Bereits vor der Saison wurden die Unicorns und die Mercenaries als die beiden Topfavoriten für den Titel des Südmeisters in diesem Jahr gehandelt. Bisher wurden beide Teams dieser Rolle auch gerecht. Abgesehen von den Niederlagen in den jeweiligen Interconference-Begegnungen gegen Teams aus der GFL-Nord, haben beide Mannschaften bisher nur Erfolge zu verzeichnet. So ist es auch kein Wunder, dass dem Spiel am Samstag eine durchaus vorentscheidende Bedeutung im Titelrennen zukommt.
Nur ungern denken die Unicorns an das letzte Aufeinandertreffen mit den Mercenaries zurück. Selbst Urgesteine in der Organisation der TSG-Footballer fällt es schwer, sich an ein Spiel zu erinnern, in das die Haller ähnlich schlecht gestartet waren wie in das EFAF-Cup-Halbfinale gegen die Hessen vor fünf Wochen. Auf Seiten der Haller ging in der ersten Hälfte so gut wie alles schief und Marburg hatte sich bereits Mitte des zweiten Viertels einen komfortablen 31:0-Vorsprung erspielt. Am Ende stand eine Haller 36:48-Niederlage, die nicht leicht zu verdauen war. Marburg zog ins EFAF-Cup-Finale ein und sicherte sich dort vor zwei Wochen den Titel des Europapokalsiegers.
"Wir hatten einen wirklich schlechten Tag erwischt und es war eine Verkettung vieler, unglücklicher Umstände, die zu diesem hohen Rückstand geführt haben", sagt Unicorns-Headcoach Siegfried Gehrke im Rückblick auf diese Begegnung. "Für Samstag stehen bei uns die Signale auf Revanche. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns das kein zweites Mal passieren wird.", meint er.
Diese Überzeugung gewinnt Gehrke auch aus der Tatsache, dass der Haller Kader am Samstag deutlich anders aussehen wird, als in dem besagten EFAF-Spiel. Damals konnten acht Stammspieler wegen Verletzungen oder fehlender EFAF-Spielberechtigung nicht antreten, wovon die Haller Verteidigung besonders stark betroffen war. Abgesehen von dem gesperrten Defense-Liner Stefan Grundmann ist man am Samstag wieder voll besetzt und kann außerdem den amerikanischen Neuzugang Ray Padilla zum ersten Mal dem heimischen Publikum präsentieren.
Es wird interessant zu sehen sein, wie die so besetzte Haller Defense mit dem Marburger Angriff zurecht kommt. Mit Receiver Filip Pawelka und Runningback Gerome Castleberry haben die Mercenaries zwei der erfolgreichsten Punktesammler in ihren Reihen. Bedient werden sie vom deutschen Nationalquarterback Joachim Ullrich, der in diesem Jahr besonders gut aufgelegt zu sein scheint und bisher seine wohl beste Saison spielt. Mit 142 erzielten Punkten liegt die Marburger Offense zur Zeit nur sehr knapp hinter dem Haller Angriff mit 155 Zählern.
Seinen Abschied im Hagenbachstadion für dieses Jahr gibt Halls Receiver, Kicker und Topscorer Marc Biedenkapp. Der Architektur-Student hat überraschend das Angebot für ein Auslandssemester in Mexiko bekommen, das er noch vor dem nächsten Heimspiel am 13. August antreten wird. "Ein großer Verlust für uns, aber wer kann es Marc verdenken, dass er dieses Angebot annimmt", zeigt Siegfried Gehrke Verständnis für Biedenkapps Entscheidung, die Saison 2005 vorzeitig zu beenden.