Magdeburg Virgin Guards am Rande der Sensation

Es war ein fast perfekter Nachmittag, der den Zuschauern der Partie zwischen den Virgin Guards und dem Favoriten aus Mönchengladbach geboten wurde. Beim KickOff ahnte noch niemand, dass die Spieler der Elbestadt an diesem Sonntag ihre bisher beste Leistung der GFL 2-Saison zeigen sollten.

Die starke Magdeburger Defense gegen Runningback John McCardle (Foto: Bernhard Kunz)

Dachte man zur Mitte des 1. Quarters noch das Spiel würde den erwarteten klaren Durchmarsch der Mavericks erleben, rieben sich doch viele der Beteiligten auf beiden Seiten in der zweiten Halbzeit verwundert die Augen. Schon in der ersten Hälfte konnte man trotz einer relativ schnellen 14:0 Führung der Stiere erkennen, dass es immer nur Zentimeter waren, die bei den Magdeburger Angriffen fehlten, um zum entscheidenden FirstDown und dann zu Punkten zu kommen. Zwei verschossene FieldGoals hätten weitere sechs Punkte auf das Scoreboard bringen können. Allerdings muss man hier dem Kicker Christian Wiegel zugestehen, dass beide Versuche aus über 40 Yards Entfernung nur ganz knapp zu kurz gerieten. Einer streifte sogar die Goal-Querstange und fiel dann ins Feld zurück.

 

Bei Mönchengladbachs Offense sah man das gewohnte Erfolgsbild: Top-Runningback John McCardle machte Yard um Yard und meistens auch gleich noch den dazugehörigen Touchdown. Ausnahme war der Mavericks-Touchdown zum 13:0, welcher von WideReceiver Eric Galas völlig unbedrängt gefangen und in die Endzone getragen werden konnte. Auf Magdeburger Seite wurden zwei Dinge deutlich: Die Offense bewegte den Ball sehr geschickt und effektiv übers Feld. Hier sind besonders das Passspiel von Quarterback Brian McSharry im Zusammenspiel mit einem überragenden Tino Euler und die Läufe von Runningback Sean Cooper hervorzuheben. Möglich gemacht wurde dies durch eine dezimierte Offensive Line, die bei Temperaturen an der 30 Grad Grenze gegen die wohl beste Verteidigung der Liga über sich hinaus wuchs. Den Jungs um Urgestein Marco Erxlebe wurde von Top-Spielern, wie Ex-NFL Profi Christian Mohr oder National-Defense End Christian Fuchs alles abverlangt. Und sie gaben alles, um ihrem Quarterback die nötige Zeit, oder ihrem Runningback die nötigen Lücken zu verschaffen.

 

Zwei Mal standen die Virgin Guards kurz vor der Endzone der Vitusstädter, leider ohne Punkte zu machen. Erst im dritten Anlauf setzte Sean Cooper zu einem 60 Yard Touchdown-Lauf an, der das 7:14 brachte, jedoch von den Mavericks umgehend mit einem Lauf in die Endzone beantwortet wurde. Somit stand es zur Halbzeit 7:28.

 

Nach dem KickOff in Quarter 3 hatte die Mönchengladbacher Offense das Angriffsrecht und wollte damit dann wohl den berühmten "Sack zumachen". Das war jedoch der Moment, als das Spiel endgültig zu kippen begann. Safety Kenneth Flanders ahnte förmlich wohin Quarterback Colin Clancy den Ball werfen wollte und fing den Pass vor dem fangbereiten und nun verdutzten Mavericks-Receiver ab. Der Return brachte die Magdeburger bis an die 32 Yards Linie der Stiere. Die Virgin Guards Offense lies sich nicht lange bitten: McSharry diesmal mit kurzem Pass auf Mike Dorowski - Touchdown zum 14:28. Plötzlich war man in Reichweite gekommen.

 

Anschließend war es wieder dem anderen Top-Runningback der Liga vorenthalten, den alten Abstand wieder herzustellen. 14:34 nach nicht verwertetem Zusatzpunktversuch. Erneut hatte Mönchengladbachs Nummer 10, "Big John" McCardle, der bis auf den Touchdown-Catch von Galas allein für alle Mavericks-Touchdowns der Partie sorgte, zugeschlagen. Doch ganz perfekt blieb der Ausnahme-Athlet dann doch nicht. Bei seinem nächsten Laufversuch konnte er unter dem Druck vieler Virgin Guards-Verteidiger den Ball nicht festhalten und leistete sich einen Fumble, der von den Magdeburgern gesichert werden konnte.

