Phantoms verschenken Tabellenführung

Soll man sich nun freuen über den Sieg gegen Liga-Primus Weinheim Longhorns oder - ob der verpassten Chancen, die 14 Punkte aus dem Hinspiel aufzuholen - über die zahlreichen ausgelassenen Möglichkeiten auf einen höheren Sieg ärgern?

 

Bei Spielern und Coaches der Wiesbaden Phantoms herrschte auch noch lange nach dem überzeugenden Sieg gegen den hohen Favoriten aus Weinheim noch Uneinigkeit, welcher Gefühlsregung man den Vorzug geben sollte.

 

Fakt ist, man dominierte den Tabellenführer über die nahezu komplette Spielzeit, hielt nach anfänglichen Schwierigkeiten vor allem deren Top-Scorer Danny Washington in Schach und verließ im Verlauf des Spitzenspiels vier mal die „Red Zone“ der Longhorns - den Bereich der letzten 20 Meter vor der Endzone - ohne Punkte erzielt zu haben. So blieb am Ende ein hochverdienter 23:18 Erfolg über die Weinheim Longhorns, die aufgrund des Punktepolsters aus deren 28:14 Hinspiel-Sieges aber an der Tabellenspitze bleiben. Punktgleich gefolgt von den Phantoms.

 

„Wir suchten im ersten Spielzug der Partie schon ein wenig das Risiko, wollten die Gäste überraschen. Ich denke, das ist uns auch gelungen und wir haben sie ein wenig aus dem Konzept gebracht“, kommentierte Phantoms Offense Coordinator Patrick Hansen den Touchdown-Pass von Guido Reuels auf Fabian Gerhardt, nachdem der offenbar von Weinheim erwartete Lauf über Davis Matz nur angetäuscht wurde. Tobi Kreuzer verwandelte den Extrapunkt sicher und bereits nach wenigen Sekunden lagen die Phantoms vor nur 300 Zuschauern im Europaviertel 7:0 in Front.

 

Nur kurzzeitig konsterniert, konterten die so punktehungrigen Gästen mit ihrem Running Back Danny Washington, der seine Saison-Touchdowns 17 und 18 erzielte. Nach dem verschossenen Extrapunkt beim Anschlusstouchdown setzten die Gäste nach dem 7:12 auf eine Conversion für zwei Extrapunkte. Doch dieser Schuss ging nach hinten los. Christian Menzel fing den Pass von Murat Basaran ab und trug ihn in die Longhorns-Endzone zurück: Zwei Punkte für die Phantoms, statt 7:14 hieß es nur noch 9:12 aus Sicht der Phantoms.

 

Dass damit die Gäste das Pulver ihres gefürchteten Offensiv-Feuerwerks bereits verschossen hatten, konnte man Mitte des zweiten Spielviertels wahrlich nicht vermuten. „Danny (Washington) machte am Anfang genau das, was wir erwartet hatten. Unsere gezielte Vorbereitung auf ihn zahlte sich aber erst ein wenig später aus, nach seinen zwei Touchdowns. Nach diesem Weckruf hatte unsere Defense ihn weitestgehend im Griff und forcierte im weiteren Verlauf drei Ballverluste dieses Ausnahmespielers. Nicht allein deswegen bin ich sehr stolz auf jeden einzelnen Verteidiger, der heute auf dem Feld seinen Teil dazu beigetragen hat, die Longhorns in Schach zu halten und dadurch den Grundstein für den Sieg zu legen“, fasste Head Coach und Defense Coordinator Michael Treber diesen entscheidenden Aspekt für den Ausgang des Spiels zusammen.

 

Was folgte, war ein konzentriert vorgetragener Drive der Phantoms-Offense, vollendet durch Davis Matz per Lauf aus 6 Metern. Leider ging der Extrapunkt vorbei und auch ein verschossener Field Goal Versuch aus 27 Metern wenige Sekunden vor Ende des zweiten Spielviertels verhinderte eine höhere Halbzeitführung als das 15:12 aus Sicht der Gastgeber.

(Fortsetzung siehe Folgeblatt)

 

Spielabschnitt Drei gehörte beiden Verteidigungsreihen. Ohne weitere Punkte erzielt zu haben, wechselte man zum letzten Mal die Seiten. Auch, weil sich die Offense der Phantoms im dritten Spielabschnitt immer wieder mal Auszeiten in einer ansonsten soliden und sicheren Vorstellung nahm und es versäumte, aus der Überlegenheit Kapital in Form von Punkten zu schlagen.

 

Davis Matz war es schließlich, der seine klasse Leistung mit seinem zweiten Touchdown des Tages krönte und den Ball über 70 Meter in die Endzone der Longhorns trug. Tobi Kreuzer vollendete diesmal die Conversion für zwei Extrapunkte erfolgreich, die Phantoms führten 23:12. Der Vorsprung der Longhorns aus dem Hinspiel war auf magere drei Punkte zusammengeschrumpft. Statt Sicherung des Sieges hieß es für die Phantoms also weiterhin auf Punktejagd gehen, um den direkten Vergleich aus beiden Partien für sich zu entscheiden. Wichtig für die Tabellenplatzierung zweier punktgleicher Teams und am Ende der Saison vielleicht entscheidend für die Meisterschaft und Bundesliga-Relegation.

 

Doch aus der „Aufholjagd“ wurde nichts. Im Gegenteil, die Longhorns-Defense hielt in Person von Shawn McBrayer dagegen, der bei einem missglückten Trickspielzug der Phantoms den Ball frei schlug, ihn eroberte und über 10 Meter zum letzten Touchdown der Partie in die Endzone bugsierte. Beim 23:18 Sieg blieb es schließlich auch und auf Seiten der Phantoms begann nun genau dieses Wechselspiel aus Freude und Frust über den Ausgang des Spiels. Vor allem darüber, wie unerwartet deutlich man es eigentlich dominiert hatte, ohne einen wesentlich höheren Sieg einzufahren.

 

 

Scoring

 

07:00 Gerhardt 53 Meter Pass von Reuels PAT Kreuzer

07:06 Washington 4 Meter Lauf PAT vorbei

07:12 Washington 8 Meter Lauf

09:12 Menzel 100 Meter Return der Longhorns-Conversion

15:12 Matz 6 Meter Lauf PAT vorbei

23:12 Matz 70 Meter Lauf Conv. Kreuzer

23:18 McBrayer 10 Meter Fumble Return