Niederlage beim Meister

Passattacke der Adler von den Lions nicht zu stoppen

Der Kampf um die Nordmeisterschaft ist wieder ein gutes Stück offener geworden. Vor 1.823 Zuschauern im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark kamen die Berlin Adler zu einem zwar knappen, aber aufgrund der starken zweiten Hälfte verdienten 43:40-Sieg über die Braunschweig Lions. Matchwinner bei den Adlern war WR Jörg Heckenbach, der mit 3 Touchdowns und diversen Passfängen großen Anteil am Sieg des amtierenden Meisters hatte. Aber auch WR Estrus Crayton zeigte seine Klasse und trug mit 2 Touchdowns seinen Teil zum Erfolg der Hauptstädter bei.

Dabei hatte es für die Lions durchaus gut begonnen. Es dauerte nur kurz, bis die Offense der Lions unter Führung von QB Adrian Rainbow in der Redzone der Adler auftauchte. Auch wenn noch kein Touchdown dabei heraussprang, so konnten die Braunschweig dennoch durch K Steffen Dölger in Führung gehen. Die Antwort der Adler kam nahezu postwendend: Zunächst bediente Adler-QB Eric Kresser WR Olaf Fischer mit einem Pass über 56 Meter. Lions-DB Bastian Kypke konnte zwar mit äußerstem Einsatz den Touchdown verhindern, aber in der Folge glich Adler-K Benjamin Scharweit den Spielstand aus. Tatsächlich nahm der folgende Spielzug bereits massiven Einfluss auf den Rest der Partie, denn Lions-WR Kelvin Love verletzte sich bei einem kurzen Lauf am Knöchel, sodass er anschließend nicht mehr so maßgeblich, wie ursprünglich geplant zum Einsatz kommen konnte. Zunächst konnten die Lions dieses Missgeschick allerdings gut verkraften. Adrian Rainbow bediente WR Sven Pusback mit einem sehenswerten Pass von der Mittellinie, der ließ dann die Adler Verteidigung aussteigen und sorgte für den ersten Touchdown des Abends. Der Adler Angriff setzte zu diesem Zeitpunkt vermehrt auf Laufspiel, das von der Lions Defense noch gut kontrolliert werden konnte. Als Konsequenz daraus mussten sich die Berliner zunächst mit einem weiteren Fieldgoal begnügen.

 

Der folgende Lions-Drive war per Punt beendet worden und Jörg Heckenbach hatte den ersten Pass dieses Adler-Drives bereits sicher gefangen, als er von Lions-DB Rico Trute angegriffen wurde und bei diesem Tackle den Ball verlor, der von den Lions gesichert werden konnte. Und es bewies sich erneut, dass man gegenüber den Lions solche Einladungen besser nicht ausspricht. Nach einem Traumpass auf WR Marcel Duft und unterstützt von einem persönlichen Foul der Adler gegen Adrian Rainbow fanden sich die Lions an der 4-Meter Linie der Berliner wieder und konnten durch RB Sascha Gerasimov die Führung ausbauen. Die Adler ließen sich aber weiterhin nicht entmutigen und zeigten einen langen Drive, der erst an der 1-Meter-Linie der Lions endete und für die Berliner frustrierenderweise keine weiteren Punkte brachte. Im Gegenzug zeigten die Lions, wie gefährlich ihre Offense sein kann, wenn es richtig läuft. Ganze 8 Spielzüge benötigten sie, um das gesamte Feld zu überqueren und RB Kim Kuci, der zuvor schon fast den gesamten Raumgewinn dieses Drives erzielt hatte, sorgte für die nächsten Punkte. Kurz vor der Halbzeit zeigten dann auch die Adler, dass sie wissen, wie man Touchdowns erzielt. Eric Kresser bediente Jörg Heckenbach mit einem Pass über 65 Meter und der zeigte der gesamten Lions-Abwehr die Hacken. Zu allem Überfluss ließ sich Lions-LB Andre Grohe in dieser Situation zu einer Tätlichkeit hinreißen und wurde konsequenterweise des Feldes verwiesen.

 

Rückblickend betrachtet waren diese beiden Ereignisse vermutlich richtungweisend, denn den Adlern dürfte spätestens jetzt klar geworden sein, dass sie den Lions mit einem verstärkten Passangriff größere Schäden zufügen können und auf Seiten der Lions fehlte mit Andre Grohe ein weiterer zentraler und wichtiger Spieler in einer ohnehin schon durch Verletzungen extrem dezimierten Abwehr.

