Nur noch 48 Minuten trennen die Solingen Paladins vom größten Erfolg ihrer jungen Vereinsgeschichte. Die Meisterschaft der Oberliga und der damit verbundene Aufstieg in Deutschlands dritthöchste Spielklasse sind zum Greifen nah.
Noch vor elf Monaten fehlten den Klingenstädtern drei mickrige Punkte im direkten Vergleich zu den Aachen Vampires zum Aufstieg. Die Mannen um Cheftrainer Tim Rüttgers schworen sich damals, dass sie 2014 vieles besser machen wollten.
Bislang sieht es ganz danach aus, dass sie diesem Schwur nachkommen könnten: Die Solinger stehen auf Platz 1 der Tabelle und haben ihr Schicksal selbst in der Hand. Ein Sieg gegen den Erzrivalen aus Gelsenkirchen wäre die Belohnung für 10 Monate harte, disziplinierte Arbeit und die Krönung einer überzeugenden Saison. „Wir haben gemeinsam mit dem Team im Winter das Ziel „Aufstieg“ gesetzt. Und wenn man in die Regionalliga will, dann muss man so trainieren, als sei man schon dort“, so der zweite Headcoach Gunnar Peschelt. Und das taten seine Spieler auch: Durchschnittlich über 30 Spieler beim Training und gut besuchte Zusatzeinheiten waren Zeichen für den Willen der Paladine.
Bevor es soweit ist, müssen allerdings erst die Devils aus Gelsenkirchen niedergerungen werden. Dass die Mannschaft dazu in der Lage ist, hat sie im Hinspiel mit 26:7 eindrucksvoll bewiesen. Seitdem konnten beide Mannschaften fast alle ihrer Spiele gewinnen. Einzig gegen den Tabellenzweiten Cologne Falcons mussten beide Teams jeweils eine Niederlage einstecken. Die Wunden der Devils sind noch frisch – verloren sie doch vor Wochenfrist deutlich mit 32:0 gegen die Domstädter und flogen somit aus dem Meisterschaftsrennen. Theoretisch haben sie noch Chancen auf den Titel, jedoch müssten sie die beiden verbliebenen Spiele in Solingen und gegen Köln mit 20 bzw. 33 Punkten gewinnen. Aufwind erhielt die Truppe von HC Markus Kiepol durch den Rückzug der Recklinghausen Chargers, der den Devils eine gute Handvoll neuer Leistungsträger bescherte. Ob die Zeit reichte, die Spieler der Chargers erfolgreiche einzubauen, wird sich am Sonntag zeigen.
Tim Rüttgers hingegen vertraut auf die Spieler, die ihn schon seit vielen Jahren begleiten und die eng zusammen stehen: „Unsere Stärke ist der Zusammenhalt. Wir sind eine Familie auf und neben dem Feld. Jeder kämpft für den anderen!“ Das wird am Sonntag auch dringend nötig sein, denn die Solinger müssen den Ausfall einiger Leistungsträger kompensieren. Während in der Offense die Receiver Daniel Schöps, Simon Regelin und Matthias Birke fehlen werden, muss Rüttgers in der Defense auch auf mehrere „Starter“ verzichten. Neben dem Brasilianer Roberto Schor, der zurück in seiner Heimat ist, fällt nun auch noch Linebacker Jan Berens mit Rückenproblemen aus. Für ihn rückt Helge von Hagen-Hülsberg von der Defense-Linie auf. Auch hinter dem Einsatz von Magnus Westhofen (Handverletzung) und Michael Prawinski (Zerrung) stehen noch dicke Fragezeichen. Team-Arzt Norbert Gärtig von der CGP wird die beiden kurz vor dem Anpfiff letztmalig checken. „Wie dem auch sei, wir werden nicht klagen, sondern unser Bestes geben – und das wird reichen!“, gibt Rüttgers die Marschrichtung vor. Mit bisher kassierten 72 Punkten stellt seine Unit die beste Verteidigung der Liga.
Offense-Line Coach Alexander Thomas kann aus dem Vollen schöpfen. Seine Gruppe zeigte zuletzt eine deutliche Leistungssteigerung und geht mit breiter Brust in das Spiel. Allen voran Modell-Athlet Christian Klose, der stellvertretend für seine Mitspieler sagt: „Wir haben in den letzten Wochen sehr gut trainiert und uns immer besser eingespielt. Wir sind bereit!“
Eine Aussage, die Marvin Leimküller, seines Zeichens Runningback und Top-Scorer, lächeln lässt. Er und seine Kollegen sind auf die Leistung der kräftigen Jungs um Klose angewiesen.
Abschied auf Zeit
Nach dem Schlusspfiff wird es auf jeden Fall einige Tränen geben, gleich sechs junge Paladine werden studienbedingt aus der Klingenstadt wegziehen. Neben Jonathan Senger, den unter anderem die Liebe nach Hamburg ruft, packen die Brüder Marlon und Gianni Böntgen sowie David Schneider, Jonathan Bieren und Daniel Purder ihre Koffer, um über ganz Deutschland verteilt zu studieren. Auch Defense Back Tim Münninghoff weiß noch nicht, wie seine berufliche Zukunft ausschaut. „Wenn ich nächstes Jahr nicht in Solingen spielen kann, wird mir ein großer Teil meines Lebens fehlen. Die Jungs sind einfach Brüder für mich“, erzählt ein nachdenklicher Münninghoff.
