Am Frankfurter Flughafen wartete eine kleine Abordnung des Drittligisten auf den neuen Spielmacher, auf den nach Auskunft von Head Coach Markus Grahn zwar große Hoffnungen gelegt werden, jedoch nicht alle. "Wir haben noch viele andere Waffen, um unsere Gegner zu bezwingen. Ian wird uns aber als Spieler auf dem Feld und als Coach im Training einen großen Schritt weiterbringen", so Grahn zuversichtlich.
Am Flughafen musste Mitchell zunächst einmal Hände schütteln und posierte mit den Cheerleadern Marina, Melanie, Nadine und Renate gleich für ein erstes Begrüßungsfoto. Auch das aktuelle Passbild wurde noch direkt in Terminal 2 aufgenommen… "Wie müde bist Du", war anschließend die erste Frage Grahns, nachdem Mitchell ihm bestätigt hatte, einen guten Flug gehabt zu haben. "Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie lange ich jetzt wach bin", grinste der US-Amerikaner einige Stunden später während seines ersten Interviews. "Es müssen weit über 30 Stunden sein. Coach Grahn gab mir aber den Tipp, bis heute abend auf jeden Fall wach zu bleiben, damit ich schnell in den Rhythmus hier in Deutschland komme."
In Ginnheim zeigte der Universe-Head Coach seinem neuen Spieler, der zudem an der Seite Roberto Tossutis mit den Quarterbacks arbeiten wird, zunächst einmal die kleine "lila Hölle" und stellte ihn während eines Meetings der Coaches im Day-Night-Sports dem Staff vor. "Ich wurde gleich sehr herzlich begrüßt. Die Spieler, die hier trainieren, kamen sofort auf mich zu, haben sich vorgestellt und gesagt, sie würden sich freuen, dass ich mit ihnen auf dem Feld stehen werde. Toll daran war auch, dass sie es auf Englisch gesagt haben… Ich kann bisher kein einziges Wort Deutsch."
Über Deutschland habe er sich vor seinem Abflug aber erkundigt. "Ich möchte hier, soweit es meine Zeit zulässt, auch etwas sehen und Tagesausflüge machen. Das Engagement hier in Frankfurt gibt mir die einmalige Möglichkeit, etwas zu tun, was ich liebe, nämlich Football zu spielen, und zum anderen, einen besonders schönen Teil der Welt kennenzulernen. Frankfurt ist total sauber…", wundert sich Mitchell. Markus Grahn habe ihn ebenso wie einige andere Staff-Mitglieder mit Informationen über Universe geradezu gefüttert. "Ich konnte mir einige Filme aus der vergangenen Saison ansehen. Zum Beispiel auch auf AFC Network. Eine feine Sache auf der Universe-Homepage. Mir gefällt dabei auch die Atmosphäre rund um das Feld. Ich freue mich schon richtig auf das erste Spiel."
Das Niveau der dritten Liga schätzt der 22-Jährige hoch ein, allerdings noch etwas weniger professionell als im College. "In den USA wachsen wir mit Football auf, hier in Deutschland scheinen Spieler doch deutlich später mit dem Sport anfangen zu können als bei uns. Football in Deutschland scheint aber auf dem richtigen Weg zu sein, immerhin gibt es gute Coaches, wie ich alleine hier im Meeting schon festgestellt habe." Tatsächlich wird Mitchell bei Universe auch als Coach fungieren. "Wir haben Ian auch darum eingeladen, bei uns zu spielen, weil er am Dickinson College bereits ein Jahr lang als Coach gearbeitet hat", so Daniel Zeidler, der Sportliche Leiter von Frankfurt Universe.Mitchell selbst sieht die Saison mit Universe als Gelegenheit, sein Wissen zu teilen. "Es ist egal, ob ich mit jüngeren oder älteren Spielern arbeite, ob sie schlechter oder besser als ich ausgebildet wurden. Man kann immer voneinander lernen. Man muss eben miteinander reden! Darauf freue ich mich ebenfalls sehr."
Gleich zum ersten regulären Spiel seines Sohnes am 16. April reist Mitchells Vater Michael an. "Gegen Albershausen wird mein Dad hier sein. Er hat mir bei der Entscheidung, hier zu spielen, sehr geholfen", so Mitchell. "Immerhin wäre es jetzt eigentlich an der Zeit, mich in den USA um einen Job zu bewerben. Mein Vertrag als Coach am Dickinson College läuft nur noch für die nächste Saison…" Während seine Mutter Karen eher skeptisch gewesen sei, was das Engagement ihres Sohnes in Übersee anging - "Mein Vater hat sich im College in Division I sehr schwer verletzt und meine Mutter hat natürlich Angst um mich… - sei Michael Mitchell begeistert gewesen. "Er hat mich zusammen mit Freunden und Verwandten daran erinnert, dass es immer mein Traum war, auch nach der Collegezeit weiter Football zu spielen. Hier in Frankfurt habe ich die Gelegenheit dazu und denke, ich passe auch gut ins Gefüge."
Für Ian Mitchell wird die Zeit in Frankfurt aber auch eine Zeit der Reisen. "Ich selbst möchte gerne Irland besuchen. Meine Vorfahren stammen von dort und vor einigen Jahren hat mein Vater das Land mit einigen Freunden besucht. Es war offensichtlich die Zeit seines Lebens, von der er immer wieder gerne erzählt. Und auch ich möchte sehen, wo meine Wurzeln sind. Ich komme zwar direkt vom Zwischenstop in Dublin, außer dem Flughafen habe ich aber nichts gesehen…" Für einen Monat hat sich Ian's Freundin angekündigt und im Juni erhält Mitchell zudem Besuch seiner Familie. "Sie kommen zu sechst und ich freue mich schon riesig auf sie. Sie werden auch mindestens ein Spiel sehen, also hoffe ich, sie ebenso wenig zu enttäuschen wie meine Mitspieler und die Fans…"
Warum er das Engagement bei Universe angenommen habe, beantwortet Mitchell kämpferisch: "Mir wurde gesagt, hier sollen Meisterschaften gewonnen werden. Darum bin ich hier. Ich möchte hier das tun, was ich liebe… und dabei gewinnen." Acht Siege bedeuteten die wahrscheinliche Teilnahme an den Playoffs, neun Siege Sicherheit. "Ich denke aber, wir alle hier wollen auch das zehnte Spiel gewinnen."
Sechs Wochen vor dem Fanday am Sonntag, 10. April, und dem Testspiel gegen die Cologne Crocodiles zeigte sich Mitchell voller Vorfreude auf die Saison. "Zuhause habe ich hart gearbeitet, um fit zu sein und jetzt freue ich mich, wenn es endlich losgeht. Ich freue mich darauf, meine Mannschaftskollegen kennen zu lernen, ich freue mich auf die Spiele und auf die Fans, von denen mir Coach Grahn berichtet hat. Ich bin mir sicher, wir werden viel Spaß miteinander haben." Berührungsängste habe er keine. "Ich fände es klasse, wenn Fans auf mich zukommen und mit mir reden würden. Immerhin sind sie in den nächsten Monaten zusammen mit Coaches und Spielern meine Familie." Mit einem Grinsen fügt er jedoch hinzu: "Ich bin aber echt froh, dass hier so viele Menschen Englisch sprechen. Für Deutsch brauche ich echt noch etwas Zeit…"