Erfreulich aus Sicht der Scorpions war zunächst, dass bei durchwachsenem Wetter immerhin 780 Zuschauer, darunter etwa 200 Schlachtenbummler aus Hall, den Weg ins Ludwig-Jahn-Stadion in Ludwigsburg fanden. Leider mussten die Zuschauer dabei auf die Anwesenheit der Scorpions-Cheerleader verzichten, die mit mehreren Formationen an diesem Wochenende bei den Internationalen Offenen Meisterschaften in Bottrop teilnehmen. Auf dem Spielfeld jedenfalls entwickelte sich eine spannende Begegnung, in der die Gäste bis ins 4.Viertel die Nase vorn hatten.
Von Beginn an sah sich dabei die Defense der Scorpions unter Druck und musste dabei relativ schnell die 0:7-Führung der Unicorns durch Lauf von Vandever (PAT Bradshaw) hinnehmen. Und auch der heimische Angriff fand zunächst nicht ins Spiel. Durch eine Schulterverletzung gehandicapt, konnte Chris Jackson kaum als RB eingesetzt werden, während Tony Avella wegen Trainingsrückstand ebenfalls wenig berücksichtigt werden konnte. So wurden im Vorfeld der Begegnung Jeff Carpenter und Jasson Scott für gelegentliche Einsätze im Angriff vorgesehen. Um es vorweg zu sagen: die Verteidigung der Unicorns ließ sich damit nicht nachhaltig überraschen. Jedenfalls brachte der erste Drive des Scorpions-Angriff nichts ein. Doch die Verteidigung hatte sich eingespielt und zwang die Gäste zum Punt. Dabei kam allerdings erneut das leidige Thema Penalties zu Tragen, denn ein Roughing The Punter hielt die Unicorns im Angriff. Allerdings nur für kurze Zeit, denn nach einem QB-Sack von Benny Held, ging der Ballbesitz letztlich doch an die Scorpions-Offense über. Und endlich lief es auch dort, denn unaufhaltsam näherte sich der Angriff mit Läufen über Geiger und Carpenter, sowie Pässen auf Jackson der gegnerischen Endzone.
Nach dem ersten Seitenwechsel vollendete schließlich Geiger über 10yd zum 6:7-Anschluss. Hier trat allerdings eine andere aktuelle Schwäche der Scorpions zu Tage, denn der PAT wurde wie zuletzt in Darmstadt- geblockt. Und weiter ging die Defense-Schlacht, denn auch die Unicorns bewegten den Ball nur mühselig. Meist waren die Pass-Empfänger gedeckt oder wurden nach wenig Raumgewinn gestoppt. So musste QB Ira Vandever oft selbst Ball und Beine in die Hand nehmen, um den Drive am Leben zu halten. Dazu das obligatorische Penalty auf Stuttgarter Seite zur Unzeit, womit Eric Truscott über 4yd wenig Mühe hatte, den Ball zum 6:14 (PAT Bradshaw) zu tragen. Im Gegenzug war es erneut Patrick Geiger, der den Ball nach vorne bewegen konnte, denn die Pässe von QB Patrick Fajfr fanden zwar meist ihr Ziel, wurden aber nicht unter Kontrolle gebracht. Und auch hier machten Penalties die Sache nicht einfacher, es musste gepuntet werden. Bis zum Pausenpfiff dominierten dann die Verteidigungen auf beiden Seiten.
Erfreulicheres zu sehen gab es für die Anhänger der Scorpions zu Beginn des 3.Quarters, denn es war, mit einer Ausnahme durch Jasson Scott, ausschließlich Patrick Geiger, der den Ball nach vorne bewegte. Mit einem 33yd-Lauf und der TPC gelang ihm auch der 14:14-Ausgleich. Doch die Unicorns waren um eine Antwort nicht verlegen. Mit einem Pass über 35yd fand Vandever Max Seroogy zur erneuten 14:21-Führung (PAT Bradshaw). Die Antwort blieben die Scorpions zunächst jedenfalls- schuldig, denn auch hier brachte eine erneute 15yd-Strafe den Angriff zum Erliegen. Besser machte es danach die Defense. Ein Tackle von LB Hubert Fleck für 2yd, danach je ein QB-Sack durch DE Andreas Mecherlein und DE Daniel Mirus an Vandever und die Aufholjagd ging weiter.