 

Nach der Pause warfen die Adler dann buchstäblich alles nach vorne. Zur Verdeutlichung: In der gesamten zweiten Spielhälfte standen 25 Passversuchen der Berliner gerade mal 5 Laufspielzüge gegenüber. In der ersten Hälfte war der Adler Angriff noch deutlich mehr auf den Lauf ausgerichtet. Bei den Lions waren jetzt sowohl in der Offense, wie auch in der Defense zunächst mal alle Fäden gerissen. Die Adler konnten nahezu nach Belieben schalten und walten und erzielten so in schneller Folge die zum Ausgleich nötigen Punkte. Dabei kamen insbesondere Jörg Heckenbach und seine Receiver-Kollegen Olaf Fischer, Sebastian Judis, Estrus Crayton und Patrick Wack zum Einsatz. Das verletzungsgeschwächte Lions-Backfield hatte diesem Passgewitter nicht sehr viel entgegenzusetzen. Auf der anderen Seite des Balles gelang es der Lions-Offense erst gegen Ende des dritten Spielviertels wieder, etwas Ruhe in das Spiel zu bringen und Kim Kuci konnte die erneute Führung für die Braunschweiger erzielen. Aber die Adler hatten ihre Chance gewittert und waren jetzt nicht mehr zu bremsen. Nur 5 Spielzüge später war die Partie bereits wieder ausgeglichen.

 

Der Beginn des Schlussviertels brachte die Vorentscheidung. Adrian Rainbow konnte zwar im vierten Versuch einen langen und vollständigen Pass auf RB Eric Yuma werfen, aber die Schiedsrichter erkannten diesen Spielzug in einer von diversen heftig umstrittenen Entscheidungen aufgrund eines angeblichen Fouls der Lions nicht an und zwangen die Braunschweiger damit zum Punt. Mit dem zweiten Spielzug des folgenden Drives gingen die Adler nach einem 76-Meter Traumpass von Eric Kresser auf Jörg Heckenbach erstmalig in Führung und konnte diese gleich im nächsten Drive durch ein weiteres Fieldgoal ausbauen. Die Lions kamen zwar durch Sascha Gerasimov noch mal heran, aber die Adler konnten beim nächsten Ballbesitz die nötigen First Downs erzielen, um schließlich die Uhr auslaufen zu lassen.

 

In der Pressekonferenz bezeichnete Lions Head Coach Kent Anderson das Spiel als Werbung für den Football in Deutschland. Er äußerte aber auch Unzufriedenheit über einige Schiedsrichterentscheidungen, die aber aus seiner Sicht nicht der maßgebliche Grund für die Niederlage waren. Er sagte: ‚Die Adler haben das Spiel verdient gewonnen. Wir haben im dritten Viertel in der Defense unseren Faden verloren und so etwas darf uns einfach nicht passieren. Die frühe Verletzung von Kelvin Love hatte großen Einfluss auf unseren Game Plan, denn Kelvin sollte sowohl in der Offense, wie auch in der Defense zum Einsatz kommen und das war nach seiner Verletzung nur noch eingeschränkt bzw. nicht mehr möglich. Diese Niederlage bringt uns aber nicht um. Wir werden weiter an uns arbeiten.’ Adler Head Coach Pat Donohoe sagte: ‚Im Moment passieren viele gute Dinge im Team der Adler. Unser Selbstvertrauen steigt, die Spieler gewöhnen sich immer besser aneinander und das macht das Zusammenspiel immer einfacher. Die Jungs haben heute bewiesen, dass sie zu Recht Meister geworden sind. Wir sind jetzt definitiv in den Playoffs dabei und spielen auch genau jetzt unseren besten Football.’

 

Bilder zum Spiel

Braunschweig Lions @ Berlin Adler

 

Quarter-Stände

Berlin Adler310201043
Braunschweig Lions10167740

 

Scoring

00:03 Dölger 23-Meter-Fieldgoal

03:03 Scharweit 22-Meter-Fieldgoal

03:10 Pusback 50-Meter-Pass von Rainbow (PAT Rothaar)

06:10 Scharweit 25-Meter-Fieldgoal

06:18 Gerasimov 4-Meter-Lauf (Conversion Yuma)

06:26 Kuci 20-Meter-Lauf (Conversion Kuci)

13:26 Heckenbach 65-Meter-Pass von Kresser (PAT Scharweit)

19:26 Crayton 64-Meter-Pass von Kresser

26:26 Heckenbach 47-Meter-Pass von Kresser (PAT Scharweit)

26:33 Kuci 13-Meter-Lauf (PAT Rothaar)

33:33 Crayton 49-Meter-Pass von Kresser (PAT Scharweit)

40:33 Heckenbach 76-Meter-Pass von Kresser (PAT Scharweit)

43:33 Scharweit 36-Meter Fieldgoal

43:40 Gerasimov 39-Meter-Lauf (PAT Rothaar)

 

Zuschauer: 1.823