Herr Bräuning, die Pikes trennen sich von ihrem Trainer Sven Gloss, mit dem sie in die Zweite Bundesliga aufgestiegen sind und im vergangenen Jahr den Klassenerhalt geschafft hatten. Warum?
Die Statistik spricht eigentlich für sich. Zwei knappe Siege gegen den Tabellenletzten in sieben Spielen sind zu wenig. Dass wir in einen Kampf um den Abstieg einsteigen würden, war von Saisonbeginn an klar. Aber wenn man entscheidende Schlüsselspiele, wie gegen den Aufsteiger Holzgerlingen, warum auch immer vergibt, dann ist das unserer sportlichen Zielsetzung nicht angemessen. Trotz einer deutlichen Leistungssteigerung am vergangenen Samstag gegen die Saarland Hurricanes haben wir im Vorstand den Eindruck bekommen, dass die Harmonie zwischen Trainer und Mannschaft sowie Trainer und Vorstand nicht mehr stimmt. Hier geht es nicht nur ums Sportliche. Die Pikes sind nun sieben Jahre alt. Bei Vereinsgründung war klar: Wir wollen in die Zweite Bundesliga und uns dort etablieren. Bislang ist die Aufbauarbeit reibungslos geglückt. Dass es in der Entwicklung eines jungen Vereins vielleicht auch mal einen Schritt zurück gehen kann, dass man vielleicht auch mal ein weiteres Jahr in der Regionalliga spielen muss, liegt in der Natur der Sache. Daraus kann sich aber auch die Chance ergeben, Strukturen langfristig zu festigen. Wir haben mittlerweile sieben Teams im Verein. Die Seniors sind ein Siebtel des Gesamtgefüges Pikes, wie jede andere Abteilung auch. Bei uns steht eine gesunde Entwicklung des Gesamtvereins vor dem kurzfristigen sportlichen Erfolg einer Mannschaft. Dazu gehört eine Einheit. Dazu gehört das Selbstverständnis eines jungen Vereins, in dem viele einzelne ehrenamtliche Hände viel leisten, um insgesamt leistungsstark und schlagkräftig auftreten zu können. Dieses Selbstverständnis hat in den vergangenen Wochen gelitten ein gewichtiger Grund für die personellen Änderungen im Trainerstab.
Wie geht es denn nun weiter mit der ersten Mannschaft?
Zunächst möchte ich mich bei Sven Gloss für die hervorragende Arbeit der letzten Jahre bedanken, ich wünsche ihm alles Gute für seine weitere Laufbahn. Das Training übernimmt nun zunächst bis zum Ende der Saison Andreas Schaaf, der bereits vor drei Jahren die Pikes Seniors führte und in diesem Jahr Trainer der GFL-Juniors-Mannschaft war. Unterstützt wird er durch Offense-Coach Marcus Brewer, zusammen mit Quarterback Denis Rohleder. Die Defense wird betreut von Stefan Heiler und Eddy Raab. Das Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt. Es gilt nun, alle Kräfte für dieses Ziel zu mobilisieren. Die Mannschaft hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie konzentriert und leistungsorientiert arbeiten kann ohne in Hektik zu verfallen diese Fähigkeit ist nun gefragt.
Sie sprechen von der Entwicklung des Gesamtvereins. Wie stehen sie denn eigentlich da, die Kaiserslautern Pikes?
Sehr gut. Auch in den vergangenen Monaten wurden hier neue Grundsteine für die Zukunft gelegt. Ich erinnere an die jüngsten Erfolge in unserer Cheerleader-Abteilung, die bei den deutschen Meisterschaften erneut den vierten Rang verbuchen konnte und sich nun ohne Zweifel zur nationalen Spitze zählen darf. Gleiches gilt für unsere Jugendarbeit, die sich auf allen Ebenen positiv entwickelt und sowohl sportlich wie im Vereinsleben allgemein längst ein echtes Pfund der Pikes ist. Aktuell geht neben dem GFL-Juniors-Team und den jüngsten Flaggies ein weiteres Jugendteam an den Start, die B-Tackle-Jugend. Die Leistungskraft der Pikes und ihres Fördervereins haben wir gerade vor wenigen Tagen erneut bewiesen, als wir parallel zur Ausrichtung des Heimspiel-Derbys gegen die Canes mit unserem Stand beim Lauterer Altstadtfest präsent waren. Sowieso sind die Pikes sichtbar in der Stadt, werden wahrgenommen und können mit bis zu 1.000 Zuschauern bei den Heimspielen im Schulzentrum Süd auf ein Umfeld bauen, das in Football-Deutschland mit zu den Besten zählt. Ein weiterer Baustein für eine erfolgreiche und stabile Zukunft
Dennoch gibts aktuell den Schnitt in der ersten Mannschaft
Das ist eine Momentaufnahme. Die erste Mannschaft ist das Aushängeschild der Pikes, ganz klar. Und ich bin überzeugt, dass wir in unserem Team und im Verein die Qualität haben, langfristig in der Zweiten Bundesliga zu bestehen. Dabei denke ich nicht zuletzt an die zahlreichen jungen Spieler, die sich aus dem Verein entwickeln oder perspektivisch das Potenzial mitbringen, einmal zu Führungsspielern zu wachsen. Nach wie vor ist unsere Maxime, organisch aus eigener Kraft zu wachsen.
Stichwort: Organisches Wachstum. Mit Jamaal Jonas haben Sie in dieser Saison erstmals einen US-Import im Team
Durchaus. Spielerabgänge und langfristige Verletzungen stellten uns vor das Saison vor massive Probleme in der Defensive. Junge, talentierte Spieler brauchten einen Kapitän, an dem sie sich orientieren können. Den haben wir mit Jamaal Jonas in die Mannschaft geholt. Ohne Star-Allüren gibt er den jungen Spielern Selbstvertrauen und Sicherheit. Die Entscheidung ihn zu holen, steht unserer Philosophie nicht entgegen. Schließlich bleibt er uns voraussichtlich nach der Saison erhalten und schlägt Wurzeln in der Region.
Welche Erkenntnis ziehen Sie aus der aktuellen Situation, wenn Sie die Entwicklung des Gesamtvereins betrachten?
Die Pikes blicken als junger Verein auf eine rasant-erfolgreiche Entwicklung zurück. Beinahe nahtlos sind wir quasi aus dem Nichts in die Zweite Bundesliga marschiert. Dass dies jedoch keine Selbstverständlichkeit ist, führt uns die aktuelle Situation vor Augen. Und diese Erkenntnis kann durchaus heilsam sein. Denn nur, wer schwierige Phasen meistert, lernt die Früchte erfolgreicher Vereinsarbeit zu schätzen und im richtigen Maßstab einzuordnen. Vielleicht müssen wir in der Zukunft diese Tugend grundsätzlich stärker im Verein verankern. Denn auf der einen Seite steht eine ungeheuer starke Präsenz des Clubs in der Region, eine weite Ausstrahlungskraft und vergleichsweise professionelle Strukturen. Auf der anderen Seite steht das Ehrenamt in einer Randsportart. Der Verein lebt von vielen ehrenamtlichen Helfern und Aktivisten, von Sponsoren und Partnern, die von der Pikes-Idee begeistert sind. Letzteres muss der Maßstab unseres Selbstverständnisses sein.