Schwaben wollen nicht der Favorit sein

Vor dem Spitzenspiel sendet Stuttgart fleißig Komplimente gen Westerwald

Farmers Quarterback Kevin Brüngel auf dem Weg zu seinem Touchdown gegen Pforzheim (oben). Auch gegen Stuttgart will der Junioren-Quarterback - wie auch Linebacker Dirk Machalett (Bild unten) seinen Teil zum Erfolg beitragen.

Die einen nennen sich Silver Arrows, kommen aus der Stadt des neuen Deutschen Fußballmeisters Stuttgart und wollen den Titel in der Regionalliga. Die anderen nennen sich Farmers, teilen sich den Sportplatz mit den Kickern vom TuS Montabaur, die gerade so den Klassenverbleib in der Rheinlandliga geschafft haben, und wollen in der Liga ein bisschen Spaß haben. Doch wenn die Akteure aus der Schwaben–Metropole Stuttgart am Samstag um 16 Uhr im Schatten des Gottlieb–Daimler–Stadions auf die "kämpfenden Bauern" aus der Westerwald–Metropole Montabaur treffen, ist die Favoritenrolle gar nicht so klar verteilt wie es scheint.

 

"Nein, wir sind nicht der klare Favorit!" Ob Jürgen Doh da einfach nur tiefstapelt, oder ob man tatsächlich eine gehörige Portion Respekt vor dem nächsten Gegner hat, wird sich erst im Spiel am Samstag zeigen. Fakt ist, vor dem Heimspiel der Silver Arrows gegen die Montabaur Fighting Farmers am Samstag (16 Uhr) verteilt der Stuttgarter Headcoach fleißig Komplimente gen Westerwald. "Die Farmers haben mit dem Sieg beim amtierenden Meister in Kaiserslautern am ersten Spieltag ein deutliches Warnsignal an die Liga gesendet", sagt Doh. "Wir müssen aufpassen und dürfen Montabaur nicht auf die leichte Schulter nehmen!"

Spricht man dieser Tage mit den Verantwortlichen aus Schwaben, dann fällt immer wieder dieser eine Name: Jochen Strahl. Der heutige Defense–Coach der Farmers spielte einst für die Silver Arrows und kennt daher noch viele Akteure dort. Und man kennt ihn. "Wir schätzen die Arbeit von Jochen und den Farmers", sagt der Stuttgarter Pressesprecher. Und Doh ergänzt: "Der Jochen kennt uns wahrscheinlich wesentlich besser als wir die Farmers kennen."

Schenkt man den Aussagen aus Stuttgart Glauben, dann hatten die Schwaben bisher keine Gelegenheit, die Westerwälder zu scouten. "Sie haben leider nicht bei uns in der Nähe gespielt", sagt der Stuttgarter Headcoach. "Ich habe sie nur einmal zehn Minuten gesehen – und das war in der Vorsaison in Mainz." Dass sich seither das Gesicht der Farmers auf manchen Positionen verändert hat, hat sich allerdings auch bis ins Schwaben–Ländle rumgesprochen. "Die Farmers haben einen jungen Quarterback, der sehr schnell und quirlig ist", weiß Doh. "Aber alles andere ist schwer einzuschätzen. Fakt ist jedoh, dass Montabaur nach dem Sieg in Kaiserslautern und dem Kantersieg gegen Pforzheim zum Favoritenkreis der Liga zählt."

Dazu gehören aber auch die Schwaben – und das ist durchaus gewollt. Denn in Stuttgart will man den Titel, nachdem man im Vorjahr hinter den Kaiserslautern Pikes nur "Vize" wurde. "Die Meisterschaft ist unser Ziel. Nur ob wir das erreichen, wird sich erst zeigen." Dabei hat das Spiel am Samstag für die Schwaben bereits eine immens wichtige Bedeutung. "Da wir nur einmal gegen Montabaur spielen ist klar: Wer hier gewinnt, bleibt im Titelrennen. Wer verliert, ist fast schon draußen." Da es an einem Rückspiel fehlt, fehlt es auch schlichtweg an der Möglichkeit, eine Niederlage im Rückspiel wieder auszugleichen.

Auf dem Weg zum Titel konnten die Stuttgarter in dieser Saison das eigene Team verstärken. Insgesamt sechs neue Amerikaner sind zum Team gestoßen. Doch Doh unterstreicht: "Das sind vornehmlich Ergänzungsspieler, denn wir wollen auf den Keypositions deutsche Spieler zum Einsatz bringen." Doch wer die Chance bekommt, Importspieler ins Team zu holen, der nutzt sie auch. Verständlich: Die US–Boys sind in Stuttgart stationiert – die Fahrtkosten halten sich in Grenzen. Fehlen wird den Schwaben gegen die Farmers dagegen mit Manuel Lehniger ein echter Führungsspieler. "Manuel war in der Vorsaison bester deutscher Scorer in der Liga – nur geschlagen von einem Ami aus Kaiserslautern. Ein richtig guter und junger Spieler", sagt Doh über den Running Back. Im ersten Saisonspiel war Lehniger verletzt, im zweiten dann dabei. Doch da kassierte er einen Platzverweis und ist jetzt gegen Montabaur gesperrt.

Wer nun im Vergleich der bisher ungeschlagenen Regionalliga–Teams am Ende die Nase vorne hat, entscheidet sich am Samstag ab 16 Uhr, wenn sich die Silver Arrows und die Farmers ab 16 Uhr ein erstes Mal tief in die Augen schauen dürfen – bisher hat es noch kein Spiel dieser beiden Teams gegeneinander gegeben. Und Stuttgarts Headcoach Doh sagt mit einem Augenzwinkern: "Die Farmers haben in den vergangenen Jahren sich stetig gesteigert und Erfolg gehabt. Den müssen sie ja nicht unbedingt gegen uns fortsetzen!" Müssen sie nicht....