Ich weiß überhaupt nicht, was hier im vorigen Jahr passiert ist. Es interessiert mich auch nicht, sagte der neue Head Coach der Cowboys bei der Pressekonferenz nach dem 41:8-Erfolg gegen Hanau Hornets. Das einzige, was für die Cowboys jetzt zählt, ist das Spiel am Sonntag gegen Kirchdorf. Zwei Siege aus zwei Spielen das ist Rosenbergs bisherige Bilanz. Auf das umkämpfte 14:7 bei den Wiesbaden Phantoms folgte ein nie gefährdeter (Pflicht-)Sieg gegen Hanau. Doch wie stark Cowboys tatsächlich einzuschätzen sind, wird erst das oberbayerische Derby gegen die Wildcats zeigen. Das wird ein überaus interessantes, großartiges und aufregendes Spiel, glaubt Rosenberg. Weil sich beide Mannschaften auf Augenhöhe begegnen. Wir müssen extrem aufpassen.
Gegen ersatzgeschwächte und verletzungsanfällige Hanauer war ein derart hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit überhaupt nicht nötig. Nach nur einem Viertel lagen die Münchner bereits mit drei Touchdowns in Führung. Sebastian Krech, Dominique Kandolo und Jerome Morris liefen allen Gegnern davon und trugen das Football-Ei in die Endzone. Die spektakulärsten Punkte aber besorgte Alexander Scholz, kurz vor Ende des zweiten Viertels: Der Münchner Defensive Back mit der Rückennummer Acht fing einen Pass der Hanau Hornets noch in der Hälfte der Cowboys. Und spurtete geradewegs, über rund 60 Yards, bis in die gegnerische Endzone. Nach der Halbzeitpause erzielte Kandolo weitere sechs Punkte. Mit dem von Pascal Maier erzielten Zusatzpunkt führten die Cowboys 35:0.
Quarterback Travis Harvey, den John Rosenberg in Wiesbaden durchspielen ließ, wurde gegen Hanau schon im zweiten Spielzug durch Gary Lautenschlager ersetzt. Der lief in der Folgezeit ein ums andere Mal hinaus zur Seitenlinie, um sich Anweisungen vom Head Coach zu holen. Seinem Touchdown-Pass auf Wide Receiver Sebastian Krech aus dem Anfangsviertel folgten jedoch keine weiteren Vorlagen, die zu Punkten führten. Nachdem die Hessen zwischenzeitlich auf 8:35 herankamen,
war es wiederum Pascal Maier, der im Schlussviertel mit zwei Field Goals aus 22 sowie 23 Yards den 41:8-Endstand erzielte.
Pflichtsieg für die Cowboys, erneute Niederlage für die Hornets. Schon in den Tagen vor dem Spiel im Münchner Dantestadion wurde bei den Hessen Klartext geredet: Wenn wir in Rückstand geraten, bricht bei uns alles zusammen, wetterte Hornets-Sprecher Achim Korn nach der deprimierenden 0:51-Niederlage gegen die Wildcats zu Saisonbeginn. US-Quarterback Clifton Smith appellierte an die Ehre einiger Spieler, sich nicht jedem Gegner frühzeitig geschlagen zu geben. Tatsächlich begannen die Hessen freilich, als das Spiel längst verloren war tapfer zu kämpfen. Und gewannen mit dieser Einstellung zumindest das dritte Quarter. Unser Team hat nie aufgegeben, lobte Martin Latka, Running Back und Tight End der Hornets, der bis zu Saisonbeginn noch bei Galaxy Frankfurt in der NFL-Europa unter Vertrag stand. Hornets-Cheftrainer Bernd Schmitt, der in München nach eigenen Angaben auf sechs oder sieben Line-Spieler verzichten musste, übte sich aufgrund des kleinen Kader in Sarkasmus und meinte: Ich hoffe, dass wir es irgendwann einmal schaffen werden, mit 50 Mann aufzulaufen.
In einem sportlich fairen Football-Match gab es auffällig viele Verletzte auf Seiten der Hessen. Insgesamt rund ein Dutzend. Am schlimmsten traf es den US-Amerikaner Jerome Nicholls, der mit einem Schien- und Wadenbeinbruch in ein Münchner Krankenhaus gebracht werden musste. Weniger Blessuren dagegen auf Seiten der Cowboys: Wie bereits gegen Wiesbaden waren es erneut jüngere Spieler, die Verantwortung übernahmen und Akzente setzten. Der derzeit überragend agierende Running Back Jerome Morris bedankte sich bei Coach Rosenberg dafür, dass er viel Spielzeit bekomme und: Dass ich die Last auf meinen Schultern tragen darf. Auf 82 Rushing Yards brachte es der 19-Jährige allein in der ersten Halbzeit. Das spricht doch für sich, meint John Rosenberg. Indes: Nicht nur Jerome Morris, auch Defensive Back Maximilian Macek und die beiden Wide Receiver Sebastian Krech und Pascal Maier präsentieren sich derzeit in Bestform.
Die bisher gezeigten Leistungen könnten John Rosenberg eigentlich ruhig schlafen lassen. Doch der US-Amerikaner, in dessen Münchner Wohnung Aufstellungen und Taktiken statt Tapeten an den Wänden kleben, denkt in diesen Tagen nur an das Match gegen die Wildcats am Sonntag. Ich bin nicht intelligent genug, scherzt er, um noch weiter vorausblicken.
(Jörg Schmilewski)