 

Sean Cooper bedankte sich mit seinem zweiten Touchdown zum 21:34. Die Gastgeber ließen nicht locker und die Mavericks waren weit davon entfernt ihre BackUps auf das Feld zu schicken. Bis zum Schluss ließ HeadCoach Walter Rohlfing, dem inzwischen sicher klar geworden war das es heute in Magdeburg kein Spaziergang wird, seine besten Leute auf dem Platz. Und das aus gutem Grund: Der nächste Angriff der Mavericks-Offense wurde jäh durch die nächste Interception der Magdeburger Verteidigung beendet. Ryan Maher fing den Pass von Colin Clancy unter dem Jubel der inzwischen völlig begeisterten Zuschauer ab. Und es war erst einmal die Defense, die weiter für die Highlights sorgte: Konnte die Offense den nächsten Drive gegen die bärenstarke Defense der Gäste nicht entscheidend voran bringen, stoppten danach die nun überragenden Magdeburger die Mönchengladbacher und ihren Runningback John McCardle im vierten Versuch. Ein weiteres Mal gelang es der Defense, die Mavericks zum Fieldgoalversuch zu zwingen. Somit hatte das Spiel einen neuen Zwischenstand von 21:37.

 

Die nächste Angriffswelle stand wieder im Zeichen des guten und kreativen Passspiels der Magdeburger, die jetzt mit variablem Play-Calling überzeugten. McSharry und Tino Euler bewegten wieder den Ball über das Feld. Den Abschluss schaffte dann der Spielmacher der Virgin Guards selbst. McSharry läuft über 12 Yards in die Mönchengladbacher Endzone. Die danach wagen die Elbestädter eine Two-Point-Conversion, die von Sean Cooper zum 29:37 über die GoadLine getragen wurde. Nun gab es auf den Zuschauerrängen kein Halten mehr. Alle standen auf und feuerten ihr Team an, welches nun tatsächlich an der möglichen Überraschung schnupperte.

 

Zum Schluss behielt dann aber die große Erfahrung des Favoriten die Überhand. Den OnsideKick sichern die Mavericks und obwohl ihnen in den ersten drei Versuchen kein FirstDown gelingt, schaffen sie es dann doch im 4. Versuch und überraschen die Virgin Guards. Noch einmal stoppt die an diesem Tag stark auftrumpfende Guards-Defense die Stiere in vier Versuchen. Turnover on Downs, doch 20 Sekunden sind zu wenig für einen erfolgreichen Angriff von der eigenen 20-Yard Linie. 29:37 siegt Mönchengladbach in Magdeburg. In der Teamzone der Virgin Guards sah man völlig ausgepumpte Spieler auf dem Rasen liegen, aber niemand war niedergeschlagen. Alle waren stolz auf diese tolle Leistung, die dem großen Favoriten alles abverlangte. Und nach Ende des Spiels feierten begeisterte Fans, die bis auf die Tribüne den Kampfgeist und die Motivation jedes Spielers gespürt hatten, ihr Team.

 

"Wir haben heute gesehen, dass wir auch mit einem Top-Team wie den Mavericks mithalten können - wenn alle körperlich und mental ans Limit gehen", sagte Virgin Guards Headcoach "Bobo" Lutzke nach dem Spiel. "Wir wollten uns auch für die zweite Halbzeit des Köln-Spiels letzte Woche rehabilitieren. Das ist sicher eindrucksvoll gelungen. Ich bin stolz auf unser Team. Diesen Glauben ans eigene Können müssen die Spieler nun mit in die nächste Partie gegen Düsseldorf nehmen."

 

Bernhard Filipiak, der die letzten Spielminuten sogar noch angeschlagen auf dem Feld verbrachte, sagte abschließend dem Publikum: "Wir lernen als Aufsteiger mit jedem Spiel in dieser 2. Liga und heute hat man gesehen, dass wir wieder ein ganzes Stück weiter sind. So ein Gegner lässt uns immer besser werden. Und so etwas wie letzte Woche gegen Köln wird uns sicher nicht wieder passieren. Wir wollen in dieser 2. Liga bleiben. Dafür wird das Team alles geben!"