Und genauso für das Team der Ersten Liga, seinen Platz verteidigen zu können. In seiner ersten Arbeits-woche in München ist dem Kalifornier bislang nicht gelungen, diese Begeisterung der Mann-schaft zu vermitteln. Gegen Weinheim Longhorns schlichen die Münchner ohne Selbstbewusstsein auf den Rasen. So, als hätten sie schon vor dem Kick Off verloren. Das erste Relegationsspiel endete deprimierend für die Cowboys, die das Match mit 0:20 Punkten verloren.
Es sieht so aus, als müssten die Münchner ihren Platz in der Bundesliga schon am Sonntag den Athleten aus dem Rhein-Neckar-Dreieck räumen. Rosenberg hofft hingegen noch auf das Rückspiel am 1. Oktober in Weinheim. Und er versucht, die zuletzt arg verletzungsgeschwächten Cowboys mental wieder aufzurichten: Football ist eine Schlacht, die bergauf führt, sagt Rosenberg. Wir haben noch eine Chance.
Das Team noch einmal zu motivieren: Das ist eine schwierige Aufgabe, für die viel Zeit bleibt nicht. Die letzten, aufrecht kämpfenden Cowboys-Spieler sind ein Rumpf-Team, das zudem mit Blessuren zu kämpfen hat. Bundestrainer Martin Hanselmann, der bei den Relegationsspielen den Angriff der Münchner koordiniert, beschreibt die Lage vor dem Rückspiel in der Kurpfalz so: Am Ende der Saison ist es schwierig, die Motivation aufrechtzuerhalten. Wir haben viele junge, unerfahrene Footballer, die noch nie in großen Spielen wie Relegationsspielen gestanden haben.
Die Sorgen des Trainerstabs nehmen noch zu. Denn mit jedem Match, so scheint es verliert das Cowboys-Team Leistungsträger. Jüngstes Beispiel: Michael Michel. Der 1,89 Meter großen und 135 Kilogramm schwere Athlet konnte gegen die Longhorns aus beruflichen Gründen nicht antreten. Ein herber Verlust, insbesondere deshalb, weil die Offense Line der Cowboys schon während der ganzen Saison unterbesetzt und somit geschwächt gewesen ist. Die Folge des neuerlichen Ausfalls: Cowboys-Quarterback Gary Lautenschlager wurde bei Passspielzügen gegen die Longhorns von seiner Offensive Line zu wenig geschützt. Ihm blieb zu wenig Zeit, um ein gefährliches Passspiel aufzuziehen. Doch ohne diese Hilfestellung kann ein Quarterback im Spiel nicht überleben. Er wird vom Gegner schlicht überrannt.
So gelang es Weinheim immer wieder, das Passspiel der Cowboys im Ansatz zu unterbinden. Spätestens an der 25 Yard-Linie der Longhorns war für die Cowboys Schluss. Am Spielende gähnte den Münchner Fans immer noch eine große Null auf der Anzeigentafel entgegen. Punkten konnte nur der Zweitligist: Einen Touchdown zum Sieg steuerte Weinheims Quarterback Murat Basaran bei.
Zwei Touchdowns erzielte Danny Washington, der es in der abgelaufenen Saison überzeugend, mit insgesamt 234 Punkten, zum Topscorer in der Zweiten Bundesliga schaffte. Ebendieser Danny Washington lobte bei der Pressekonferenz wenigstens die Münchner Abwehrleistung: Die Cowboys haben gut in der Defense gespielt. Für mich war es heute härter, hier zu spielen, als bei allen Spielen in der Zweiten Liga. Sein Vater, Head Coach Marvin Washington, meinte: Unsere Mannschaft hatte ja nichts zu verlieren. Wir haben unsere Meisterschaft gewonnen.
Symptomatisch für die fast depressive Stimmung bei den Cowboys war hingegen eine Szene, die sich kurz vor Spielende ereignete: Stadionsprecher Christian Texas Leischnig versuchte Fans und Mannschaft gerade Mut zuzusprechen (20 Punkte sind wieder aufzuholen), da mussten die Munich Cowboys einen weiteren herben Rückschlag hinnehmen: Abwehrspieler Robert Zernicke brach sich den Ellenbogen. Der Krankenwagen fuhr bis an den Spielfeldrand und das Spiel wurde vorzeitig abgebrochen.
Für Coach Rosenberg ist die Kette von Niederlagen und schweren Verletzungen wie ein Domino-Effekt. Er sagt: Die Cowboys-Spieler müssen gerade eine äußerst enttäuschende Saison wegstecken. Die Erwartungen waren extrem hoch. Rosenberg vergleicht den derzeitigen Zustand des Cowboys-Teams mit einem Boxer: Du gehst in der ersten Runde raus und wirst niedergeschlagen. Du gehst in der zweiten Runde raus und wirst wieder niedergeschlagen. In der neunten und zehnten Runde dasselbe.
Rosenberg wird in dieser Woche mit seiner ruhigen, nachdenklichen Art des Analysierens noch einmal versuchen, den Cowboys-Spielern eine neue, mentale Stärke zu verleihen. So schwierig und enttäuschend diese Saison auch gewesen sein mag, sagt er, es ist genau dieser schwierige Prozess, der American Football und den Sport im allgemeinen zu einer wichtigen Lektion für das Leben macht. Für ein Leben, in dem täglich Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Aber sie müssen innerlich damit umgehen. Und kämpfen.