Jason-Matthew Sharsh bleibt ein Unicorn

ELF-Team Rhein Fire wollte den Top-Receiver der Unicorns nach Düsseldorf holen

Jason-Matthew Sharsh (Foto: Manfred Löffler)

Turbulent ging es in den vergangenen zehn Tagen hinter den Kulissen der Schwäbisch Hall Unicorns zu. Die Aufregung entstand, weil Rhein Fire, ein Franchise der European League of Football (ELF), kurzfristig den amerikanischen Receiver und Kickreturner Jason-Matthew Sharsh verpflichten wollte. Seit Montag ist nun klar: Sharsh bleibt bei den Unicorns.  
 
„Das war eine ereignisreiche und anstrengende Woche, die uns unnötigerweise viel Nerven gekostet hat“, sagt der stellvertretende Unicorns-Vorsitzende David Seiffer. Am vorvergangenen Wochenende wurde Halls Head Coach Christian Rothe von seinem Amtskollegen bei Rhein Fire, Jim Tomsula darüber informiert, dass Jason-Matthew Sharsh kurzfristig nach Düsseldorf wechseln würde. Sharsh erkannte für sich eine attraktive, sportliche Herausforderung und folgte dem Ruf des renommierten College- und NFL-Coachs Tomsula umgehend. Ihn lockte auch die Aussicht, wieder mit dem Haller Ex-Quarterback Jadrian Clark gemeinsam auf dem Platz stehen zu können. Beide spielten bis März dieses Jahres zusammen sehr erfolgreich in der englischen Universitätsliga für die UWE Bullets in Bristol.  
 
„Dafür, dass das für Jason attraktiv war, haben wir volles Verständnis. Über die Geschwindigkeit, in der das über die Bühne gehen sollte, waren wir aber schon sehr überrascht“, sagt Seiffer. „Immerhin gibt es seit diesem Jahr Wechselbestimmungen zwischen dem deutschen Verband AFVD und der ELF, die nicht nur Spielsperren sondern auch Freigabeerklärungen des abgebenden Vereins beinhalten.“ Auch wenn Rhein Fire zu diesem Zeitpunkt darüber noch nicht mit den Verantwortlichen in Hall gesprochen hatte, waren die Unicorns zum Handeln gezwungen. „Wie diese Sache ausgehen würde, war am Sonntag vor einer Woche noch völlig unklar. Trotz aller neuen Vorgaben für dieses Jahr mussten wir mit dem Schlimmsten rechnen und das wäre für uns ein kurzfristiger Ausfall von Jason zusätzlich zu den Verletzungen von Aurieus Minton und Joshua Lang gewesen.“
 
Schnell nahm man deshalb den bereits im vergangenen Herbst geknüpften Kontakt zu dem US-Receiver James „JJ“ Brania-Hopp auf, der die Anfrage aus Hall sofort positiv beantwortete und schon am Mittwoch in Deutschland landete. „Für dieses spontane Commitment sind wir JJ sehr dankbar“, sagt Halls Offensive Coordinator Felix Brenner. „Das ist keine Selbstverständlichkeit und das rechnen wir ihm hoch an!“
 
Fast zeitgleich mit Brania-Hopps Landung in Frankfurt traf bei den Unicorns der Hinweis aus Düsseldorf ein, dass es Probleme mit der Lizenzierung Sharshs geben würde. Geplant hatten die amtierenden ELF-Champions, dass Sharsh bei Rhein Fire einen sogenannten International-Player-Spot belegt, zumal alle freien Plätze für Amerikaner im Team bereits vergeben sind. Nach den ELF-Regularien sei das möglich, weil der Amerikaner Sharsh mit dem Football nicht in den USA sondern im Inselstaat Samoa begonnen haben soll. Dafür fehlte allerdings ein Nachweis.
 
Außerdem gab es zwischenzeitlich auch ein Gespräch auf Managementebene zwischen den Unicorns und dem ELF-Franchise. „Dass wir einen vertraglich gebundenen Spieler bedingungslos ziehen lassen würden, stand nie zur Debatte“, sagt Seiffer. „Spätestens nach diesem Gespräch muss das auch Rhein Fire klar gewesen sein.“ Noch am vergangenen Freitag wurde Seiffer von den Düsseldorfern bestätigt, dass sie weiterhin Interesse an Sharsh haben, die Dokumente aus Samoa aber noch fehlen würden. Am Dienstag traf nun die Nachricht ein, dass man ihn nicht mehr verpflichten wolle.
 
Zum ERIMA-GFL-Spiel gegen Ravensburg am vergangenen Samstag kam Sharsh zurück nach Hall, auch wenn die Situation und das weitere Vorgehen vor der Partie noch nicht vollständig geklärt werden konnte. Nach weiteren Gesprächen mit den Coaches und der Abteilungsführung hat sich Sharsh am Montag nun klar für einen Verbleib bei den Unicorns bis mindestens zum Saisonende entschieden. „Das freut uns sehr, schafft uns nun allerding eine Art Luxusproblem, das so nicht in unserem Plan für die Saison 2024 steht“, weiß Seiffer. Wegen der deutschen Amerikanerregelung werden Sharsh und Brania-Hopp nicht gleichzeitig in der Haller Offense aktiv sein können, denn Quarterback Conor Miller belegt bereits einen der beiden US-Spots auf dem Feld.
 
Aktuell spricht vieles dafür, dass die insbesondere auch für JJ Brania-Hopp unglückliche und überflüssige Episode ein gutes Ende für ihn nimmt. „JJ kann bei uns bleiben, wenn er das unter den gegebenen Bedingungen will. Er hat von unserer Seite aber auch keine Auflagen für einen Wechsel“, sagte Felix Brenner noch am Dienstagmittag und schon wenige Stunden später verkündete das ELF-Team Barcelona Dragons die Verpflichtung von Brania-Hopp.
 
„Hätte man in Düsseldorf gleich den richtigen Weg, nämlich das Gespräch auf Managementebene gesucht, dann wäre allen Beteiligten viel erspart geblieben und das Thema hätte ebenso schnell wie geräuschlos erledigt werden können“, resümiert Seiffer die vergangenen zehn Tage.