Die Saison 2005 war lang und für alle Beteiligten eine schwere Prüfung. Verletzungen und ein Klassenerhalt in letzter Sekunde hatten erheblich an Kader und Umfeld gezehrt.
Und doch stehen die Zeichen schon zu diesem frühen Zeitpunkt ganz deutlich auf Konsolidierung. Früher als je zuvor konnte eine vergrößerte Coaching Staff präsentiert werden und eine ebenfalls sehr frühe Lizenzerteilung schaffen nach und nach Planungssicherheiten auf administrativer Ebene.
Nun aber kann der erste Paukenschlag auf Spielerebene vermeldet werden : DE/LB Phil Stursberg hat vorzeitig auf ein weiteres Engagement bei den Hamburg Sea Devils verzichtet und steht in der Saison 2006 ausschließlich den Snipes Cougars zur Verfügung.
Seit 1995 in den Reihen der damals noch Youth Cougars reifte, was wenige Jahre später der erfolgreichste Lübecker Verteidiger werden sollte. So machte Stursberg schon in der Jugend als DE die Scouts der Jugendnationalmannschaft auf sich aufmerksam. Im Try Out überzeugte er und wurde so in die Reihen der besten Jugendspieler Deutschlands aufgenommen. Mit Ausnahme von sporadischen Einsätzen blieb ihm dort allerdings zunächst der Durchbruch verwährt. Im Europameisterschaftsfinale allerdings kam seine große Stunde aufgrund von Verletzungen bekam er seine längst überfällige Chance und avancierte verdientermaßen zum Defense MVP des Finalspieles.
Es folgten Lehrjahre im Herrenbereich, in denen sich Phil Stursberg Jahr für Jahr steigerte und maßgeblichen Anteil daran hatte, dass die Cougars in diesen Jahren den Marsch von der Oberliga in die zweite Bundesliga absolvierten.
Natürlich wurden auch andere Teams auf Stursberg aufmerksam und buhlten um seine Unterschrift auf ihren Spielerpässen. Wie aber so viele Exjugendspieler hatte auch Stursberg im Jugendteam das Loyalitätsgen eingesetzt bekommen, was ihn auch noch heute von dem einen oder anderen abtrünnig gewordenen Spieler unterscheidet.
Längst zum Minister of Defense der Lübecker Verteidigung gemausert wurde in der Saison 2004 nun auch die NFLE auf Stursberg aufmerksam. Zusammen mit vier anderen Lübecker Eigengewächsen durchlief er Camp für Camp um Anfang 2005 tatsächlich nach Tampa zum abschließenden Sichtungscamp geladen zu werden.
Obwohl ihm im Camp eine Lungenentzündung zurückwarf, zeigte Stursberg sein beeindruckendes Talent und wusste so zusammen mit seinem Lübecker Teamkollegen Wischnewski zu überzeugen.
Beide wurden von den Sea Devils in deren ersten Kader aufgenommen und das Abendteuer NFLE begann.
Im Gegensatz zu Wischnewski konnte sich Stursberg aber von Beginn an durchsetzen.
Mit großem Einsatz, einer starken Physis und einem unglaublichen Speed schaffte er es in die normale Rotation der Sea Devils Defensive Line und bekam nicht nur ebenso viel Spielzeit wie NFLE Veteran Lano, sondern fast ebenso viel wie seine amerikanischen Teamkollegen.
Am vierten Spieltag, Stursberg hatte es in Jahr eins als Profi erstmals zum Starter geschafft, kam dann das Aus. Bei einem unglücklichen Kontakt im Kick Off Team riss die Patellasehne.
Zwei Operationen und 7 Monate Reha folgten.
Für Phil Stursberg aber alles andere als eine Tragödie: Es war eine Erfahrung, die ich niemals missen möchte. Von so einem professionellen Umfeld, angefangen beim Training, den Coaches, den Videomeetings, über die Kulissen vor denen man spielt, aber auch das besondere Miteinander mit den anderen Profis träumt jeder Amateursportler. Ich konnte mir diesen Traum für ein Jahr erfüllen. Verletzungen gehören zum Sport und so sehe ich sie auch nicht Tragödie., resümiert Stursberg.
Was aber treibt ihn dann zum vorzeitigen Verzicht auf die NFLE, wird sich der kritische Leser berechtigterweise fragen?!
Es sind ganz verschiedene Faktoren, antwortet Stursberg. Medizinische Gründe hat es nicht. Ich hatte das Glück, sofern man davon sprechen kann, mich als Profi verletzt zu haben. So konnte ich in den letzten Monaten auch wie ein Berufssportler therapiert werden. Zusammen mit HC Knappe, der die meiste Zeit auch mein betreuender Physio war, konnte ich mich nach dem guten OP Verlauf vollständig regenerieren. Ich laufe und sprinte schon seit Wochen wieder und bin schmerz- und auch sonst beschwerdefrei.
Was aber sind dann die Faktoren, die Stursberg zu seiner Entscheidung verholfen haben?
Die Gründe sind im privaten und sportlichen Bereich zu finden. Unumwunden gebe ich zu, dass auch zwischenmenschliche Gründe sind. Meine Freundin über vier Monate fast gar nicht zu Gesicht zu bekommen, ist fast nicht zu entschädigen. Außerdem bin ich 26. Ich habe gerade meinen Bachelor of Computer Science verliehen bekommen und möchte den Masterstudienlehrgang anschließen. Weltenbummler spielen und den gewünschten Abschluss vor dem 30. Lebensjahr zu haben, das passt nicht zusammen., führt Stursberg aus, um zu ergänzen: Ebenso wichtig ist mit aber das Team der Snipes Cougars die Cougarsfamilie. Wie wichtig mir diese Familie ist, habe ich in der NFLE Zeit gemerkt. Alle haben in meiner Abwesenheit mitgefiebert, alle haben zu mir gestanden, als ich wegen der Verletzung am Boden war und Seite an Seite hat sich die Cougarsfamilie durch die schwere Saison gearbeitet. Ich möchte mit all den Jungs, mit denen ich schon so lange zusammenspiele, helfen, wieder eine Winning Season zu spielen. Ich möchte versuchen, mit den jungen Leuten wie zum Beispiel Leif Hamschmidt, Jan Wulf oder Jan Schlichting wieder ein stolzes Team zu bauen, eines, das sich nicht verstecken muss. Und ich genieße es, mit denen, mit denen ich die letzten Jahren zusammengespielt oder gecoacht habe, wie z.B. Stephan als mein Bruder, Sascha Modest, Fabian Zellner, Mirco Modest, Thomas Kappes, aber auch Coaches wie : Mark Holtze, Sascha Knappe und Frank Schumann, wieder zusammen zu sein.
Im Einklang mit meinem Privatleben ist Cougarsfootball einfach das Beste für mich, denn wer ist nicht gerne bei seiner Familie?!
Und so begrüßen die Cougars mit Phil Stursberg einen ihrer Besten zurück in ihren Reihen.
Auf und abseits des Feldes eine Bereicherung, die in der letzten Saison merklich gefehlt hat. Welcome Back!