Zwar hatten die Raubkatzen sich über die tollen Kulissen und jeweils mehr als 3.500 Zuschauer bei den Heimspielen gegen Meister Kiel und gegen den Nachbarn Mönchengladbach Mavericks gefreut. Andererseits ließen die Besucherzahlen in den letzten Partien der Saison – bedingt durch das miese Wetter im August, den verkorksten Spielplan mit fünf Heimspielen in Folge während der Sommerferien und vielleicht auch durch die enttäuschende Vorstellung bei der 0:28-Niederlage gegen die ‚Mavs‘ – zu wünschen übrig. Daher wurde die Freude über das Erreichen der Play-offs durch den Ärger über Extrakosten getrübt. „Das sind ja nicht nur die Fahrten zu den Auswärtsspielen, die wir nicht im Budget hatten, sondern auch die Kosten für unsere Trainer und unsere US-Spieler, mit denen wir nicht kalkuliert hatten“, erklärt Friedrich.
Doch genauso wenig wie die Panther sich auf dem Feld geschlagen geben, wollen sie sich jetzt von der fehlenden Finanzkraft bremsen lassen. Mit der Sparda-Bank erklärte sich ein Sponsor am Montag spontan bereit, mit einer freiwilligen ‚Erfolgs-Prämie‘ einen Teil der Buskosten für die Tour nach Kiel zu übernehmen. Um an der Kieler Förde, wo die Düsseldorfer im Juni mit 7:50 die schlimmste Klatsche seit fünf Jahren kassierten, diesmal bestehen oder zumindest mithalten zu können, muss das Team schon einen Tag vorher anreisen: Die Übernachtung zahlen Spieler und Trainer aus eigener Tasche – American Football der deutschen Spitzenklasse ist immer noch Amateursport reinsten Wassers.
Ungeachtet dieser Irritationen haben sich die Düsseldorfer für ihre erste Teilnahme am Halbfinale seit elf Jahren – im Herbst 2000 verloren die Düsseldorfer 11:14 gegen die Cologne Crocodiles - eine Menge vorgenommen. „In den Play-offs ist alles möglich, wir haben doch alle Erwartungen längst weit übertroffen und gar nichts mehr zu verlieren“, sagte Cheftrainer Martin Hanselmann, während ‚Oldie, but Goldie‘ Estrus Crayton darauf verwies: „Wir haben zwar in Marburg gewonnen, aber unsere Offense hat sicher nicht gut gespielt. Da bleiben noch viele Möglichkeiten, uns zu steigern.“
Genauso, wie sich die Panther in Marburg nach der durchwachsenen ersten Halbzeit deutlich steigerten. Das Laufspiel der Mercenaries, das die erste Halbzeit dominiert hatte und den Gäste nicht einmal sechs der 24 Minuten den Ballbesitz gönnte, wurde im dritten und vierten Viertel gestoppt. Andererseits erlief und erkämpfte sich Steve Coles immer wieder wertvolle Meter. „Ich wollte einfach nicht, dass das schon mein letztes Spiel ist“, strahlte der Engländer nachher, der nach der Saison seine Laufbahn beendet. So entschied Steve sogar das indirekte Duell gegen Marburgs US-Runningback Joe Clark für sich. „Gegen wen? Das hab ich gar nicht gemerkt, dass die auch einen Runningback hatten“, flachste Coles, „gegen unsere Defense hat jedenfalls keiner was bewirkt.“
„Von der Offenseline bis zu den Receivern, von der Defense Line bis zu den Linebackern und den DBs, die gesamte Mannschaft hat den Sieg erkämpft“, urteile Headcoach Hanselmann, „das war im allerbesten Sinne eine geschlossene Mannschaftsleistung.“ Panther Pride eben. Was er unausgesprochen in der Luft hängen ließ: Mit solch einer Vorstellung sind die Panther - obwohl krasser Außenseiter – auch in Kiel keineswegs chancenlos.
