Mit dem Herz in der Hand

Vor 4.488 Zuschauern – davon gut ein Viertel aus Braunschweig - in der beinahe ausverkauften eVendi Arena rangen die Braunschweig Lions ihren Erzrivalen aus Hamburg verdient mit 34:26 (7:0/ 14:14/ 0:6/ 13:6) nieder. In der von der Sonne gefluteten Gluthölle behielten die Lions, trotz ungewohnt vieler persönlicher Fehler durch Fumbles, sowie einer Vielzahl unnötiger Fouls letztendlich die Nerven und fanden Dank einer herausragenden Verteidigungsleistung in die Siegerspur zurück.

Die Lions begannen mit einem Paukenschlag durch Bruce Molock, der gleich im ersten Spielzug seine Schnelligkeit ausspielte und über 67 Yards an der linken Seitenlinie entlang in die Endzone der Devils stürmte. Steffen Dölger erhöhte auf 7:0 für die Lions. Hamburg konterte mit Läufen von Ex-Lion Sascha Gerasimov und eingestreuten Passversuchen. Kurz vor der Endzone der Lions wurde einer dieser Passversuche von Winston Huggins erobert und fast bis zur Mittellinie retourniert. Die Lions kämpften sich nach vorne, offenbarten aber schon die ersten Unsicherheiten in der Offense. Bruce Molock verlor nach einem Tackle von Robert Koster den Ball, aber die Lions blieben im Ballbesitz. Kurz vor der Endzone scheiterten die Passversuche von Adrian Rainbow, der an diesem Spieltag nicht seinen allerbesten Tag hatte. Der fällige Fieldgoalversuch scheiterte an einem schlechten Snap, Holder Mike Friese wurde von der Defense der Devils an der 25 Yard Linie gestellt. Die Devils nutzen das Momentum und die Dummheit der Lions, die sich beim Punt der Devils gleich 3 Fouls leisteten und den Spielzug am Leben liessen.

 

Nach dem Seitenwechsel brachte den Devils ein tiefer Pass von Boughman auf Gregersen einen ersten Versuch an der Braunschweiger 2-yard Linie, Sascha Gerasimov vollstreckte gegen seine alten Teamkameraden zum Touchdown, Stief machte mit dem verwandelten Extrapunkt den 7:7 Ausgleich klar. Die Lions starteten ihren Angriff aufgrund eines weiteren Fouls von der eigenen 11 Yard Linie, die Devils Defense jagte Adrian Rainbow in die eigene Endzone. Dort liess der Spielmacher der Löwen den Ball wie eine teuflich heisse Kartoffel fallen, den freien Ball sicherte sich Mikael Andersson zum Touchdown für die Devils, Stief erhöhte per Kick beim Extrapunktversuch auf 14:7 für die Gastgeber. Die Löwen waren jetzt völlig von der Rolle, denn auch Bruce Molock liess sich den Ball ein zweites Mal von Robert Koster aus der Hand schlagen. Diesmal sicherten sich die Teufel den Ball an der Lions 29 yard Linie. Doch Braunschweig Verteidigung stemmte sich mit aller Macht gegen die Offense der Devils, Andre Krügers erwischte Boughman im Rückraum und erzwang somit einen Fieldgaolversuch, der von Kai-Philip Stief vergeben wurde. Wie schnell sich ein Blatt auch wieder wenden kann, zeigt die Tatsache, das Braunschweigs nächster Angriff zunächst gestoppt werden konnte, aber der Punt-Return von David DeArmas endete schnell mit einem Fumble nach Tackle von Jörg Heckenbach und es hiess Ballbesitz für die Lions. Bruce Molock schaffte dann mit einem weiteren grossartigen Lauf, diesmal über 30 yards den zweiten Touchdown für die Lions, Steffen Dölger verwandelte den Extrapunktveruch zum 14:14. Die Defense der Lions zwang Hamburg schnell zum Punt, den Kelvin Love bis tief in die Hamburger Hälfte trug. Bruce Molock arbeitete sich bis kurz vor die Endzone und Eric Yuma fing einen der wenigen Pässe von Rainbow zum Touchdown. Steffen Dölger erhöhte auf 21:14 für die Löwen. Voller Kampfgeist jagte Boughman sein Team mit Pässen auf Spohr, Nommensen, von Garnier und DeArmas über das gesamte Spielfeld, doch der Lohn der Mühe blieb den Teufeln versagt. Mit noch 3 Sekunden verbleibender Spielzeit nahmen die Lions vor dem vermeintlich sicheren Fieldgoalversuch ihre letzten beiden Auszeiten, dann versagten Hamburgs Kicker Sven Linn die Nerven, der Kick kam zu tief, wurde von den Lions abgefälscht und geriet damit zu kurz. Es bleib bei der Habzeitführung der Lions von 21:14.

 

Hochmotiviert kamen die Devils in die zweite Halbzeit, etwas übermotiviert die Lions. Kräftig unterstützt von unnötigen Fouls gelangten die Devils schnell in die Red-Zone der Lions. Sascha Gerasimov nutzte eine Lücke in der Verteidigung und schon hatten die Devils auf 20:21 verkürzt, der Extrapunktversuch ging bezeichnenderweise rechts an den Goalposts vorbei. In Braunschweigs Offense war nun wieder der Wurm drin, Rainbow konnte zu keiner Zeit sein sonst so effizientes Passspiel etablieren, Hamburgs Pass-Verteidigung funktionierte sehr gut. Im Gegenzug litten die Receiver der Devils nun auch unter Konzentrationsproblemen, eigentlich fangbare Pässe von Boughman wurden fallengelassen.

