gästen ordentlich zu und zwang sie so zu Fehlern. Zwei mal Interception in der ersten Hälfte. Zunächst griff Mike Reichenbach einen abgefälschten Pass. Beim zweiten Mal war er derjenige, der in der Endzone den Touchdownpass auf Muk Kang umleitete.
Die Dresdner Offense agierte ebenfalls konzentriert. Erster Drive erster Touchdown. Nach acht Spielzügen stand Rene Horschig mit dem Ball in der Endzone (9Y Lauf/ PAT Hempel 7:0). Zuvor zeigten Bruce Molock, Donnell Brown und der wieder genesene Horschig wie sie den Ball vorwiegend zu transportieren gedenken: auf dem Rasen. Garniert mit einem Pass auf Molock im vierten Versuch und zwei. Die Fans brauchten nicht zum letzten Mal an diesem Abend gute Nerven.
Der zweite Touchdown kam noch im ersten Viertel: Donnel Brown, der zunehmend auf der Flucht vor Devils-Verteidigern agieren musste, warf einen Pass auf Thomas Emslander in die Endzone (PAT Hempel 14:0). Wieder stockte den Dresdnern dabei der Atem. Brown war zunächst im Slalomlauf etlichen Devils ausgewichen, hätte dann mit wenigen Schritten ein First Down markieren können, entschied sich aber zum Pass. Mit Recht, wie sich zeigte.
Mitte des zweiten Viertels das erste Lebenszeichen der Hamburger. Eigentlich schon vom Feld, kam die Offense nach eigenem Punt, der einem Dresdner an den Rücken flog, erneut aufs Feld. Marico Gregersen bedankte sich mit einem 25 Y Touchdown Pass. Den Zusatzpunkt konnten die Monarchs dafür verhindern. Ein Signal an die Offense, die gleich im Anschluss nachlegte. Wieder konzentriertes Spiel per Lauf, Uhr und Gegner kontrolliert. Das Finale: Bruce Molock läuft zum Touchdown Nr. 3 (PAT Hempel 21:6).
Nach einem missglückten Field Goal der Hamburger blieb es auch zur Pause bei diesem
Stand und auf den Rängen machte der Scherz die Runde, die Monarchs hätten den Gegen-Touchdown nur zugelassen, um nicht wie im Hinspiel mit der trügerischen 21: 0 Führung in die Kabinen zu gehen.
Das es erneut eine Zitterpartie werden würde war schon im ersten Spielzug nach Wiederanpfiff klar. Bruce Molock verletzte sich schwer an den Rippen, schleppte sich zwar noch einmal aufs Feld, musste dann aber endgültig aufgeben. Damit war die Taktik der Monarchs schlagartig über den Haufen geworfen. Doch irgendwie motivierte es das komplette Team. Zwar gelang der Offense nicht mehr viel, aber es reichte zu zwei-drei First Downs und damit zu nötigen Pausen für die Defense. Und die erledigte einen Mörder-Job. Die Devils drehten jetzt richtig auf und setzten Dresden vor allem mit gemeinen, kleinen Nadelstichen zu. Immer wieder kurze Pässe auf den TE Andreas Nommensen. First Down für First Down ging es in Richtung Dresdner Endzone. Der Anschlusstouchdown kam dennoch erst Mitte des letzten Viertels: Julian Spohr lief nach einem langen und bitter umkämpften Drive in die Endzone. Dazu eine 2Point Conversion durch Maximilan v. Garnier und es stand nur noch 21:14.
Bei 3:50min auf der Uhr versuchten die Devils mit einem Onside Kick den Ball zu behalten. Das schlug fehl, aber Dresden konnte davon nicht profitieren und nur wenige Sekunden von der Uhr nehmen. So kam Hamburg ca. 50 Sekunden vor dem Ende zum dritten Touchdown. Curtis Cooper griff in der Endzone zu. Nur noch 21:20. Die Blue Devils entschieden sich erneut für den zwei-Punkte-extra Versuch. Ein Fehler, denn der Ball wurde abgefälscht und trudelte herrenlos bis kurz vor die Goalline.
Unglaublicher Jubel auf den Tribünen. Hatten die Monarchs Fans zuvor ihrem Team mit Ohren betäubendem Lärm den Rücken gestärkt, entlud sich die Spannung jetzt. Und es hörte nicht auf, denn auch der zweite Onside Kick der Hamburger schlug fehl: Chris Rosenow griff zu und blieb mit dem Ball einfach liegen. SCHLUSS 21:20!
Die Monarchs hatten Nerven, Herz, Moral und zeitweise auch eine ordentliche Portion Glück. Sie hatten an diesem Abend ein unglaublich frenetisches Publikum. Und sie hatten erneut den Riecher für die Big-Plays. Damit sind die Play Offs auch im zweiten Jahr bereits zwei Spieltage vor dem Ende der regulären Saison sicher. Und Fans wie Spieler wissen nach diesem Abend endgültig: Angst vor großen Namen muss in Dresden niemand mehr haben!