Marburg Mercenaries gegen Berlin Adler oder David gegen Goliath die Zweite

„Am Ende steht der reine Wahnsinn“ titelte die Frankfurter Rundschau am 21.09.2004 und beschrieb damit das, was in ganz Football Deutschland als die Sensation der Play Off Viertelfinale um den German Bowl erachtet wurde. Das Team aus dem beschaulichen Städtchen an der Lahn, selbst erst im zweiten Jahr der GFL-Zugehörigkeit, schlägt den amtierenden Deutschen Meister aus Hamburg mit 24:21. Direkt nach dem Abpfiff glich das Georg-Gaßmann-Stadion einem Tollhaus.

Eine wilde Party im Fun Park und etliche Glückwunschtelegramme aus ganz Europa später, stehen die „Helden“ des letzten Wochenendes schon wieder auf dem Trainingsplatz und schinden ihre müden Knochen für die kommende Aufgabe. Was ursprünglich als kleiner Funke der Hoffnung begann ist nunmehr zu einer Mission geworden, einer Mission auf der die Marburg Mercenaries den Fans zeigen wollen, dass der Sieg über die Blue Devils keine Eintagsfliege war. Dabei wird jedoch nicht missachtet, dass man erneut als der krasse Außenseiter in die Partie gegen den Halbfinalgegner aus Berlin gehen wird. Eine Rolle indes, die den „Söldnern“ liegt. „Vielleicht macht Berlin ja den gleichen Fehler wie Hamburg“, orakelt Defensive Back Christian Graw, der mit einer Interception, welche er zum Touchdown zurücktragen konnte, maßgeblichen Anteil am Sieg der Marburger hatte. Andererseits dürften die Adler inzwischen gewarnt sein und die Mercenaries kaum mehr auf die leichte Schulter nehmen. Das man in der Hauptstadt nicht ernsthaft mit einem Sieg der Marburger gerechnet hatte zeigt schon die Tatsache, dass ein Heimspiel gegen Hamburg im Halbfinale fest eingeplant war.

 

Sportlich betrachtet kommt ein interessanter Gegner mit zwei absoluten Superstars der Liga nach Marburg. Hauptanspielstation von Quarterback David Caudill, der bereits nach wenigen Wochen seinen glücklos agierenden Kollegen Troutman abgelöst hatte, ist Mr. Estrus Crayton, der nach seiner College Zeit bei der University of Southern California etliche erfolgreiche Stationen in Deutschland durchlaufen hat. Die Nummer 2 der Adler wurde bereits mit Düsseldorf, Braunschweig und Hamburg Meister. Das zweite inzwischen noch bekanntere Gesicht steht an der Seitenlinie der Adler. Head Coach Kent Andersen, ebenfalls mit etlichen Meistertiteln dekoriert, versucht sich seit neuestem auch als Fernsehmoderator auf Sat 1 und begleitet das eher fragwürdige Format „Kämpf um deine Frau“ als sogenannter Camp Leiter. Eine Position welche die Popularität des „Sunnyboys“ unter Deutschlands Coaches eher noch steigern dürfte. Auf der Runningback Position treffen die Mercenaries auf einen alten Bekannten in Person von Björn Dreier mit dem sich die Defense der Marburger schon heiße Duelle lieferte als Dreier noch das Trikot der Darmstadt Diamonds trug.

 

Auf Seiten der Mercenaries gilt es die Blessuren aus dem Hamburg Spiel zu pflegen, obwohl sich zum Glück für Head Coach Brad Arbon kein Spieler ernsthaft verletzt hat. Selbst Arbon, seines Zeichens eher introvertiert, konnte nach dem Sieg gegen die Elbstädter das Lächeln nicht mehr von seinem Gesicht bekommen und es bedurfte schon einiger Überredungskünste den US-Amerikaner davon zu überzeugen, den gerade erhaltenen Pokal des Südmeisters einmal aus der Hand zu legen. Auf die Strategie für den kommenden Gegner angesprochen fällt immer wieder der Name Crayton, getreu nach dem Motto: „Stoppt man Crayton, stoppt man die Adler“. So einfach wird es sicherlich nicht, obwohl an dieser Aussage durchaus etwas Wahres dran ist. „Am Wochenende können sich die Jungs selbst die Krone aufsetzen und ins Endspiel einziehen.“, so Präsident Carsten Dalkowski, der unter der Woche noch einen Fernsehauftritt bei rheinmaintv absolvieren durfte, und fügt hinzu, „ die Chancen stehen auf dem Papier vielleicht nicht sonderlich gut für uns, dass standen sie gegen Hamburg aber auch nicht.“

 

Kick Off des Halbfinales um die Deutsche Meisterschaft ist am Sonntag den 26.09.2004 um 15.00 Uhr im Georg-Gaßmann-Stadion in Marburg. Die Anpfiffzeit wurde aufgrund drohender Dunkelheit bei eventueller Verlängerung extra um eine Stunde vorverlegt.