Marico Gregersen: Der blaue MIB

Endlich sieht er Schwarz in Hamburg. Gegen die Kiel Baltic Hurricanes macht Marico Gregersen am Sonntag, 14. August, sein erstes Heimspiel als Wide Receiver der »Men In Black«, des American Football-Zweitligisten »Hamburg Eagles«. Für die kommt der World- und German-Bowl-Sieger auch wie gerufen. Sechs Pleiten in sieben Spielen zu Beginn der Saison haben die Adler mächtig gerupft; inzwischen hat er schon zwei Partien auswärts absolviert, ist dort jedesmal als Sieger vom Platz gegangen, und die Situation der Mannschaft hat sich etwas entspannt. Aber dennoch ist der Klassenerhalt nicht sicher. Die Partie gegen Kiel am Sonntag im Victoria-Stadion ­ Kickoff 15 Uhr ­ wird sicher von Anfang an hart umkämpft sein; aber Gregersen hat das Zeug zum Matchwinner.

»Ich bin oft in der Situation gewesen, daß innerhalb von zwei Minuten ein Touchdown hermusste und habe einiges in petto ­ mir ist es schon gelungen, auf höherem Niveau Spiele zureißen, also werde ich das auch in der Zweiten Liga können«, sagt der 28-jährige Sportstudent. Gregersen hatte sich spät entschieden, den »Blauen« den Rücken zu kehren und von der Ersten in die Zweite Liga zu wechseln ­ aber die Versprechungen der Blue Devils-Geschäftsführung auf eine Besserung der wirtschaftlichen Lage, die sich in jedem Jahr mit gleichem Wortlaut wiederholten, nervten ihn. Daraufhin fragte er bei den Eagles an. »Wir haben ihn nicht geholt ­ er ist zu uns gekommen. Das ist der beste Beweis, daß unser Programm und unser Team attraktiv sind«, sagt Eagles-Headcoach Jan-Hendrik Wohlers. Da kann Gregersen nur zustimmen: »Mir ist egal, wo ich spiele, Hauptsache, ich kann meinen Mitspielern und den Verantwortlichen an den Augen ablesen, dass sie auf Biegen und Brechen etwas bewegen wollen.«

 

Er hatte sich darauf eingestellt, als Quarterback eingesetzt zu werden. Seine angestammte Position als Wide Receiver war die zweite Möglichkeit, von der jetzt Gebrauch gemacht wird, weil Darius Outlaw kurzfristig die Lücke stopfen konnte. Outlaw hat Gregersen nicht von dieser Position verdrängt, aber diese Option wird das Spiel der Eagles so variabel gestalten wie nie zuvor. »Wenn sich Jan Riedel nicht verletzt hätte, wäre er bestens geeignet gewesen, mich gut zu bedienen, wir hatten ja schon miteinander trainiert und waren einigermaßen aufeinander eingespielt.«

 

Ihm ist bewußt, daß seine Mitspieler ihn fordern werden. »Ich lebe Football an jedem Tag und nicht nur während der vier Stunden Training pro Woche plus den Pflichtspielen. Ich werde deshalb auch jedem ein Vorbild sein können und sogar müssen.« Er kann sich aber nicht vorstellen, dass es in puncto Einstellung zu Abstimmungsschwierigkeiten kommen wird. Die Eagles haben gerade in der schwierigen Anfangsphase nie aufgesteckt ­ das imponiert ihm, auch wenn er ein wenig wehmütig wird, weil er nicht mehr um einen Titel kämpfen kann. Seit 14 Jahren spielt der gebürtige Hamburger American Football, ist seit zwei Jahren auch Flag-Football-Koordinator der National-Football-League Europe in Hamburg und hat sich in dem Rahmen um den Football-Nachwuchs sowie die Fortbildung von Lehrern zu kümmern. Er ist es gewohnt, Leitwolf zu sein und nicht Mitläufer.

 

Gregersen: »Die Zuschauer wollen in den Augen von Football-Spielern Feuer flackern sehen. Also liegt es an jedem einzelnen Sportler, den Sport attraktiv zu machen. Ich denke, in zwei Jahren könnte Football dank der Sea Devils und solcher ambitionierter Mannschaften wie den Eagles in Hamburg bis zu 30 000 Zuschauer auf die Beine bringen.«