Bis ins Schlussviertel ging der Angriff der Scorpions, doch es schien, als ob die Serie an der gegnerischen 17yd-Line zum Erliegen kam, denn im 4.Versuch waren noch 4yd zu gehen und die Unicorns hatten zu diesem Zeitpunkt das Laufspiel besser im Griff. Mit einem 17yd-Pass auf Jackson überraschte QB Patrick Fajfr nicht nur die Zuschauer, sondern auch und vor allem die Haller Verteidigung zum erneuten 21:21-Ausgleich (PAT Wurster). Die Gäste versuchten es nun vornehmlich über Lauf, was zunächst nicht erfolgreich war. Denn Tackles von Michael Rendsburg und Daniel Mirus ließen kaum Raumgewinn zu. Als dann auch noch Vandever auf der Flucht vor den heranstürmenden Verteidigern sich mit 7yd Raumverlust ins Seiten-Aus rettete, schien der Drive gelaufen. Vandever erneut war es jedoch, der im 4.Versuch die Lücke in der Verteidigung entdeckte und selbst loslief, diesmal nach vorne. Gerade noch von CB Matthias Mecherlein getackelt, schaffte er zumindest den 1st Down. Die Folge war die 21:29-Führung durch einen Pass über 12yd auf Max Seroogy. Mit entscheidend für das spätere Ergebnis war die erfolgreiche TPC, ebenfalls durch Seroogy. Doch die Scorpions hatten die Antwort parat. Gut vorgeblockt war es erneut Patrick Geiger, der den Ball nach vorne bewegte. Zuletzt über 31yd erreichte er die gegnerische Endzone und glich mit einer erneuten TPC zum 29:29 aus. Alles war wieder offen! Die Scorpions-Defense aber hielt nun nachhaltig dagegen und ließ keinen Raumgewinn zu. Mit einer Interception von Chef Jeff Carpenter, der den Ball tief in die Haller Endzone zurücktrug, brachten sich die Scorpions ins Spiel zurück. Ein erneutes Penalty nach der Interception ließ die Scorpions allerdings erst an der eigenen 44yd-Linie beginnen. Doch es stand alles im Zeichen der Heimmannschaft, denn bei weniger als einer Minute auf der Spielzeituhr hieß es dann vierter Versuch und 1 an der Haller 19yd-Linie. Und wie fast immer in kritischen Situationen bedeutet dies Lauf über Geiger dieses Mal allerdings mit dem besseren Ende für die Unicorns-Defense, die offensichtlich den Spielzug vorausahnten und Patrick Geiger an der Line of Scrimmage stoppen konnten. Dass dieser dabei den Ball auch noch verlor, hatte daher nur noch statistische Bedeutung, denn auch die Unicorns konnten die kurze noch verbleibende Spielzeit nicht mehr nutzen.
Als Fazit bleibt den Scorpions, dass sie nach über 3 Jahren immerhin wieder gegen die Unicorns punkten konnten. Weiter bleibt die Erkenntnis, dass das Laufspiel derzeit mit Patrick Geiger steht und fällt. Hier müssen die Runningback-Kollegen wieder erfolgreicher ins Spiel kommen. Wenn dann noch die unnötigen Strafen reduziert und das Kicking-Game zuverlässiger wird, sind die Scorpions durchaus in der Lage, um die vorderen Plätze mitzuspielen.
Es bleiben nun immerhin zwei Wochen Zeit, sich auf das schwere Auswärtsspiel am Sonntag, 18.06.06 bei einem der Germanbowl-Aspiranten, den Marburg Mercenaries, vorzubereiten. Der Kickoff im Georg-Gassmann-Stadion ist um 16.00 Uhr.