„Das scheint momentan einfach unser Solinger Schicksal zu sein. Derzeit sind 13 Paladine wegen des Studiums über das Bundesgebiet verteilt . Der Großteil davon Leistungsträger wie QB Jeremy Konzack, Safety Björn Beu oder Linebacker Sven Jansen. 70% unseres Nachwuchses spielt in Städten die über 200km weit entfernt sind. Das tut schon weh“, beschreibt der sportliche Leiter Jens Merten die Situation, „bis die Jungs dann zurückkommen, dauert es bis zu sechs Jahre. Für unsere mittelfristige Entwicklung ist das natürlich ein Schlag in den Nacken.“
Großartiges Rahmenprogramm
Das Team um Gameday-Managerin Tanja Nadine Philipp hat sich für den Sonntag eine Menge ausgedacht: „Wir fanden, dass ein solches Spiel auch einen entsprechenden Rahmen braucht! Bei den normalen Spielen bieten wir schon viel, aber jetzt geben wir wieder Vollgas.“
Neben dem bekannten Catering mit American Food rund um den beliebten „Palaburger“, gibt es eine große Auswahl an Speisen und Getränken. Für Kinder ist eine große Hüpfburg vorhanden (je nach Wetterlage). Die Cheerleader der Tanzgruppe Klingenstadt zeigen bei mehreren Tänzen ihr Können. In Kooperation mit dem TSV Aufderhöhe gibt es zudem in der Halbzeitshow einen Fieldgoald-Contest.
Vor und nach dem Spiel tritt endlich wieder die beliebte Band „Sonderzeichen“ auf. Die rockigen Lieder der Gruppe um Sänger Victor Hübner sorgten schon beim Charity Bowl für große Begeisterung.
Kurz vor Kickoff wird es zudem eine Scheckübergabe an den Förderkreis Jahnkampfbahn geben. Ein Teil der Erlöse des oben genannten Charity Bowls waren dem Förderkreis versprochen worden. Diese Zusage wird der 1. Vorsitzende Michael Marku gerne einlösen. „Wir wissen, wie wichtig die Arbeit des Förderkreises ist. Ohne ihn könnten wir nicht in diesem wunderschönen Stadion spielen. Die Paladins sind dankbar, einen so verlässlichen Partner an ihrer Seite zu haben“, betont Marku die Wichtigkeit der Kooperation.
Fakt am Rande: In der letzten Woche wurde ein Defibrillator im Stadion eingeweiht. Das lebensrettende Gerät ist eine Spende der Stadtsparkasse Solingen. Die Solingen Paladins bedanken sich herzlich für diese Aktion, hoffen aber natürlich, dass er nie zum Einsatz kommen muss.
Freier Eintritt als Dankeschön an die Fans
Wer an der Kasse ein Paladins-Item (Cap, Shirt, Schlüsselband etc.) vorzeigen kann, erhält freien Eintritt. „Wir möchten so unseren treuen Fans, die uns schon seit so langer Zeit unterstützen, Danke sagen“, erklärt Michael Marku die Aktion. Ziel ist es, die 650-Zuschauer-Marke (Ligaspiel-Zuschauerrekord aus 2013) zu knacken. „Unsere Band freut sich aber trotzdem über Spenden“, ergänzt der 1. Vorsitzende mit einem Augenzwinkern. Ermöglicht wird diese Aktion unter anderem durch das Engagement von Hauptsponsor "Büro Knipper. "Am Sonntag brauchen wir einfach jeden Fan zur Unterstützung im Stadion. Die Stimmung in der Walder Festung ist einfach einmalig", fiebert Guido Knipper dem Kickoff entgegen.
Wie schon bei den letzten Heimspielen weisen die Paladins ihre Fans und Gäste auf zwei wichtige Dinge hin: 1. Das Mitbringen von Geräten, die extreme Lautstärke verursachen (z.B. Megafon, Vuvuzuela) ist aus Lärmschutzgründen grundsätzlich verboten. 2. Wir bitten unsere Besucher dringend, die Parkplätze auf dem Walder Marktplatz zu nutzen. Die Parkplatzsituation rund um das Stadion ist während der Spiele z.T. katastrophal. Das Ordnungsamt achtet verschärft auf Falschparker am Sportpark Wald.
Wer sich auf das große Spiel einstimmen will, kann dies schon ab 11 Uhr machen: Die U17, die Solingen Steelers spielen ihren Saisonabschluss gegen den Tabellenführer Düsseldorf Typhoons. Headcoach Jim Yahrling rechnet sich verletzungsbedingt zwar nur Außenseiterchancen aus, aber „wir werden zusammenstehen und bis zum Schlusspfiff kämpfen“.
Oberliga U17: Solingen Steelers vs Düsseldorf Typhoons, 11 Uhr
Oberliga Seniors: Solingen Paladins vs Gelsenkirchen Devils, 15 Uhr, Walder Stadion, Adolf-Clarenbach-Str., 42719 Solingen