Panthern fehlt am Ende das Glück

Erst den Start verschlafen, dann toll gekämpft, doch am Ende blieb aller Einsatz unbelohnt: Bei den Mönchengladbach Mavericks haben die Düsseldorf Panther im letzten Spiel der German Football League vor der fünfwöchigen WM-Pause eine 19:24 (0:14, 0:3, 6:7, 13:0)-Niederlage kassiert. Doch trotz der zweiten Pleite in Folge geht der sechsmalige deutsche Meister mit einem positiven Gefühl in die beiden trainingsfreien Wochen: Schließlich boten die Raubkatzen dem Tabellenzweiten ein bis zur letzten Sekunde spannendes, echtes Spitzenspiel.

„Es tut mir leid, dass ich das jede Woche wiederholen muss. Aber wir haben eben ein sehr junges Team, das sich finden muss und unter Druck immer wieder, manchmal auch dumme Fehler macht“, resümierte Panther-Cheftrainer Martin Hanselmann nachher. „natürlich sind wir enttäuscht, dass es nicht gereicht hat, aber wir haben in der zweiten Halbzeit gezeigt, welches Potenzial in uns steckt.“ Sein Gladbacher Kollege, Panther-Urgestein Walter Rohlfing, strahlte verständlicherweise: „Wir wollten den Düsseldorfer Angriff unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen. Und das ist uns lange Zeit perfekt gelungen.“

 

Wirklich schien die Panther-Offense in der ersten Halbzeit überhaupt nicht existent. Bezeichnend: Dem bislang als passlastig bekannten Düsseldorfer Angriff gelang erst 118 Sekunden vor der Pause beim ersten einigermaßen gelungenen Drive der erste und einzige komplette Pass-Spielzug über 8 Yards auf Estrus Crayton. Bis dahin hatte Spielmacher Robert Demers allerdings schon seine ersten drei Pässe zu einem Mavericks-Akteur geworfen (Interceptions). Zwei von ihnen pflückte mit Murat Senem ausgerechnet einer der 18 Ex-Panther bei den Gastgebern, den dritten krallte sich der vom Meister aus Kiel abgeworbene Nationalspieler Lenny Green. „Unser Plan war, mit viel Druck und vielen Blitzen Robert (Demers) zu kurzen Pässen zu zwingen“, erzählte Gladbachs Abwehr-‚Guru‘ Rohlfing, „und das ist zumindest bis zur Pause voll aufgegangen.“

 

Da zudem auch das Düsseldorfer Laufspiel - zumeist über Steve Coles -  gegen die körperlich ungemein starke Gladbacher Defenseline nicht so recht in Gang kam, waren zwei spektakuläre Läufe von Quarterback Demers selbst schon die einzigen erfolgreichen Aktionen bis zur Pause. „So viel Druck auf uns wie die Mavericks hat noch keiner gemacht, nicht Kiel, nicht Berlin, nicht einmal ansatzweise“, gestand Offenseliner Rapahael Llanos-Farfan und lobte: „Das ist schon eine der Top-Deckungen und sicher die beste Defenseline.“

 

Dazu addierten sich viele kleinere Fehler der Gäste. Fast schon folgerichtig erzielten die ‚Mavs‘ ihre ersten Zähler auch nach einem von ihrem amerikanischen Linebacker Adam Goloboski geblockten und in der Endzone eroberten Punt. Allerdings hätten die Schiedsrichter in dieser Szene auch den unkorrekten Angriff der Gladbacher an Punter Markus de Haer ahnden können – nur eine von vielen seltsamen Entscheidungen der Referees. Jedenfalls nutzten die Gastgeber die gute Feldposition nach der folgenden zweiten Interception von Senem, um ihre Führung noch im ersten Viertel auszubauen.

 

Dass sich da nicht ein ähnliches Debakel wie beim 7:50 zwei Wochen zuvor in Kiel anbahnte, lag daran, dass wenigstens die Panther-Abwehr meist auf dem Posten war. Cornerback Paul Merten und sein DB-Kollege Sebastian Schönbroich in der Schluss-Sekunde der ersten Hälfte in der eigenen Endzone fingen ihrerseits zwei Pässe von Mavericks-Quarterback Colin Clancy ab. So waren die Hausherren trotz der miserablen Vorstellung der Raubkatzen noch nicht uneinholbar enteilt. „Auch wenn wir sicher nicht überragend gespielt haben, haben wir einige ‚big plays‘ hingekriegt, als wir sie brauchten“, sagte Defense Coordinator Philipp Carlson, „wir sind noch lange nicht so gut wie wir sein können, aber als junges Team mit einem neues Deckungssystem schlagen wir uns in der Abwehr schon recht gut.“

 

Direkt nach dem Seitenwechsel wurden die Gladbacher gestoppt, nach einem misslungenen Punt der ‚Mavs‘ startete der Düsseldorfer Angriff an der gegnerischen 25-Yard-Line. Gleich im zweiten play bediente Robert Demers, der nun wesentlich entschlossener agierte, ‚Oldie‘ Crayton in der Endzone. Obwohl der anschließende Extrapunktversuch geblockt wurde, keimte ein wenig Hoffnung bei den Gästen auf. Der Rest des Viertels zog sich jedoch zäh dahin, immer wieder durch Strafen gegen die Mavericks unterbrochen. Trotzdem ging es für die Gastgeber positiv zu Ende: Ein Loch in der Düsseldorfer Deckungsmitte nutzte Patrick Klein zu einem 39-Yard-‚Catch and Run‘ und zum 24:6.

 

Doch der Konter der Panther kam prompt: Den Kick-off trug Dominic Hanselmann bis zur Gladbacher 15-Yard-Line zurück, wurde dann – nachdem eine Gruppe Langenfelder Zuschauer ihm den ‚Stinkefinger‘ gezeigt hatten - aber vom Schiedsrichter wegen ’unsportlichen Verhaltens‘ bestraft.  Quarterback Demers zeigte sich von den Diskussionen mit den ‚Refs‘ unbeeindruckt: Erst sprintete der 20-Jährige beim 4. Versuch und 14 zu überwindenden Yards selbst zum neuen ersten Versuch. Zwei Spielzüge später stürmte Steve Coles in die Gladbacher Endzone, nach dem Extrapunkt stand es nur noch 13:24. Daran richtete sich auch die Defense weiter auf: An der 39-Yard-Line der Hausherren erzwang und eroberte die Düsseldorfer ‚Dee‘ einen Fumble. Diesmal nahm Demers die Angelegenheit und den Ball selbst in die Hand und verkürzte mit einem beherzten Lauf zum 19:24. Coles Versuch, zwei  Punkte zu erlaufen und sein Team auf drei Punkte und damit auf ‚Fieldgoal-Reichweite‘ heranzubringen, wurde Millimeter vor der Endzone gestoppt.

 

Hochdramatisch dann die letzten 79 Sekunden, als die Düsseldorfer noch die Chance witterten, die Partie zu kippen. Von der eigenen 12-Yard-Linie führte Demers die Panther bis zur Gladbacher 40-Yard-Line. Die letzten drei Passversuche auf Crayton (da entschieden die Schiedsrichter, dass Estrus erst außerhalb des Spielfelds gefangen habe), Yannik Baumgärtner und schließlich Niklas Römer kamen nicht an – die Mavericks bejubelten ihren Sieg überschwänglich, die Gäste gingen leer aus.