NFL-Legenden in München

Jack Pardee ist ein legendärer Football-Trainer aus der NFL Hall of Fame. Er gilt als Erfinder der Run-and-Shoot-Offense und wurde in den Vereinigten Staaten mehrmals zum Head Coach des Jahres gekürt.

Als Referent der Coaches Clinic der Munich Cowboys kam Pardee in dieser Woche nach München: Und erzählte von den hohen Anforderungen, die die Vereine, die Mannschaft und das Publikum an einen Cheftrainer haben: „Wenn du als Trainer nicht an der Spitze deines Business stehst, wenn du nicht richtigen Spielzüge und Formationen spielen lässt“, erklärt Pardee seine Philosophie des American Football, „nimmst du deinen Spielern Chancen, die sie verdient haben.“ Chancen, die hart erarbeitet werden müssen, sagt eine andere Trainer-Legende, Pardees Landsmann Bum Phillips: „Ob Football-Matches gewonnen oder verloren werden, hängt davon ab, wie gut das Team organisiert ist. Das setzt hartes Arbeiten voraus. Als Head Coach musst du deine Spieler so aufstellen, dass dein Team perfekt wie ein Uhrwerk funktioniert.“

 

Pardee, 69, und Phillips, 82, haben ihr Leben dem Football verschrieben. Jack Pardee, geboren in Christoval/Texas, coachte die Chicago Bears (1975-1977), die Washington Redskins (1978-1980) und die Houston Oilers (1990-1994). In elf Spielzeiten gewannen seine Teams 87 Matches. Pardee ist der einzige Head Coach in den Staaten, der zugleich in der National Football League (NFL), der World Football League (WFL), der United States Football League (USFL) und der Canadian Football League (CFL) gearbeitet hat. Bum Phillips, ebenfalls Texaner, wurde 1975 Head Coach und Manager der Houston Oilers und wechselte 1980 zu den New Orleans Saints (bis 1985). Mit seinem Markenzeichen kann sich Phillips bei den Munich Cowboys immer blicken lassen: Wenn der Texaner in der NFL an der Seitenlinie stand, dann stets mit Cowboy-Hut.

 

Nach München kamen die beiden Texaner auf Einladung eines dritten: Eldon Cunningham, neuer Head Coach der Munich Cowboys. Die Sportart American Football würden sie in Deutschland natürlich gerne populärer machen. „Die Leute hier schätzen diesen Sport zu wenig, weil sie traditionell lieber Fußballer sind“, sagt Phillips. „Wenn es aber gelingt, die richtige Atmosphäre bei den Matches zu schaffen, und wenn – das ist ganz wichtig – auch die Coaches ihren Job gut machen, lassen sich viele Zuschauer für diesen großartigen Sport, diesen großartigen Wettkampf gewinnen.“

 

Dafür, meinen Phillips und Pardee, ist unter anderem ein besseres Networking nötig. Deshalb die Coaches Clinic. Ein zwangloses Zusammentreffen von Trainern zum Erfahrungsaustausch, dass es in dieser Form schon seit den siebziger Jahren gibt, als in Deutschland stationierte Angehörige der US-Streitkräfte ihr Wissen an Trainer und Spieler weitergaben. Erst vor zwei Jahren wurde die German Football Coaches Association (GFCA) gegründet, um für eine bessere Weiterbildung und Vernetzung der Trainer sorgen.

 

Beides ist wichtig, glauben Jack Pardee und Bum Phillips: „Sich zu vernetzen, um dazu zu lernen“, sagt Pardee, „um zu wissen, wer in Branche arbeitet und das Gespräch zu suchen – all das ist unverzichtbar, um ein guter Trainer oder Cheftrainer zu werden.“ Wer darauf verzichte, werde seine Arbeit nie richtig einstufen können: „Es gibt keinen anderen Weg, wenn du dich verbessern und richtig gut werden willst. Du musst dich vernetzen, um bessere Entscheidungen treffen zu können“, meint Pardee. „Und du musst vergleichen: Was machen Coaches in Österreich oder Italien anders? Was sogar besser?“

 

Einer, der die verschiedenen Spielsysteme und Mentalitäten verglichen hat wie wohl kein anderer, ist Eldon Cunningham. „Er hat die Welt gesehen“, lobt Bum Phillips den früheren Quarter-back der New Orleans Saints. „Eldon kann von seinen Erfahrungen, zum Beispiel von denen in Russland, zähren.“ Wird Cunningham die Munich Cowboys in der German Football League also wieder nach oben bringen? „Ich glaube schon“, sagt Bum Phillips. „Allerdings nur dann, wenn seine Spieler mitziehen.“ Denn, so formuliert es Jack Pardee, für den neuen Cowboys-Trainer gelten natürlich die gleichen Spielregeln wie für alle Head Coaches, die erfolgreich sein wollen: „Wie kommunizierst du mit deinen Spielern? Wie bekommst du sie dazu, ihre Sache gut zu machen?“ Das seien Voraussetzungen dafür, fügt Bum Phillips hinzu, damit der Erfolg zu den Munich Cowboys zurückkehrt. Damit das Uhrwerk wieder funktioniert.