 

Zu Beginn des letzten Spielabschnitts schienen die Devils etwas Oberwasser zu bekommen, doch alle Mühen waren zum Teufel als Kicker Kai-Philip Stief auch den nächsten Fieldgoalversuch an den linken Goal-Post nagelte. Hamburg Defense hielt zunächst noch den Braunschweiger Angriffsbemühungen stand, doch auch Braunschweigs Defense stand wie eine Festung, zwei gleichwertige Gegner rangen auf Augenhöhe um den Sieg. Den Auschlag zugunsten der Lions gab dann Bruce Molock, der mit seinen unermüdlichen Läufen die Verteidigung der Devils allmählich zermürbte und mit einigen Big-Plays den Weg zum Touchdownlauf durch Kelvin Love vorbereitete. Als die Verteidigung sich erneut voll auf Molock konzentrierte, erfolgte die verdeckte Übergabe an Kelvin Love, der sich über die linke Seite in die Endzone durchkämpfte. Nach dem von Steffen Dölger verwandelten Extrapunkt führten die Löwen nunmehr mit 28:20. Die Entscheidung leitete dann Amilcar Grot ein, indem er einen Pass von Boughman abfing und bis in die Red-Zone der Devils retournierte. Die restlichen Yards bis in die Endzone übenahmen dann Jörg Heckenbach und natürlich Bruce Molock, der seine überragende Leistung mit seinem dritten Touchdown zum 34:20 krönte. Die Serie der missglückten Kicks war jetzt auch bei den Lions angkommen, Steffen Döger setzte den PAT rechts daneben. Die Devils bäumten sich noch einmal auf, Boughman fand seine Receiver und Marico Gregersen konnte sein Team noch einmal auf das Scoreboard bringen und die Devils auf 26:34 heranbringen (über den Extrapunkt-Kick decken wir den Mantel des Schweigens), doch Kelvin Love konnte den Onside-Kick Versuch der Teufel für die Lions sichern. Die Lions brauchten nur noch die Uhr herunterlaufen zu lassen, die Time-Outs der Devils reichten nicht mehr aus, um noch einmal für einen letzten verzweifelten Versuch in Ballbesitz zu kommen.

 

Kein schöner, aber ein hart erkämpfter Sieg für die Lions, die nach dem Spiel ausgiebig feierten und sich mit der heimlichen WM-Hymne der Sportfreunde Stiller mit den vielen mitgereisten Fans auf den trainingsfreien Dienstag einstimmten. Ein wichtiger Meilenstein in Richtung Nordmeisterschaft und dem damit verbundenem Heimrecht für die Play-Offs ist getan. Positiv auch das sich die Lions, im Gegensatz zum Spiel in Graz, nach einem massiven Leistungseinbruch wieder fangen konnten. Doch ist nicht alles Gold, was glänzt. Wie schon gegen Dresden hat der Gegner die Passattacke gegen die Löwen etablieren und über 300 yards Raumgewinn erzielen können. Ausserdem bringt die Häufung von Undiszipliniertheiten das Team zu leicht aus dem Rhythmus. Gegen eine Mannschaft wie die Marburg Mercenaries, dem nächsten Gegener der Lions am Sonntag, dem 16.07 in Marburg, wird diese Leistung bei weitem nicht reichen, um weiter ungeschlagen zu bleiben.


Scoring

Q1 00:07 Molock, 67 yard Lauf, PAT Dölger
Q2 07:07 Gerasimov, 2 yard Lauf, PAT Stief
Q2 14:07 Andersson, Fumble Recovery in der Endzone, PAT Stief
Q2 14:14 Molock, 30 yard Lauf, PAT Dölger
Q2 14:21 Yuma, 3 yard Pass Rainbow, PAT Dölger
Q3 20:21 Gerasimov, 15 yard Lauf, PAT failed
Q4 20:28 Love, 14 yard Lauf, PAT Dölger
Q4 20:34 Molock, 7 yard Lauf, PAT failed
Q4 26:34 Gregersen, 36 yard Pass Boughman, PAT failed

 

Lions Offense Leaders

Adrian Rainbow vervollständigte 5 von 12 Passversuchen für 29 yards Raumgewinn und 1 Touchdown. Er wurde 2 Mal für Raumverlust gesackt.
Bruce Molock erlief in 23 Versuchen 227 yards Raumgewinn und 3 Touchdowns.
Jörg Heckenbach fing in 2 Pässe für 17 yards Raumgewinn erlief einmal 7 yards. Er verzeichnete in den Spacial Teams 1 Tackle mit einem forced Fumble und 1 Assist.

Blue Devils Offense Leaders

Doug Boughman vervollständigte 23 von 44 Passversuchen für 322 Meter Raumgewinn und 1 Touchdown bei 2 Interceptions. Er wurde 3 Mal für Raumverlust gesackt.
Marico Gregerson fing 5 Pässe für 127 yards Raumgewinn und 1 Touchdown.
David DeArmas fing 5 Pässe für 74 Meter Raumgewinn.
Sascha Gerasimov erlief in 19 Versuchen 87 Meter Raumgewinn und 2 Touchdowns.

 

Lions Defense Leaders

Amilcar Grot verzeichnete 8 Solo Tackles und 1 Interception.
Anre Krüger verzeichnete 5 Solo Tackles, davon 2 Quarterback-Sacks und 1 Assist.

Blue Devils Defense Leaders

Robert Koster verzeichnete 7 Solo Tackles, davon 1 Quarterback-Sack sowie 2 forced Fumble und 2 Assists.
Jared Dumm verzeichnete 5 Solo Tackles, davon 1 Quarterback-Sack.

 

Lions Bone Check

Volker Schönball (Knieprobleme)
Olaf Fischer (Wadenprobleme)