Viel war vor dem Spiel gerätselt worden. Die Monarchs, im letzten Jahr nur knapp dem Abstieg entronnen, präsentierten sich im bisherigen Saisonverlauf stark verbessert und schlugen so namhafte Teams wie die Braunschweig Lions und die Berlin Adler. Auf der anderen Seite die Kiel Baltic Hurricanes, die sich im letzten Jahr, dem ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg in die höchste deutsche Spielklasse, bis ins Viertelfinale spielen konnten und an diese Leistungen anknüpfen wollten. Viele sogenannte Experten sahen die Gäste aus der Elbstadt im Vorteil und es lag nun an den einheimischen Canes, diese Experten Lügen zu strafen.
Vor 6.500 Zuschauern entwickelte sich im Kieler Holsteinstadion ein packendes Spiel. Nachdem die Dresdner den Eröffnungs-Kick Off bis zur Mittellinie zurücktragen konnte, erwischte Monarchs Quarterback Dylan Meier die Kieler Passverteidigung auf dem falschen Fuße und bediente seinen Wide Receiver Radko Zoller zur 7:0 Führung. Mit diesem überraschenden Einstand nahmen die Gäste den Zuschauern im Stadion zunächst den Atem. Es wurde kurzzeitig merklich leise auf den Rängen. Mit dem anschließenden ersten Ballbesitz der Kieler stieg dann jedoch auch schnell wieder die Stimmung auf den Rängen. Quarterback Adrian Rainbow verteilte seine Pässe klug an mehrere Anspielstationen und lief im Notfall auch selbst mit dem Ball. Zwar reichte es für die Kieler Offense nicht für einen Touchdown, doch Kiels Kicker Sven Linn verwandelte ein 50 Yard Field Goal sicher zum zwischenzeitlichen 3:7. Die Kieler Defense hatte sich vom ersten Schreck offensichtlich gut erholt und beendete die Bemühungen der Dresdner Offense schon nach drei Versuchen und zwang sie zum Punten.
Die Kieler Offense kam an der eigenen 11 Yard Line wieder in Ballbesitz und knüpfte nahtlos an den ersten Drive an. Über insgesamt 89 Yards führte Adrian Rainbow seine Mannen bis in die Dresdner Endzone. Den ersten Touchdown des Tages erzielte Kiels Allzweck-Waffe Estrus Crayton mit einem Lauf über 10 Yards. Da der anschließende Extrapunkt nicht erfolgreich war, stand es nun 9:7 für die Hausherren. Die Kieler Defense trug im nächsten Drive schnell zur immer weiter steigenden Stimmung im Stadion bei, als Dresdens Running Back Tony Hollings, immerhin ein Veteran aus der US-Profiliga NFL, nicht nur gestoppt werden konnte, sondern es der Verteidigung auch gelang, ihm den Ball zu entreißen und somit die eigene Offense an Dresdens 19 Yard Linie wieder in Ballbesitz zu bringen. Dieses Geschenk wussten die Hausherren leider nicht zu nutzen, denn Kicker Linn vergab den folgenden Field Goal-Versuch.
Kiels Defense war jedoch auch weiterhin zur Stelle und sorgte insbesondere bei Tony Hollings für einen langen Tag. Canes Linebacker Neil Sintim-Aboagye konnte den US-Amerikaner mehrfach stoppen und Hollings leistete sich an der eigenen 29 Yard Line einen weiteren Ballverlust, der die Canes erneut in Ballbesitz brachte. Dieses Mal war die Offense der Canes erfolgreicher. Adrian Rainbow fand den an diesem Tag überragenden Brandon Langston zur 16:7 Führung. Wer nun ein Aufbäumen der Monarchs erwartet hatte, wurde von der Kieler Verteidigung schnell eines Besseren belehrt. Durch eine geschlossene Mannschaftsleistung wurde substantieller Raumgewinn der Gäste mehrfach verhindert. John Van Look, Robert Koster, Tim Egdmann oder Max Grewe, viele Namen wären zu nennen, um die einzelnen Aktionen zu beschreiben. Die Defense Ends Chris Rieck und Robert Flickinger übten permanent Druck auf Dresdens Quarterback Dylan Meier aus und wurde dabei von Neuzugang Campino Milligan unterstützt, der erst kurzfristig zum Team gestoßen war, um den verletzten Ole Eigenbrodt zu vertreten. Milligan konnte dann auch einen Fumble der Dresdner erobern und feierte somit einen prima Einstand.
