Head Coach Michael Hap ist sich der Underdog-Rolle seines Teams vollständig bewusst angesichts eines übermächtig erscheinenden Gegners aus Kiel. Daran ändert auch nicht, dass in dem Spiel der Zweit- und Drittplatzierte aufeinander trifft. Zu groß sind die Unterschiede hinsichtlich Kader, Apparat und Ressourcen. Wenn überhaupt, haben wir minimale Außenseiterchancen gegen die Hurricanes, sieht Hap die Lage realistisch. Dabei hat sich die personelle Lage mit einer Ausnahme nicht großartig verändert. Marvin Piel fällt nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch, den er im letzten Spiel gegen die Lübeck Snipes Cougars erlitten hat, für mindestens diese Saison aus. Im übrigen haben Videoanalysen ergeben, dass Piel sich bei einer unglücklichen Aktion durch einen eigenen Mitspieler verletzt hat und nicht, wie zunächst angenommen, ohne Fremdeinwirkung zu Schaden gekommen ist. So fallen mit dem letztjährigen Top-Scorer Thomas Jung sowie Bastian Hensel (beide Passempfänger), Maikel Lopes und Falko Haubenreißer (Runningbacks) sowie Mark Finkenrath (Offense Line) können auf Seiten der Offense allesamt verletzungsbedingt nicht ins Geschehen eingreifen. Trotzdem herrscht im Team eine sehr gute Stimmung, in der ein Verzagen absolut nicht zu spüren ist. So wird das Team vor heimischem Publikum befreit aufspielen können gegen einen Kieler Apparat, der es an fast nichts fehlen lässt. Der amtierende Meister der 2. Bundesliga Nord hat sich für diese Saison einiges vorgenommen. Nach dem in 2005 in der Relegation verpatzten Aufstieg in die GFL wollen es die Kiel Baltic Hurricanes mit gleich mehreren nationalen und internationalen Neuzugängen diesmal aber wissen.
Als absolutes Highlight der diesjährigen Importe gilt Wild Receiver Estrus Crayton. Der 34jährige Bundesliga-Topscorer ist mit seinen 17 Touchdowns in 2005 ein Star der deutschen American Football-Szene. Der auf verschiedenen Positionen in der Offense einsetzbare Crayton spielt seit 1995 in Deutschland für die Düsseldorf Panther, Braunschweig Lions, Hamburg Blue Devils und Berlin Adler. Sieben Deutsche Meisterschaften, zwei Euro Bowls (Europameister der Vereinsmannschaften) und vier Ernennungen zum besten Spieler der German Football League (GFL, 1. Bundesliga) kann der Mann aus Kalifornien vorweisen. Weitere US- und kanadische Importe komplettieren den tiefen Kader der Hurricanes, die bereits mit ihrem deutschen Personal sehr gut ausgestattet sind. Nicht ohne Grund, gelten sie bei vielen Experten als die Favoriten für den Aufstieg, was die Kieler Verantwortlichen so freilich nicht bestätigen.
Wollen die Horns ihre Außenseiterchance gegen die Canes wahrnehmen, wird die von Aaron Brown angeführte Defense über sich hinauswachsen müssen. So muss sie das Duo Thomson (Quarterback) / Crayton (Runningback/Passempfänger) ausschalten und zugleich die deutschen Topspieler kontrollieren, um die Kieler Offense nicht ins Rollenkommen zu lassen. Das allein ist schon eine fast unlösbare Aufgabe. Und selbstverständlich muss die Langenfelder Offense ein etwaiges Aufhalten der Defense konsequent zum punkten nutzen. Hap und Brown sind für ihre Aufgabe am Samstag wahrlich nicht zu beneiden.
Für die Langenfelder Zuschauer wird es die letzte Möglichkeit für sieben Wochen sein, Horns-Football zu erleben. Erst am 22. Juli gehts wieder weiter.