Junior Bowl 1997: Erfolg mit Langzeitwirkung

Vor 19 standen die Schwäbisch Hall Unicorns zum ersten und bislang letzten Mal im Junior Bowl. Vor dem Junior Bowl XXXV am kommenden Sonntag zwischen den Schwäbisch Hall Unicorns und den Cologne Crocodiles werfen wir einen Blick auf das Finale 1997 und den Weg der Haller A-Junioren dort hin.

Die Haller Junior-Bowl-Head-Coaches: Johannes Brenner (links) hospitierte 2015 bei seinem Vorgänger Ulz Däuber in Platteville. (Foto: privat)


 
„Wir sind sehr motiviert, aber als Underdogs in die Playoffs gegangen“, erinnert sich der damalige Head Coach Ulrich „Ulz“ Däuber. Die GFL Juniors war seinerzeit noch Zukunftsmusik. Die Unicorns qualifizierten sich als Staffelsieger in der Jugendleistungsliga Baden-Württemberg sowie durch ein Entscheidungsspiel um den Landestitel für das Viertelfinale. Das Hagenbachstadion wurde daraufhin zum Austragungsort für zwei spannende Playoff-Spiele. Zunächst schlug Hall die Munich Cowboys hauchdünn mit 15:14 und eine Woche später, im Halbfinale, wurden die Darmstadt Diamonds mit 32:20 besiegt. Die Unicorns waren Südmeister – und standen im Junior Bowl 1997!
 
„Wir hatten vor allem auf den Schlüsselpositionen viele sehr erfahrene Spieler“, blickt Ulz Däuber auf dieses erfolgreiche Jahr zurück. „In den Playoffs haben die Jungs dann bewiesen, dass wir mit allen großen Teams in Deutschland mithalten können!“ Maßgeblichen Anteil an diesem stetigen Aufwärtstrend hatte der Head Coach selbst: Däuber hatte diesen Posten 1990 von Siegfried Gehrke übernommen und blieb, mit einem Jahr Unterbrechung, bis 1999 Cheftrainer der A-Junioren. Danach verabschiedete er sich in die USA, um an der University of Wisconsin in Platteville als Assistenztrainer zu arbeiten, wo er heute noch tätig ist.
 
Doch sollte die Leistung auch ausreichen, gegen den starken Nordmeister mithalten zu können? Die Berlin Adler hatten immerhin schon dreimal das Endspiel um die Deutsche Jugendmeisterschaft gewonnen. „Die Vorbereitung lief gut“, so Ulz Däuber. „Wir wussten, dass Berlin ein harter Brocken wird. Die hatten einige Nationalspieler und waren uns körperlich überlegen. Das hat damals aber keinem was ausgemacht. Alle waren ganz heiß aufs Endspiel.“
 
Und dann kam dieser 3. Oktober 1997, ein Freitag und Feiertag, als sich in Hamburg die beiden besten Juniorenteams Deutschlands gegenüber standen. „Gänsehaut, als die ganze Mannschaft auf dem Feld stand und die Nationalhymne ertönte!“ Das kann Alexander Koppenhöfer, der damalige Unicorns-Jugendleiter, auch heute noch fühlen. „Ich glaube, dass es allen so ging, denn wir hatten das ja zuvor noch nie erlebt.“ Dieses Gefühl werden die A-Junioren auch am kommenden Sonntag nachempfinden können, stehen die meisten von ihnen doch erstmals in einem Finale.
 
Alexander Koppenhöfer erinnert sich genau, wie die Adler den Kickoff gleich mit einem Onsidekick begonnen haben „und wir statt der Offense die Defense aufs Feld schicken mussten“. Ulz Däuber gibt unumwunden zu: „Berlin war einfach superstark.“ Doch auch sein Team „hat alles gegeben“. Stellvertretend hierfür steht Jürgen Bauer, damaliger Quarterback und einer der Team-Captains. Er verletzte sich an der Hand, musste in der Halbzeit genäht werden und hat trotzdem weitergespielt. „Das war einfach super, wie die Jungs nie aufgegeben haben.“ Die Coaches – neben Ulz Däuber waren das Andreas Wengertsmann, Stefan Ortwein, Florian Günter und Markus Mezger – konnten ihr Team immer wieder motivieren. Gereicht hat es trotzdem nicht: Die Unicorns verloren 0:33.
 
„Natürlich hätten wir gerne gewonnen“, sagt Ulz Däuber. „Aber was viel wichtiger war: Dass wir ein ganzes Jahr zusammen immer auf ein Ziel hingearbeitet haben, da alle wussten, wie gut wir sind, wenn wir zusammen spielen.“ Der frühere Head Coach ist sicher, dass der Erfolg von 1997 lange Wirkung zeigen sollte: „Er hat dann auch dazu geführt, dass unsere Jugend in den folgenden Jahren immer erfolgreicher wurde.“ Und als die Unicorns mit dem Seniorenteam 2011 erstmals im German Bowl standen, „waren ja sogar noch einige dabei, mit denen ich 1997 im Endspiel angetreten war“, freut sich Ulz Däuber noch heute. Das '97er-Jugendteam bildete in den folgenden Jahren nicht nur den Kern für die aktive Mannschaft. Heute agieren einige Spieler des Junioren-Vizemeisters erfolgreich als Trainer in der GFL.
 
Der Vizemeistertitel von 1997 war ein enormer Erfolg für den Außenseiter aus Schwäbisch Hall. Mehr noch: Mit Bernhard Günter wurde ein Unicorn als bester Spieler des Junior Bowls ausgezeichnet. Es überrascht deshalb nicht, dass die Unicorns auch heute noch stolz auf diesen 19 Jahre zurück liegenden Erfolg sind und das gesamte Team des Jahres 1997 zum Junior Bowl am kommenden Sonntag in den Optima Sportpark eingeladen haben.
 
Die Unicorns-Fans waren auch 1997 bereits ein reiselustiges Völkchen: „Es war toll, wie viele Fans und Eltern uns damals begleitet und in Hamburg unterstützt haben“, erinnert sich Ulz Däuber - obwohl doch zur selben Zeit in Schwäbisch Hall der Salt City Bowl ausgetragen wurde. Dieses internationale Einladungsturnier für Footballteams, das zwischen 1994 und 2000 sechsmal in der Siedersstadt stattfand, war auf die Mithilfe von Mitgliedern und Förderern angewiesen. Vier Unicorns-Vorstandsmitglieder charterten deshalb kurzerhand und auf eigene Kosten ein Flugzeug, das sie von Hessental nach Hamburg und vor allem wieder rechtzeitig zurück brachte.
 
Am Samstag um 7 Uhr erreichte der Haller Fanbus das Schulzentrum West, und einige der Mitgereisten begannen sofort nach der Ankunft ihren Helferdienst im Foyer der Hagenbachhalle beim Frühstück für die Gastmannschaften. So konnte auch der Salt City Bowl 1997 in geordneten Bahnen verlaufen. Und am Samstagnachmittag schließlich wurde das Juniorenteam der Unicorns, der neue Deutsche Vizemeister, mit großem Beifall im Hagenbachstadion empfangen.