Die Monarchs wurden im zweiten Quarter erneut zum Punten gezwungen und erneut war es Quarterback Adrian Rainbow, der die Zuschauer von den Sitzen riss. Nachdem sich die Canes zunächst nach einer Strafe einem ersten Versuch und 20 Yards zu gehen ausgesetzt sahen, fand Rainbow seinen Wide Receiver Estrus Crayton, der die gesamte Passverteidigung der Monarchen überlief und einen 75 Yard Touchdown erzielen konnte. Somit stand es zum Ende des ersten Quarters 23:7 für die Canes.
Im zweiten Quarter kam wieder die Kieler Defense zu Ehren, als Cornerback Lennie Greene den Dresdner Quarterback intercepten konnte und seine Offense in Ballbesitz brachte. Zwar mussten die Canes kurze Zeit später punten, aber in diesem Drive zeigte sich zum ersten Mal Tight End/Running Back Alexander Gebauer, der an diesem Tag wichtige Läufe verzeichnen konnte, während so manches Mal ein Dresdner an ihm hingt. Nach einem erneuten Fumble der Dresdner kamen die Canes zwar wieder in Ballbesitz aber schon im nächsten Spielzug verlor der eben noch gelobte Alexander Gebauer den Ball, den Dresdens Safety Lee Johnson zum 23:14 Anschluss in die Kieler Endzone tragen konnte. Wer nun gedacht hätte, der Dramatik sei Genüge getan, wurde beim anschließenden Kick Off eines Besseren belehrt. Kiels Brandon Langston nahm den Ball auf und trug ihn unter dem Jubel des Publikums über 80 Yards zum Touchdown und stellte somit den Vorsprung von 16 Punkten wieder her.
Den anschließenden Kick Off der Canes konnte Tony Hollings zunächst bis an die Kieler 22 Yard Linie zurücktragen. Die Bemühungen der Gäste verliefen jedoch im Sande, als man den Ball zunächst nicht vorwärts bewegen konnte und das anschließende Field Goal von Kiels Defense Tackle Jeffrey Amaning auch noch geblockt wurde. In der Folgezeit dominierten zunächst die Defense-Reihen beider Seiten und der Ballbesitz wechselte einige Male. Zum Ende der zweiten Halbzeit gelang der Kieler Offense dann jedoch noch einmal ein Drive über 70 Yards und Adrian Rainbow fand Estrus Crayton über 14 Yards zum 37:14. Mit dieser Führung gingen beide Teams in die wohlverdiente Halbzeit.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit schienen sich die Gäste Einiges vorgenommen zu haben. Bereits im zweiten Spielzug warf Adrian Rainbow die erste Interception der Saison und Dresden kam in Ballbesitz. Der folgende Drive der Dresdner Offense führte die Gäste in eine Situation, die für den weiteren Verlauf der Saison negative Folgen haben könnte. Bei einem der ersten Dresdner Spielzüge verletzten sich mit Quarterback Dylan Meier und Center Daniel Birnbaum gleich zwei Spieler der Gäste schwer. Das Spiel musste für längere Zeit unterbrochen werden und beide Spieler wurden zur weiteren Behandlung in ein Kieler Krankenhaus gebracht. Mit dieser unglücklichen Szene war den Gästen jeglicher Schwung genommen. Ersatz-Quarterback Pepijn Mendonza kann für die Elbstädter zum Einsatz, konnte dem Spiel jedoch keine Impulse geben. Die Dresdner mussten den Ball wieder abgeben und die Canes Offense kam erneut zum Zuge. In diesem Drive stellte Kiels Neuzugang Brandon Langston seine Vielseitigkeit unter Beweis, als er Teamkamerad Estrus Crayton mustergültig mit einem 54 Yard Touchdown-Pass zur 44:14 Führung bediente. Die Dresdner Offense kam erneut in Ballbesitz, aber QB Mendonza wurde von der Kieler Defense gesackt, verlor den Ball und brachte die Canes wieder in Ballbesitz. Kiels Quarterback Rainbow, der in den ersten drei Spielen nahezu fehlerfrei agiert hatte, warf jedoch beim nächsten Ballbesitz seine zweite Interception, so das die Canes zunächst zu keinen weiteren Punkten kamen. Die Dresdner kamen an der eigenen 2 Yard Line erneut zum Zuge aber Kiels Defense ließ keinerlei Aktion zu und Defense Tackle Alexej Ojghibesov konnte QB Mendonza für einen Safety zum 46:14 für die Heimmannschaft zu Fall bringen.
Das vierte Quarter kann kurz zusammengefasst werden. Die Dresdner Offense war nicht mehr in der Lage, den Ball zu bewegen. Die Defense der Canes stand sicher und unterband jeglichen Versuch, dass Ergebnis noch zu verbessern. Auf der anderen Seite konnten sich die Canes durch Läufe von Alexander Gebauer und Estrus Crayton zeitraubend über das Feld bewegen und Crayton vollendete die Bemühungen mit einem 1 Yard Touchdown-Lauf. Nach Kiels Kicker Linn ein weiteres Field Goal verschossen hatte, traf das Verletzungspech kurz vor Schluss auch die Hausherren. Cornerback Jens Thomsen zog sich knapp drei Minuten vor Schluss eine Hüftverletzung zu und musste lange Zeit auf dem Feld behandelt werden. Nachdem über 20 tatenlose Minuten für beide Teams vergangen waren, da die ärztliche Versorgung von Thomsen und ein Rettungswagen auf dem Spielfeld das Spiel gestoppt hatten, taten die Verantwortlichen beider Teams und die an diesem Tag souveräne Schiedsrichter-Crew das einzig Richtige: Beide Teams knieten ab, vollzogen also keinen regulären Spielzug mehr und das Spiel endete mit 53:14.
In der anschließenden Pressekonferenz zeigten sich beide Head Coaches betroffen von den schweren Verletzungen. Dresdens Head Coach Shuan Fatah gestand ein, dass sein Team an diesem Tage nicht in der Lage gewesen sei, den Hausherren Paroli zu bieten. "Vielleicht haben wir in den ersten Spielen etwas über unsere Verhältnisse gespielt und sind heute auf dem Boden der Tatsachen angekommen", so Fatah. Hiervon wollte Kiels Head Coach Kent Anderson nicht sprechen. Vielmehr lobte er die bisherigen Spiele der Monarchs und gab zu bedenken, dass man einem einzigen solchen Spiel sicher keine Trendwende festmachen könne. Auf seine Mannschaft und die gezeigte Leistung angesprochen, zeigte sich Anderson natürlich erfreut, aber auch realistisch. "Dieser, wenn auch teuer erkaufte Sieg, ist natürlich ein wichtiger, weiterer Schritt auf dem Weg in dieser Saison. Sowohl Offense, als auch Defense und Special Teams sind heute zu punkten gekommen. Das ist ein toller Erfolg für das Team. Aber unter dem Strich ist auch er zunächst nur zwei Punkte wert."
Beide Teams haben nun eine Woche spielfrei. Für die Kiel Baltic Hurricanes geht es dann am 7. Juni zu den Braunschweig Lions.